Pomologe: Alte Apfelsorten sind gefragt
Kaufungen (dpa) - Alte Apfelsorten sind sehr beliebt, meint der Obstkundler Jan Bade. Liebhaber dieser Früchte haben es aber schwer: Im Supermarkt finden sich nur wenige Sorten. Apfelfans sollten sich daher bei regionalen Anbietern umtun - oder selbst einen Baum pflanzen.
Kein Apfel gleicht dem anderen: Ein Pomologe (Obstkundler) hilft dabei, die vielen Sorten auseinanderzuhalten. Im Interview erklärt der Fachmann aus dem nordhessischen Kaufungen, wie Verbraucher an seltene Sorten herankommen.
Wie viele Apfelsorten gibt es?
Bade: „Das ist schwer zu beantworten. Für den Erwerb werden ungefähr 30 Sorten angebaut. Historisch belegt sind ungefähr 2000 Sorten, in der Landschaft vorhanden sind vielleicht 5000 Sorten. Theoretisch gesehen gibt es aber unbegrenzt viele. Denn wenn man einen Apfel nimmt und seine zehn Kerne aussät, dann bekommt man zehn neue Apfelsorten, die genetisch verschieden sind. Eine bestimmte Art lässt sich nur erhalten, wenn man sie veredelt, das heißt, künstlich vermehrt.“
Warum werden im Supermarkt nur so wenige Sorten angeboten?
Bade: „Das liegt einfach daran, dass ein Erwerbsobstbau davon leben muss, dass er Obst produziert. Ich kann viel leichter eine Obstsorte produzieren und vermarkten, wenn ich nur eine begrenzte Anzahl habe. Wenn ich 50 verschiedene Sorten habe, dann habe ich womöglich 50 verschiedene Erntezeitpunkte und 50 verschiedene Anfälligkeiten für Krankheiten. Da ist es viel wirtschaftlicher, nur eine Sorte anzupflanzen. In der Folge entsteht allerdings ein sehr enges Sortiment in den Supermärkten. Dabei kann ich sehen, dass in ganz Deutschland eine große Nachfrage auch nach seltenen Äpfeln besteht. Deshalb gibt es immer mehr Veranstaltungen für Leute, die Interesse an alten Obstsorten haben. Oft sind das solche, die sie in ihrer Kindheit gegessen haben und die man heute nicht mehr im Supermarkt kaufen kann.“
Wie kommt man dann an diese alten Apfelarten?
Bade: „Das ist immer das große Problem. Meistens kann man die nur noch als Bäume kaufen, um sie dann selber anzupflanzen. Wenn man das nicht möchte, muss man sich an einen regionalen Anbieter wenden. Zudem finden regelmäßig sogenannte Apfeltage statt. Da finden sich dann auch Marktstände, an denen bis zu 40 verschiedene alte Sorten probiert und gekauft werden können.“
Ist das Jahr 2012 ein gutes Jahr für Apfelbauern?
Bade: „Da muss man unterscheiden zwischen Erwerbsobstbauern und Besitzern von Streuobstwiesen. Für die Erwerbsobstbauern war es ein relativ normales Jahr, mit nur leicht geringeren Erträgen als 2011. Für den Streuobstbereich würde ich sagen, dass es ein schwächeres Jahr war. Während der Blütezeit ist es sehr kalt gewesen, da sind die Bienen nicht geflogen. Ich selber habe höchstens ein Viertel des Ertrages ernten können, den ich sonst habe.“