Frühling im Winter: Pflanzen können Schaden nehmen
Neustadt/Weinstraße (dpa/tmn) - Milder Dezember - klingt erstmal nicht schlimm. Aber für den Garten sind die Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt nicht ideal. Manche Gehölzer interpretieren das so, als sei der Frühling schon da.
Der laue Dezember kann manchen Pflanzen im Garten schaden. Zumindest an geschützten Stellen herrscht in einigen Regionen gefühlt Frühling. Für die Gehölze ist das das Signal, der Winter sei bereits vorbei - und sie legen ihr Frühjahrsprogramm ein. Sie aktivieren ihre Reservestoffe und kurbeln den Stoffwechsel an, erklärt die Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Dann treiben die Knospen aus. Krautige Pflanzen, die bislang noch wachsen und blühen, legen einfach gar keine Winterpause ein.
Problematisch wird all das, wenn es dann später im Winter wie erwartet knackig kalt wird: Bei den Gehölzen sterben die ausgetriebenen Knospen ab. Bei den krautigen Pflanzen fallen die grünen Pflanzenteile dem Frost zum Opfer. Und grundsätzlich sind Pflanzen, die bereits ausgetrieben haben, frostanfälliger als üblich.
Aber das heißt nicht, dass die Pflanzen deshalb sterben. Herrschen spätestens Anfang Januar so niedrige Temperaturen, dass die Pflanzen in ihre absolute Winterruhe eintreten, ist die aktuell milde Witterung noch kein Problem. Schäden wie das Absterben zu früh ausgetriebener Knospen dürften dann keine Rolle spielen, denn die Pflanzen könnten von Natur aus mit solchen Verlusten umgehen, erklären die Pflanzenexperten. Ein Apfelbaum brauche für seine reguläre Fruchtbildung nur rund 5 Prozent seiner Knospen. Die restlichen 95 Prozent seien eine Sicherheitsreserve.
Was können Hobbygärtner tun? Sie sollten jene Pflanzen, die einen Winterschutz aus Reisig, Vlies und Jute haben, ausziehen, rät Wolfgang Härtel, Mitglied im Bund deutscher Staudengärtner. Die Schutzschichten regen sie erst recht an, zu treiben. Kündigt sich Frost an, müssen die nach dem Austreiben noch empfindlicheren Pflanzen aber wieder eingepackt werden.
Um zu früh treibende Zwiebelblumen wie Schneeglöckchen oder Krokusse müssen sich Hobbygärtner nicht sorgen. Ihnen macht Frost nichts aus, und sie treiben daher oft auch am Ende des Winters. „Wenn es mal zum Winterende hin Frost gibt, dann schauen sie ein wenig komisch aus und sind schlapp“, erklärt der Gartenbau-Ingenieur aus Potsdam. „Aber das tut ihnen nichts, und sie berappeln sich schnell wieder.“