Gelbe Flatterbänder im Garten - Die Zaubernuss blüht
Rostock (dpa/tmn) - Mitten im grauen, dunklen und bitterkalten Winter blüht im Garten die Zaubernuss. Ausgerechnet in dieser Jahreszeit schafft sie es, ihre meist gelben Blüten auszutreiben. Hobbygärtner sollten sie daher dorthin setzen, wo jeder die Pflanze sieht.
Im Garten ist es nun ruhig. Doch nicht alle Pflanzen liegen nach dem Laubfall im Winterschlaf. An den Zweigen der Zaubernuss entfalten sich ausgerechnet nun die meist gelben Blüten mit bandförmigen Blütenblättern - die Dethardt Götze, Kustos des Botanischen Gartens der Universität Rostock, an Kreppbänder erinnern. Und die Pflanze weiß sich in besonders bitterkalten Zeiten zu schützen: „Bei tiefen Frösten rollen sich diese auch als Kronblätter bezeichneten Blütenblätter mehr oder weniger stark zusammen“, erläutert Veit Martin Dörken, Mitglied im Vorstand des Botanischen Vereins Bochum und Dozent an der Universität Konstanz.
Vor der Eiszeit waren die Sträucher in der ganzen nördlichen Hemisphäre verbreitet. „Das heutige natürliche Areal der Gattung Hamamelis ist stark zerteilt“, berichtet Dörken. Im östlichen Nordamerika kommen die beiden Arten Virginische (Hamamelis virginiana) und Frühlings-Zaubernuss (Hamamelis vernalis) vor. Aus dem östlichen Asien stammen die Chinesische (Hamamelis mollis) und die Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica).
„Zaubernuss-Arten sind in Mitteleuropa häufig gepflanzte Ziergehölze und stellen wichtige Solitärsträucher in Garten- und Parkanlagen dar“, erläutert Dörken. Die Pflanzen sind im Sommer eher unauffällig. Aber wenn andere Pflanzen sich zurückziehen, trumpfen sie auf: Im Herbst färben sie sich ein, und im Winter zeigen sie ihre Blüten.
„Die Geschichte der Zaubernuss in Europa beginnt circa 1750 mit den amerikanischen Arten Hamamelis vernalis und Hamamelis virginiana“, sagt Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter im Park der Gärten in Bad Zwischenahn. Sie wurden allerdings ausschließlich zur Herstellung von Medizin angebaut. „Die Pflanzen sind sehr gerbstoffreich“, erklärt Götze. Vor allem Blätter und Rinde enthalten ein Tannin, das entzündungshemmend, antimikrobiell und stark zusammenziehend wirkt. Der gartenbauliche Wert sei laut Ehsen eher gering. Heute schätzen Kenner diese Arten aber wegen ihres intensiven Duftes.
„Den Durchbruch schaffte die Zaubernuss erst, als 1879 die ersten Sämlinge der asiatischen Formen Hamamelis japonica und Hamamelis mollis nach England und von dort vor allem nach Belgien, den Niederlanden und Deutschland gebracht wurden“, erzählt Ehsen weiter. Diese Arten haben zur Winterzeit große gelbe Blüten und färben ihre Blätter im Herbst gelb bis orangerot ein.
Aus diesen Formen entstanden schnell zahlreiche Arthybriden, die botanisch als Hamamelis x intermedia bezeichnet werden. Ehsen zufolge gehören die meisten der heute bekannten Sorten zu dieser Gruppe. Der Experte empfiehlt besonders die Sorte 'Arnold Promise', eine Zaubernuss mit gelben Blüten, einer orangeroten Herbstfärbung und einer hervorragenden Fernwirkung. Auch die rotblühende 'Diane' und 'Jelena' mit orangeroten Blüten stehen auf seiner Favoritenliste.
Im Garten hat sich außerdem die Art Hamamelis mollis, die auch als Chinesische Zaubernuss bezeichnet wird, bewährt. Als besonders wertvoll bezeichnet Dörken die Sorte 'Brevipetala', die eine dunkle, orangegelbe Blüte hat und intensiv süßlich duftet, sowie 'Goldcrest' mit Blüten, die an der Basis braunrot gefärbt und außen goldgelb sind. Ihr Duft ist ebenfalls süßlich. Ebenso empfehlenswert sei die stark duftende Sorte 'Pallida' mit leuchtend gelben Blüten.
„Da Hamamelis als hervorgehobenes Gehölz in Einzelstellung die größte Wirkung erzielt und im Alter eine Größe von fünf Metern Breite erreichen kann, sollte der Standort ausreichend dimensioniert werden“, empfiehlt Ehsen. Gleichzeitig sind diese langsam wachsenden Gehölze ein wunderbarer Blickfang auf kleineren Flächen wie der Vorgarten. Dieser Standort hat noch einen Vorteil: Da man ihn auch im Winter regelmäßig durchläuft, sieht man den Blütenzauber gut.