Palmbuschen und Osterstrauß: Weidenkätzchen sind begehrt

München (dpa) - Palmkätzchen sind derzeit wieder begehrt: Für Ostersträuße ebenso wie für Palmbuschen, die am Palmsonntag geweiht werden. Naturschützer raten, die Zweige nicht in der Natur zu sammeln - denn sie sind eine Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten.

Die Osterzeit ohne Palmkätzchen - in Bayern und anderen katholisch geprägten Regionen kaum vorstellbar. Viele binden die Zweige der Salweide zu Sträußen und behängen sie mit bunt bemalten Ostereiern. Manche basteln kleine Kreuze aus den weichen, silbergrauen Kätzchen. Und am Palmsonntag (24. März) tragen Kinder bunt verzierte Palmbuschen in die Kirchen. In Blumenläden und Supermärkten sind die Weidenzweige zur Zeit überall zu haben. Viele suchen sich ihre Palmkätzchen bei einem Spaziergang aber lieber selbst. Naturschützer sehen das nicht gerne. Denn für Insekten wie Bienen sind die Weidenknospen nach dem Winter überlebenswichtig.

„Das ist die Startration Zucker und Nahrung, die die Bienen nach dem Winter brauchen“, sagt der Artenschutzreferent des Bundes Naturschutz, Kai Frobel, in Nürnberg. Neben Haselnusssträuchern seien die früh blühenden Weiden für Honig- und Wildbienen fast die ersten großen Blütenangebote. „Die brauchen dieses Nektarangebot, um aus dem Winterschlaf zu kommen.“ Dies ist umso wichtiger, als die Bienen ohnehin gefährdet sind, etwa durch Krankheiten oder Pestizide. Frobel rät deshalb dazu, die Zweige beim Blumenhändler zu kaufen.

Den Brauch, den letzten Sonntag vor Ostern mit Prozessionen und Palmbuschen zu feiern, gibt es schon lange. Bereits der heilige Bischof Ulrich von Augsburg habe im 10. Jahrhundert daran teilgenommen, sagt der Augsburger Bistumshistoriker Thomas Groll. Die Zweige erinnern an den Einzug von Jesus in Jerusalem, als er auf einem Esel durch die Menge begeisterter Menschen ritt. Für die Christen ist das erste zarte Frühlingsgrün ein Zeichen für den Sieg von Jesus über den Tod: „Das ist die Hoffnung auf Ostern, dass aus dem Tod das Leben hervorbricht“, erklärt Groll.

Was in den Palmbuschen steckt, ist je nach Region höchst unterschiedlich. Manche verwenden dafür auch Buchsbaum oder organisieren Olivenzweige. In manchen Gegenden wie etwa dem Allgäu habe jede Pflanze eine besondere Bedeutung, berichtet der Bistumshistoriker. Trockenes Eichenlaub stehe für den Tod, Stechpalme für das Leiden und Palmkätzchen eben für das neue Leben.

Für Gläubige haben die geweihten Palmbuschen auf jeden Fall eine Bedeutung über den Tag hinaus. Sie steckten die Zweige hinter ein Kruzifix oder befestigten sie an einem Hausaltar, heißt es auf der Internetseite der katholischen Kirche in Deutschland. „Dies soll einen besonderen Schutz für das Haus und seine Bewohner bewirken.“ Fast ein Jahr lang werden die Palmbuschen aufbewahrt, bis sie dann verbrannt und am Aschermittwoch für das Aschekreuz verwendet werden.