Überraschend vielseitig Rote Bete im eigenen Gemüsebeet anbauen
München (dpa/tmn) - Wilhelm Böck isst für sein Leben gern Rote Bete - oder „Ranner“ wie die Rote Rübe in seiner bayerischen Heimat heißt. „Rote Bete ist gesund, am liebsten mag ich sie als Salat“, sagt der Vizepräsident des Zentralverbands Gartenbau.
Das sehen viele so: Zuletzt ist die Anbaufläche für Rote Bete in Deutschland gestiegen - von 1205 Hektar 2013 auf 1741 Hektar im Jahr 2017. Doch nur wenige Rüben erreichen den Handel als frische Ware: „95 Prozent der Produktion geht direkt in die Konservenfabriken“, sagt Böck. „Die Rote Bete ist ein Industrieprodukt.“ Ein guter Grund also, dem Gemüse Platz im eigenen Garten einzuräumen.
Zumal die Auswahl an Sorten groß ist. Rote Bete gibt es nämlich in vielen Formen - und Farben. „Neben den dunkelroten Rüben gibt es auch gelbe, weiße und rot-weiß geringelte Sorten“, erklärt Cornelia Lehmann, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN) in Greiffenberg in der Uckermark.
Während moderne Züchtungen eine einheitliche dunkelrote Färbung aufweisen, sind bei alten Sorten wie der 'Ägyptischen Plattrunde' und 'Roten Kugel 2' die einzelnen Ringe noch deutlich zu erkennen. Die Knolle der 'Tonda di Choggia' ist sogar pink-weiß geringelt. Gelbfarben mit orangener Schale ist die 'Burpees Golden', weiß die Sorte 'Albina Verduna'. Die Wahl sollte aber nicht nur von Form und Farbe abhängen, sondern auch vom Geschmack. „Rote Rüben enthalten Oxalsäure und können daher ungekocht sehr kratzig schmecken“, sagt Lehmann. Wer sie roh verzehren möchte, sollte die Sorten 'Robuschka', 'Jannis' oder den walzenförmigen 'Marner Halanga' anbauen. „Diese Sorten wurden auf Süße gezüchtet.“
Rote Bete gilt als pflegeleichtes Gemüse - und das macht sie aus Sicht von Buchautorin Heide Haßkerl aus Dortmund zu einer idealen Pflanze für Einsteiger. „Grundsätzlich eignen sich alle Standorte, nur Vollschatten ist nicht empfehlenswert. Die Erde sollte jedoch nicht frisch gedüngt sein, auch nicht mit Kompost.“
Das Gemüse wird ab Mitte Mai ins Beet gesät. Aber wer die Rüben einlagern will, sollte ab Ende Juni bis August säen. Je nach Sorte, Pflanzzeit und Standort kann man Rote Bete 12 bis 16 Wochen nach der Aussaat ernten. Erledigen sollte man das aber vor dem ersten Nachtfrost.
Für die Mischkultur eignen sich Zwiebeln, Schalotten, Porree und Hülsenfrüchte wie Bohnen. „Als ungünstige Nachbarn gelten Tomaten und andere Gänsefußgewächse“, sagt Lehmann. Sie empfiehlt, eine Fruchtfolge einzuhalten und daher mindestens drei Jahre lang keine anderen Gänsefußgewächse wie Spinat ins Beet zu setzen.
Damit sich die Pflanzen optimal entwickeln, sollten sie in einem Abstand von mindestens zehn Zentimetern zueinander stehen. Bei den meisten Sorten ist es notwendig, Jungpflanzen zu vereinzeln: „Aus dem Knollensaatgut entwickeln sich bis zu fünf Pflanzen“, sagt Böck. Dennoch rät Böck dazu, die Bete nicht allzu früh zu vereinzeln. Sonst werden die Pflanzen Opfer der Nacktschnecken.
Neben diesen und Nagern können Blattläuse und Rübenfliegen Probleme bereiten. Haßkerl empfiehlt daher, die Knollen besser spät als früh im Jahr zu säen. „Das Ausbreiten von Fliegennetzen verspricht nur zuverlässigen Erfolg, wenn sich keine Larven mehr im Boden befinden. Die erste Generation schlüpft ab Mitte April.“
Literatur:
Heide Haßkerl: Selbstversorgt durch die kalte Jahreszeit: Sorten, Kultur, Pflege, Rezepte. Stocker Verlag, 2017. 207 Seiten. 19,90 Euro. ISBN: 978-3702016272
Heide Haßkerl: Selbstversorgt!: Gemüse, Kräuter und Beeren aus dem eigenen Garten. Stocker Verlag. 2010. 222 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3702012632
Ungewöhnliche und alte Rote-Beete-Sorten gibt es im Katalog für seltene Kulturpflanzen, dem Compendium 2018 des VERN.