Studie aus Finnland In wohlhabenden Ländern steigt die Waldfläche
Helsinki (dpa) — Geht es der Wirtschaft gut, dann wächst die Waldfläche. Auf diese grobe Formel lässt sich das Ergebnis einer finnischen Studie bringen.
Vilma Sandström von der Universität Helsinki (Finnland) und ihre Kollegen untersuchten die Einflussfaktoren für das Schrumpfen oder Wachsen von Wäldern in verschiedenen Teilen der Welt. Ihre Ergebnisse sind im Fachmagazin „Plos One“ erschienen.
Die Forscher nutzten Daten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) über die Waldflächen von 1990 bis 2015. Sie geben Informationen über 103 Länder, in denen sich drei Viertel aller Waldflächen befinden. Diese Statistiken glich das Team mit Umweltbedingungen und sozioökonomischen Faktoren ab. Die Daten sagen jedoch nichts über die Ökologie der Wälder aus.
Die Entwicklung der Wälder zeigte in der Studie eine deutliche Übereinstimmung mit dem wirtschaftlichen Stand eines Staates: Von 1990 bis 2015 wuchs der Bestand an Wäldern jährlich um 1,31 Prozent in Ländern mit hohem Einkommen und um 0,5 Prozent in Staaten mit höheren mittlerem Einkommen. Dagegen ging die Waldfläche um 0,29 Prozent zurück in Ländern mit unteren mittlerem Einkommen und sogar um 0,72 Prozent in Staaten mit niedrigem Einkommen. Ebenso deutlich war der Zusammenhang mit dem Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index), der neben dem Nationaleinkommen auch Faktoren wie Lebenserwartung und Ausbildung einbezieht.
„Hochentwickelte Länder wenden moderne landwirtschaftliche Methoden auf gutem Ackerland an und verlassen grenzwertiges Land, das für die Ausdehnung des Waldes verfügbar wird“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Begründung. „Industrieländer investieren in nachhaltige Forst- und Naturschutzprogramme.“ Sandström räumt allerdings ein, dass reiche Länder zunehmend Nahrung und andere Güter aus ärmeren Ländern gewinnen, was Flächen benötigt. Das müsse genauer untersucht werden.
Die Forscher fanden keinen statistisch klaren Zusammenhang zwischen der steigenden Temperatur und der Ausbreitung der Wälder — außer in Europa. Dies sei jedoch kein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, argumentieren Sandström und Kollegen, da in weiten Teilen Europas bereits seit dem 19. Jahrhundert die Waldflächen wachsen. Aus diesem Grund sehen sie auch den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) nicht als Ursache für die Zunahme der Waldfläche an: „Historisch gesehen hat das Landmanagement viele Jahrhunderte lang die große Mehrheit der Landökosysteme beeinflusst, lange bevor die CO2-Konzentration der Atmosphäre zu steigen begann.“
Wälder sind in Zeiten des Klimawandels von besonderer Bedeutung, da sie das Treibhausgas CO2 binden. „Leider geht die Abholzung in biologisch reichen Wäldern weiter“, schreiben die Studienautoren mit Blick auf die tropischen Regenwälder. „Die neuen, sich ausbreitenden Wälder sind biologisch weniger vielfältig, insbesondere dort, wo sie aus gepflanzten Monokulturen bestehen.“
Nach Angaben der FAO verminderte sich die Waldfläche der Erde von 1990 bis 2015 um drei Prozent. Es wurden jedoch einerseits sehr viele Urwälder zerstört und andererseits Waldplantagen angepflanzt, die die Abholzung rein flächenmäßig betrachtet wieder etwas wett machten.
In einer anderen Studie untersuchte eine große internationale Forschergruppe um James Lutz von der Utah State University in Logan (USA) die Bedeutung großer Bäume. Ihre Studie im Fachjournal „Global Ecology and Biogeography“ kommt zum Schluss, dass die größten ein Prozent der Bäume in älteren Wäldern im Durchschnitt 50 Prozent der Waldbiomasse ausmachen. Große Bäume „bieten einen einzigartigen Lebensraum, beeinflussen den Wald um sie herum stark und speichern große Mengen Kohlenstoff“, wird Lutz in einer Mitteilung des Journals zitiert. „Sicherzustellen, dass wir einige große Bäume in Wäldern erhalten, kann alle Vorteile fördern und erhalten, die Wälder uns bieten.“