Groß, lang und prächtig: Amaryllis aufziehen
Berlin (dpa/tmn) - In der Winterzeit erleuchtet sie mit ihrer Schönheit jeden Raum und vertreibt das triste Grau. Die üppigen Blüten der Amaryllis beeindrucken mit einer Blühdauer von etwa 14 Tagen.
Sie sind sehr anspruchslos und vertragen sogar geheizte Zimmer.
Es gibt die Amaryllis in zahlreichen Farbnuancen und verschiedenen Größen - dabei ist der Name Amaryllis botanisch gar nicht korrekt. „Zwar gehört sie zur Familie der Amaryllisgewächse, doch botanisch wird sie der Gattung Hippeastrum zugeordnet“, erklärt Andreas Tunger, Präsident des Fachverbands Deutscher Floristen Berlin/Brandenburg. Sie wird im Deutschen auch Ritterstern genannt, der landläufige Name Amaryllis hat sich aber bis heute bewahrt und wird überall verstanden.
„Die Echte Amaryllis (Amaryllis belladonna) stammt aus Südafrika und hat duftende, rosafarbene Blüten“, beschreibt Tunger. Sie ist im Gegensatz zum eigentlichen Ritterstern eine eher empfindliche und schwierig zu kultivierende Pflanze. Sie blüht bereits im Herbst und schiebt erst danach ihr Blattwerk aus der Zwiebel. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Blütenstängel. Die des Rittersterns sind innen hohl und werden nach dem Schnitt mit einem kleinen Stab von innen stabilisiert. Die Stängel der echten Amaryllis sind fest.
Der Ritterstern hat - wie alle Zwiebelpflanzen - drei Vegetationsphasen. Seine Blühphase ist im Winter, die Wachstumsphase im Frühjahr und Sommer sowie die Ruhephase im Herbst. In diesen Phasen hat er unterschiedliche Kulturansprüche: Von Mai bis September benötigt der Ritterstern warme Temperaturen. Er kann in dieser Zeit draußen stehen und Sonne tanken.
Während der Ruhephase im Herbst bevorzugt er einen dunkleren Standort, beispielsweise im Keller bei Temperaturen um 16 Grad. „Man kann den Ritterstern während der Ruhephase aber auch einfach im Garten lassen“, erklärt Andreas Tunger. Wichtig sei dann, dass er frostfrei steht.
Während der Blühperiode im Winter ist er mit der eher geringen Lichtintensität der Wohnräume zufrieden. „Das Spektrum der Blütenfarben reicht von reinem Weiß über Aprikot und Rosa bis hin zu einem leuchtenden Rot“, erklärt die Floristmeisterin Heike Damerius aus Berlin. Es gebe auch Sorten mit auffälliger Blütenfärbung und sogar Streifen. Und jedes Jahr kommen neue Züchtungen hinzu, etwa mit gefüllten Blüten oder Miniformen für kleinere Arrangements. Der Ritterstern ist so besonders, weil aus einer kleinen unscheinbaren Blütenknospe ein üppiges Blütenfeuerwerk entsteht“, beschreibt Damerius die Pflanze.
Wer das Naturschauspiel aus der Nähe betrachten möchte, kauft nicht die fertigen Schnittblumen, sondern zieht aus einer Zwiebel sein eigenes Exemplar heran. „Das klappt sehr gut, denn die Amaryllis gehört trotz ihrer Schönheit zu den eher unkomplizierten Blumen“, sagt Heike Damerius. Die Zwiebel wird im November in einen Topf gesetzt und etwa bis zur Hälfte mit Erde bedeckt. Der Topf habe die ideale Größe, wenn zwischen der Zwiebel und dem Topfrand nur eine Daumenbreite Platz ist.
Die Zwiebel wird vorsichtig angegossen und an einen warmen Standort gestellt. Je wärmer er ist, desto schneller treibt die Zwiebel aus. Gut sind Temperaturen zwischen 20 und 23 Grad. Sobald sich Blütenschäfte und Blattstummel zeigen, empfiehlt Damerius, etwas mehr zu gießen und mit dem Düngen zu beginnen. Bis zum Aufblühen vergehen, je nach Reifegrad der Zwiebel, etwa sechs bis acht Wochen. Um eine Blütenbildung im darauffolgenden Jahr zu fördern, sollten verblühte Teile sofort abgeschnitten werden. So verbraucht die Pflanze keine Energie für die Samenbildung. „Der Stängel wird allerdings erst entfernt, wenn er vertrocknet ist.“
Über das Frühjahr bildet die Knolle ein fächriges Grün. Wenn dann im August weniger gegossen wird, beginnt die Pflanze, die Nährstoffe aus den Blättern abzuziehen und zu speichern. Wenn die Blätter trocken sind, können sie entfernt werden. „Es ist der Beginn der Ruhephase, die etwa drei Monate andauert“, sagt Floristin Damerius weiter. Dann zeigen sich wieder die ersten Blattspitzen, und ein neuer Zyklus mit prächtigen Blüten kann beginnen.
Heike Damerius empfiehlt, beim Kauf von bereits herangewachsenen Amaryllis auf Qualität zu achten: „Man sollte dicke Knospen mit mehreren Blüten wählen. Wenn diese gut durchgefärbt sind, kann man davon ausgehen, dass sie schön aufblühen.“ Eine interessante Sorte sei 'Tinto Night', eine bordeauxrote, fast schwarze Sorte, die sehr elegant wirke. Und die Sorte 'Clown' wirke mit ihren rot-weiß gestreiften Blüten fröhlich. Aber Achtung: Alle Pflanzenteile sind giftig