Rizinus bis Gingko: Schmuckvolle Arzneipflanzen
Berlin (dpa/tmn) - In den Klostergärten waren sie beheimatet, aber schon längst haben Arzneipflanzen ihren Weg in die Privatgärten gefunden. Sie helfen in Form von Tees und Aufgüssen. Aber vor allem ihre dekorativen Blüten und Blätter machen sich gut im Beet.
Ob aus Ginkgo, Brennnessel oder Johanniskraut: Das Interesse an Arzneimitteln aus pflanzlichen Wirkstoffen ist sehr groß. Für die Herstellung dieser Phytopharmaka dienen Blüten, Früchte, Blätter, Samen, Rinden oder Wurzeln. Doch häufig wird vergessen, welch hohen dekorativen Wert viele der heilsamen Pflanzen für den heimischen Garten haben.
Für kleinere Gärten empfiehlt Isabelle Van Groeningen, Leiterin der Gartenschule an der Königlichen Gartenakademie Berlin-Dahlem, einzelne schmuckvolle Arzneipflanzen in Staudenbeete zu integrieren. Dabei kann man ihre Farbe, Größe und Blühfolge wirkungsvoll auf die der vorhandenen Stauden abstimmen. „Man sollte jedoch unbedingt darauf achten, dass die Standortbedingungen stimmen“, erklärt sie. Nur so können die Pflanzen gesund bleiben und ihre volle Schönheit entwickeln.
Für die Gestaltung eines gelungenen Beetes rät sie: „Aufrechte Blüten wie Eisenhut oder Königskerze betonen die Vertikale und leiten die Augen himmelwärts.“ Dort könnten die Augen eine Pause machen, um dann wieder zurückzukehren. „Das bringt Ruhe in den Garten“, sagt Isabelle Van Groeningen. Ebenso wichtig seien horizontale Flächen, die etwa Schafgarbe oder Fenchel bieten. Sie dienen als Landebahn für das Auge. Insekten schätzten diese natürlich auch.
Pflanzen mit großen, einfarbigen Blättern können ebenfalls zu einer Beruhigung innerhalb einer Rabatte führen. Ähnlich wie die kugelförmigen Blüten von Echinacea und Lauch sind sie ein wichtiger Struktur- und Formgeber.
Doch auch ein ganzes Arzneibeet ist denkbar. „Gruppiert werden die Arzneipflanzen am einfachsten nach ihren Anwendungsgebieten“, rät Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens in Münster. Zusammen gehören etwa Echter Lein, Rizinus und Fenchel, denn sie alle helfen bei Magen- und Darmbeschwerden.
Echter Lein ist eine der ältesten Kulturpflanzen und kommt etwa bei Verstopfung zum Einsatz. Seine Blüten zeigen sich von Juni bis August und sind ein Hingucker in Staudenbeeten. Er ist einjährig und wird zwischen 30 und 150 Zentimeter hoch.
Ebenso schön wehen die gelblichen Dolden und gefiederten Blätter des zweijährigen Fenchels sanft im Wind hin und her. „Er ist ein Magnet für viele Insekten und durch seine Höhe als Hintergrundbepflanzung ideal geeignet“, erklärt Röschenbleck. Er liebt sonnige Standorte und einen durchlässigen Boden. Wirksam ist er in Form von Tees gegen Blähungen und Atemwegserkrankungen.
„Bei Husten kommen auch Salbei, Thymian und die echte Schlüsselblume ins Spiel“, erläutert Röschenbleck. Die mehrjährige Schlüsselblume zeigt ab März ihre hellgelben Blüten. Obwohl sie eine anspruchslose Pflanze ist, ist sie in der Natur immer seltener zu finden. Inzwischen steht sie unter Schutz. Die Wurzeln und Blüten der Schlüsselblume finden in Tees und Tinkturen Verwendung. Sie haben eine entkrampfende und schleimlösende Wirkung.
Gartenexpertin Isabelle Van Groeningen hat noch einen Tipp für kahle Stellen: „Ringelblumen und Kapuzinerkresse blühen lange und ziehen viele wertvolle Insekten an.“ Mit diesen einjährigen Pflanzen lassen sich Lücken wirksam und sehr dekorativ füllen.
Bei Arzneipflanzen sollte man immer eines beachten: Einige der Pflanzen sind hochgiftig und dürfen nicht in Kinderhände gelangen. Das gilt etwa für den Fruchtstand des Wunderbaums (Rizinus). Er ist dekorativ und sein aus den Samen gepresstes Öl wird als Abführmittel eingesetzt. „Was viele jedoch nicht wissen ist, dass die Samenhüllen Ricin enthalten und hochgiftig sind“, warnt Joachim Röschenbleck. Nur eine geringe Menge davon kann bereits den Tod herbeiführen.