Primeln statt Weihnachtssterne - Wetter macht Gärtnereien Probleme
Steinhagen (dpa) - In den Gärtnereien läuft derzeit der Verkauf von Frühjahrsblühern auf Hochtouren. Weihnachtssterne raus, Primeln rein in die gute Stube - so die Devise. Doch aufgrund des milden Winters läuft längst nicht alles wie vorgesehen.
Frank Zube ist hin- und hergerissen. Mit Blick auf seine Frühjahrsblüher hätte der Gärtnermeister aus Steinhagen in Mecklenburg-Vorpommern jetzt am liebsten Winter und Frühjahr zugleich. „Die Primeln brauchen Licht und etwas Wärme, um in Blühstimmung zu kommen. Da passt das Wetter halbwegs. Meine Stiefmütterchen hingegen sind schon viel zu weit“, sagt Zube angesichts des Blütenmeers. Er hat in seinen Gewächshäusern und Folienzelten Hunderttausende Frühjahrsblüher stehen. Mehr als 10 000 Primeln hat er seit Jahresbeginn verkauft. Täglich suchen Mitarbeiter auf den langen Pflanztischen unter den schützenden Glasdächern nach weiteren Töpfen, in denen sich erste Blüten zeigen.
„Über die Sortenauswahl und die schrittweise Pflanzzeit ab Juli kann ich den Blühbeginn weitestgehend steuern“, erzählt Zube. „Aber in diesem Jahr ist einiges durcheinander gekommen. Vieles ist schneller gewachsen als gewünscht“, sagt der Gartenbauexperte, der die Anlagen unweit von Bützow seit 20 Jahren bewirtschaftet. Probleme gibt es vor allem bei den Stiefmütterchen. Weil es seit Herbst kaum Frost gegeben hat, ist das Wachstum permanent vorangeschritten.
„Stiefmütterchen verkaufen sich erst ab März mit Beginn der Balkon- und Gartensaison“, sagt Dorit Benik. Mit weiteren Frauen knipst sie zwischen Daumen und Zeigefinger die aufgegangenen Blüten in Windeseile heraus - in der Hoffnung, dass die bereits folgenden Knospen vorerst nicht aufgehen. „Was wir brauchen ist Frost, damit die Pflanzen endlich mal zur Ruhe kommen. In den Folienzelten und erst recht im Freiland haben wir kaum eine Chance, in den Wachstumsprozess einzugreifen“, erklärt Firmenchef Zube.
Immerhin haben die anhaltenden Plustemperaturen geholfen, Heizkosten zu sparen. „Das hat uns allen in die Karten gespielt. Was wir auf keinen Fall haben wollen, ist ein später Wintereinbruch im März oder April“, sagt der Präsident des Gartenbauverbands Nord, Andreas Lohff, mit Blick auf 2013. Da waren Millionen im Freiland oder in Folienzelten herangezogene Frühblüher ohne Chance auf Verkauf im frostigen Boden steckengeblieben.
Unterdessen kommt der aktuelle Verkauf von Primeln in Schwung. „Bei uns gehen täglich Hunderte Töpfe über den Ladentisch“, heißt es in der Gärtnerei von Thomas Ortmann in Sanitz und bei Grönfingers in Rostock. „Die Kunden wollen mit Vorfreude auf das Frühjahr etwas Frisches, was Farbenfrohes im Zimmer haben. Von Weihnachtssternen haben sie erst einmal genug“, sagt auch Zube zum Verkaufserfolg seiner überwiegend neuen Sorten. Darunter sind etwa eine zebragestreifte Primel in unterschiedlichen Farbkombinationen sowie langstielige und kissenförmige Primeln.
Mit Primeln und den Stiefmütterchen ist das Angebot an Frühjahrsblühern aus Steinhagen nicht erschöpft. Auch die ersten Ranunkeln haben Blüten angesetzt. Mit ihrer Farbenvielfalt sind sie ein echter Hingucker auf jeder Fensterbank. Und nicht zu vergessen die Klassiker Tausendschönchen und Vergissmeinnicht. Auch Tausende Zwiebeln von Krokussen, Tulpen und Narzissen werden in diesen Tagen in die Töpfe gebracht, damit sie zu Ostern für die passenden Farbtupfer sorgen können.
Zubes Blick geht immer wieder zum Himmel. „Regen hatten wir zuletzt genug. Das Grau nimmt zudem den Blumen im Gewächshaus das notwendige Licht zum Wachsen. Draußen sieht das schon wieder anders aus“, meint der Gartenbauexperte. „Sonne, Temperaturen unter Null und dabei etwas Schnee über den Pflanzen. Das wäre dort jetzt ideal.“