Meine schrecklich große Familie: Die Wolfsmilch und ihre Sippe
München (dpa/tmn) - Ihre vermeintlichen großen Blüten sind nur gefärbte Blätter, und manche Arten sehen aus wie Kakteen: Die Wolfsmilch ist ein ungewöhnliches Gewächs. Gärtner mögen vor allem ihre Vielfalt - und ernannten sie zur „Staude das Jahres 2013“.
Rizinus, Weihnachtsstern und Maniok bilden eine große Familie. Sie gehören zu den Wolfsmilchgewächsen, zu denen außerdem die Lieferanten einiger wichtiger industriellen Grundstoffe zählen. Der Milchsaft des südamerikanischen Vetters Kautschuk wird zur Herstellung von Gummi genutzt. Rizinus findet man im Hausgarten. Ihn kennen Hobbygärtner als einjährige Zierpflanze namens Wunderbaum, die selbst in unseren Breiten zwei Meter hoch wird.
„Besonders beliebt ist die rotlaubige Sorte“, sagt Ehrentraud Bayer, Stellvertretende Direktorin des Botanischen Gartens München-Nymphenburg. „Schon im alten Ägypten wurde Rizinus angebaut, um aus den Samen Öl zu gewinnen.“ Das als Abführmittel bekannte Öl verwendet die Industrie zur Herstellung von Pflaster.
Auch die zur Familie gehörende Gattung Wolfsmilch (Euphorbia) ist mit über 2000 Arten unvergleichlich vielfältig - ein Grund, warum der Bund deutscher Staudengärtner die Wolfsmilch zur „Staude des Jahres 2013“ kürte. Bekannte Vertreter sind Weihnachtstern und Christusdorn.
Viele der dekorativen Stauden im Garten sind im Frühjahr besonders attraktiv. Das liegt aber nicht an ihren Blüten, die eher unscheinbar sind, wie Bayer erläutert. Stattdessen wirken die Hochblätter wie Blüten. Typischerweise kennt man das vom Weihnachtsstern. Seine oberen Blätter sind intensiv rot gefärbt. „So entsteht der Eindruck einer Blütenzeit, die über viele Wochen anhält“, sagt Wolfgang Härtel, Vorstandsmitglied im Bund deutscher Staudengärtner (BdS).
Einige Euphorbien haben eine weitere, ungewöhnliche Fähigkeit: Ihr Stamm kann Wasser speichern, und sie haben zu Dornen umgebildete Kurztriebe - wie Kakteen. Das liegt daran, dass viele sukkulente Arten der Wolfsmilch vor allem in Afrika wachsen, erläutert Bayer. Sie haben dort einen ähnlichen Anpassungsprozess an das Klima durchgemacht wie die Kakteen im trockenen Amerika.
Ein typisches Kennzeichen der Wolfsmilch ist ihr weißer Milchsaft. Er verschließe die Wunden rasch und wehre Fraßfeinde ab, erklärt Bayer. Die giftige Flüssigkeit trete schon bei kleinen Verletzungen aus. Daher rät die Expertin Gärtnern, dass sie vorsichtig mit den Pflanzen umgehen und bei Arbeiten Handschuhe tragen.
Die meisten winterharten Euphorbien bevorzugen das sonnige Beet. Eine ganze Reihe verträgt Trockenheit, erklärt Härtel. Dazu gehören die Zypressen-und die Steppen-Wolfsmilch mit fast nadelartigen Blättern sowie die Walzen-Wolfsmilch mit blaugrauem Laub. Die Gold-Wolfsmilch empfiehlt er zu Tulpen und Stiefmütterchen.
Eine recht robuste und zugleich wintergrüne Form ist Euphorbia x martinii. „Es handelt sich hierbei um eine Kreuzung aus der Palisaden- und der Mandel-Wolfsmilch“, sagt Härtel. Sie wird mit 80 Zentimetern nicht ganz so hoch wie die Palisaden-Wolfsmilch, aber sie wächst ähnlich breit. Mit Ausnahme der Sumpf-Wolfsmilch bevorzugen Stauden-Euphorbien einen durchlässigen Boden. Die Pflanzen kommen am besten im Frühjahr in die Erde. „So gehen die Euphorbien gut eingewurzelt in den Winter und überstehen ihn besser“, so Härtel.