Kettenöl und Fallkerben - Motorsägenkurse liegen im Trend

Bremen (dpa) - Heizen mit Holz wird immer beliebter. Viele Ofenbesitzer greifen für den Brennstoff zur Kettensäge. Doch das geht vielerorts nur mit Motorsägenführerschein.

Kettenöl und Fallkerben - Motorsägenkurse liegen im Trend
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Die Säge kreischt, Späne fliegen und Holz knirscht. Eine Stimme ruft „Achtung! Baum fällt!“ Langsam neigt sich der Stamm und stürzt zu Boden. Lehrer Sönke Hofmann nickt beifällig. Sein Schüler Bodo Randt stellt die Kettensäge ab und schiebt lächelnd das Visier hoch. „Mein erster Baum“, sagt er stolz. Randt ist in diesem Herbst einer von vielen Anwärtern auf den Motorsägenführerschein.

Kettensägen kann jeder kaufen und anwerfen. Vorgeschrieben ist lediglich die richtige Kleidung: Schnittschutzhosen, Sicherheitsschuhe, Arbeitshandschuhe sowie ein Schutzhelm mitsamt Augenvisier und Hörschutz. „Nach Gesetzeslage braucht man keinen Schein“, sagt Forstwirt Sönke Hofmann. „Aber wenn was passiert, hat man die Arschkarte.“ Der Führerschein dient auch gegenüber der Versicherung als Sachkundenachweis.

Viele Waldbesitzer lassen „Brennholzselbstwerber“ nur noch mit Motorsägenführerschein an ihre Bäume oder bereits gerodeten Stämme. „In der PEFC-zertifizierten Waldwirtschaft ist der Führerschein verbindlich“, sagt Reiner Baumgart von den Niedersächsischen Landesforsten. PEFC ist ein Gütesiegel für nachhaltige Waldwirtschaft. Auch mehr als 60 Prozent der privaten Forstflächen sind laut Waldbesitzerverband Niedersachsen PEFC-zertifiziert.

Der 14-stündige Grundkurs wird unter anderem von Forstämtern, der Landwirtschaftskammer, der Deutschen Lehranstalt für Agrartechnik sowie Baumärkten angeboten. Sie bestätigen alle eine hohe Nachfrage; Zahlen, wieviele Menschen den Schein machen wollen, gibt es aber nicht. Die Kosten liegen durchschnittlich bei 150 Euro.

Den meist männlichen Schülern wird in Theorie und Praxis das Einmaleins des Fällens und Sägens vermittelt. Sie lernen, wie Ketten aufgezogen und geölt, Fallkerben gesetzt und Fallrichtungen ermittelt werden. Der Grundkurs berechtigt zum Fällen von maximal 25 Zentimeter dicken Bäumen. „Je dünner die Bäume werden, desto genauer muss man arbeiten. Bei einem halben Zentimeter Verschnitt kann der Baum zwei Meter aus der Spur geraten. Die Peilung muss stimmen“, sagt Hofmann, der eigentlich Geschäftsführer beim Bremer Naturschutzbund (Nabu) ist. Jeder Kursteilnehmer muss mindestens zwei Bäume fällen. Allzu ungeschickten Schülern verweigert Hofmann den Führerschein.

Nach Angaben des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks gab es in Deutschland 2003 neuneinhalb Millionen „Scheitholzeinzelöfen“, 2012 waren es bereits 12,5 Millionen. Das kurbelt die Holznachfrage an. „Die Brennholzabnahme hat in den letzten Jahren zugenommen“, sagt Baumgart. Das bestätigt auch der Waldbesitzerverband. Laubhölzer wie Eiche und Buche sind begehrt, Nadelholz ist weniger gefragt. „Laubholz brennt langsamer. Nadelholz brennt schneller und mit heißerer Flamme“, sagt Baumgart.

Für effektives und umweltfreundliches Heizen müssen laut Stephan Langer vom Schornsteinfegerverband einige Regeln beachtet werden. Wichtig ist der Trockengrad der Scheite. Holz mit 15 Prozent Feuchtigkeit hat einen doppelt so hohen Heizwert wie Holz mit 50 Prozent Feuchtigkeit. „Man braucht nur halb so viel Holz für dieselbe Wärme.“ Die Kombination aus feuchtem Holz und zu wenig Luft im Ofen kann krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe freisetzen. Zudem rät der Experte, die Scheite im Ofen von oben statt von unten anzuzünden. So entstünden weniger Schadstoffe.