„Internet der Energie“ soll Stromnachfrage steuern

Hannover (dpa) - Wind-, Wasser- und Solarstrom sind sauber, aber unstet - eine Herausforderung für die Energiebranche. Intelligente Stromnetze sollen Angebot und Nachfrage in Einklang bringen. Auf der Cebit diskutieren Experten über diese Kombination aus Öko und IT.

Die Waschmaschine der Zukunft springt nachts an. Oder wenn der Wind stärker pustet. Denn wenn die Nachfrage klein oder das Angebot groß ist, soll Strom künftig besonders günstig sein. Die Arbeit im Haushalt übernehmen dann intelligente Stromzähler, „Smart Meter“. Bis diese Vision Wirklichkeit wird, haben IT- und Energiewirtschaft jedoch noch viel zu tun. Beim „Smart Grid Summit“ auf der CeBIT (1. bis 5. März) wollen sich beide Branchen austauschen.

„Smart Meter“ sind der Verbindungspunkt der intelligenten Netze zum Verbraucher. „Smart Grids“ sollen einmal den Stromverbrauch steuern. Das wird durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Strommix nötig. Diese lassen die Einspeisung schwanken. „Es ist viel Strom im Netz, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint, aber nicht unbedingt dann, wenn Strom von Verbrauchern nachgefragt wird“, erklärt Frauke Rogalla von der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. „Die Planbarkeit der Stromherstellung wird stark eingeschränkt“, sagt sie.

Energieangebot und -nachfrage müssen also ausgeglichen werden. „Es gilt, die Möglichkeiten von 'Smart Grids' realistisch mit den Möglichkeiten der effizienten Speicherung und des weiträumigen Transports regenerativer Energien in Einklang zu bringen“, sagt Dr. Ulrich Hueck, Gründungsstifter des Solarenergie-Projekts Desertec Foundation in Hamburg, die im großen Stil Solarenergie in der Wüste erzeugen und nach Europa transportieren will.

Damit Stromnetze intelligent arbeiten können, muss ein großer Datenaustausch stattfinden. Da ist die IT-Branche gefordert. Denn die Kommunikation soll einmal über das Internet-Protokoll laufen, das bereits den Datenverkehr im globalen Netz regelt. Deshalb spricht man auch vom „Internet der Energie“. Die IT-Industrie erhofft sich ein Milliardengeschäft. Sie rechnet bis zum Jahr 2014 mit rund 100 Milliarden Euro Umsatz weltweit aus „Smart Grid“-Technologien.

Auch Verbraucher sollen profitieren. „Studien im Ausland haben gezeigt, dass man mit 'Smart Metern' 10 bis 15 Prozent Strom sparen kann“, sagt Aribert Peters, Vorsitzender vom Bund der Energieverbraucher. Derzeit könnten Besitzer eines digitalen Zählers lediglich ihren Verbrauch analysieren und Gebrauchsgewohnheiten erkennen, erklärt Peters.

Diese Lastprofile werden aber einmal die Verbindung zum intelligenten Stromnetz sein. Denn mit ihnen könnten zeit- und lastvariable Tarife eingeführt werden, sagt Peters. Das bedeutet: Wird das Netz wenig genutzt - wie nachts - und ist Energie im Überfluss da - wie bei einem Sturm -, ist der Strompreis niedrig. In Zeiten von Flaute und hoher Netzauslastung - wie am frühen Abend - zahlt man mehr.

Bisher verfügen noch wenige Haushalte in Deutschland über „Smart Meter“. Seit dem Jahr 2010 ist der Einbau der Geräte in Neubauten und sanierten Häusern aber Pflicht. „Das Verständnis für einen sparsamen und überlegten Umgang mit Energie wird weiter zunehmen“, ist sich Ulrich Hueck sicher, der beim „Smart Grid Summit“ einen Blick in die Zukunft werfen wird.

Energieeffizienter zu leben - das wird in Deutschland schon ausprobiert. 1000 Testkunden nehmen in Baden-Württemberg am Modellprojekt „MeRegio“ (Minimum Emission Region) teil. Die Haushalte wurden mit „Smart Metern“ ausgestattet und versuchen nun, ihre Stromnachfrage mit der verfügbaren Energie vor Ort zu koppeln. Neben dem Vorhaben des EnBW-Konzerns treibt die Deutsche Telekom das Smart- Metering mit der „T-City“ in Friedrichshafen voran. Und im Raum Aachen haben sich mehrere Stadtwerke für das Projekt „Smart Watts“ („Intelligente Kilowattstunde“) verbündet.