Immer für eine Überraschung gut: Die reiselustige Akelei
Wuppertal (dpa/tmn) - Überraschung, hier bin ich: Die Akelei ist eine unstete Gartenbewohnerin. Sie vermehrt sich durch Selbstaussaat. Ihre Nachkommen lassen sich nieder, wo es ihnen gerade passt - und das ist an so ziemlich jedem Standort.
Die Akelei (Aquilegia) finden Spaziergänger an ihren natürlichen Standorten auf Bergwiesen, in lichten Laubwäldern und an Waldrändern in Mittel- und Süddeutschland, in Österreich und der Schweiz. Doch bereits seit mehr als 500 Jahren ist die Schönheit auch eine liebgewonnene Bewohnerin der Hausgärten.
Die Akelei ist eine der ersten höheren Stauden, die im Gartenjahr ihre Pracht zeigen. Sie hat keine besonderen Ansprüche an Standort und Pflege. Vielmehr lebt sie eher asketisch und breitet sich aus, wo es ihr gefällt. Das kann im Halbschatten sein. Im Schutz von höheren Stauden wächst sie aber auch an vollsonnigen Standorten. „Sie ist wirklich sehr genügsam und siedelt sich zur Not auch in mageren Fugen und Mauerritzen an“, sagt Anja Maubach, Staudengärtnerin und Gartenbuchautorin aus Wuppertal.
Trotz dieser Anpassungsfähigkeit sollte der Gärtner im Idealfall stets für eine gute Nährstoffzufuhr sorgen. „Das Ausbringen von Humus wie Kompost oder Laubmulch im Garten versorgt sie mit Nährstoffen und hält sie ausreichend feucht“, erklärt Isabelle Van Groeningen, Leiterin der Gartenschule an der Königlichen Gartenakademie Berlin-Dahlem.
Da sie sich durch Selbstaussaat vermehrt, sucht sie sich ihren passenden Standort auch selbst. „Sie ist ein richtiger Vagabund und passt sich gut an die Gegebenheiten an“, sagt die Expertin. Durch die Selbstaussaat ergeben sich auch immer neue Kreuzungen. „Das macht den Reiz der Akelei aus. Sie steckt voller Überraschungen“, schwärmt Maubach. Sollten diese neuen Formen nicht gewünscht sein, empfiehlt Van Groeningen die verblühten Blütenstände abzuschneiden.
Die Hauptblütezeit der Akelei ist im Mai. Die Blütenfarben reichen von Weiß, Rosa, Lila, Blau über Gelb und Orange bis hin zu einem dunklen Bordeauxrot. Im Trend liegen gefüllte Blüten. Doch auch die einfachen Wildformen sind besonders attraktiv, findet Van Groeningen. „Die langen Sporne bringen fließende Bewegungen ins Beet. Sie wirken dann wie tanzende Feen, die kurz abtauchen, um zu trinken.“
Die Gartenhistorikerin empfiehlt die Sorte 'Yellow Queen' (Aquilegia chrysantha). Sie erinnere mit ihren feinen Formen an grazile Balletttänzerinnen. Die blassgelben, langgespornten, einfachen Blüten erreichen eine Größe von sieben bis zehn Zentimeter. Sie blühen von Mai bis Juni. Die auch Gold-Akelei genannte Sorte wird etwa 60 Zentimeter hoch und liebt einen sonnigen bis halbschattigen Standort.
„Eine ganz besondere Farbvariante zeigt auch die Sorte 'William Guiness', die von der heimischen Wildakelei (Aquilegia vulgaris) abstammt“, sagt Van Groeningen. Die Blüten sind schwarzpurpur und haben eine weiße Mitte. Die Purpur-Akelei erreicht eine Höhe von 60 Zentimetern und blüht von Mai bis Juli. Auch die Sorte 'Ministar' (Aquilegia flabellata) hat zweifarbige, blau-weiße Blüten, die sich von Mai bis Juni zeigen. Die Staude ist mit etwa 20 Zentimetern Höhe für kleine Gärten geeignet und bis minus 15 Grad frosthart.
Gute Begleiter für die Akelei sind Sommerstauden und Sträucher. „Zwischen Astern, Hortensien, Fetthenne und Gräsern macht sie sich besonders gut“, sagt Van Groeningen. Während alle anderen Stauden noch im Wachstum stecken, sei die Akelei mit ihren nickenden Blütenköpfen schon ein Hingucker im Beet. „Ich empfehle, die Akelei nicht flächig zu pflanzen, sondern sie nach dem Zufallsprinzip wie Konfetti zwischen die anderen Pflanzen im Garten zu streuen“, rät Staudengärtnerin Maubach. So ergebe sich schon früh im Jahr ein schönes Pflanzbild.
Literatur:
Anja Maubach: Garten ist Leidenschaft. Blv Buchverlag, 240 S., 29,95 Euro. ISBN: 978-3835407497