Schadstoffe und Schall ade: Was Zimmerpflanzen können

Veitshöchheim (dpa/tmn) - Ihre Blätter und ihre Blüten sehen gut aus - klar. Aber Zimmerpflanzen sind mehr als nur Raumschmuck. Sie haben eine positive Wirkung auf das Raumklima und das Wohlbefinden.

Schadstoffe und Schall ade: Was Zimmerpflanzen können
Foto: dpa

Zimmerpflanzen sind mehr als schöne Mitbewohner. Sie beeinflussen nachweislich das Klima des Raumes auf vielfältige Weise. Sie sind Schadstofffilter, Sauerstoffspender, Luftbefeuchter und Schalldämpfer. Ein Überblick:

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Sie filtern Schadstoffe: Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung von Pflanzen auf den Schadstoffgehalt im Raum beschäftigen. Ende der 90er Jahre wies Bill Wolverton im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde NASA nach, dass Zimmerpflanzen gefährliche Giftstoffe wie Formaldehyd, Benzole und Trichloräthylen abbauen, umwandeln oder einlagern können. „Untersuchungen der Fachhochschule Weihenstephan belegen, dass Ficus und Efeutute Schadstoffe über die Blätter aufnehmen und in für sie brauchbare Stoffe umwandeln können“, erklärt Umweltbiologe Manfred Radtke.

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Im Rahmen der Forschungen zeigte sich, dass auch der Wurzelbereich eine wichtige Rolle spielt. Bodenbakterien wirken in erheblichem Maße an den Abbauprozessen mit. „Allerdings tritt dieser Effekt nur dann in signifikantem Maße auf, wenn Luft mit Hilfe eines Ventilators im Gefäßboden durch den Wurzelraum geleitet wird“, erläutert Radtke. Entsprechende Gefäße wurden zwar entwickelt, sind aber wieder weitgehend vom Markt verschwunden. Sie waren vergleichsweise teuer und standen zudem im Verdacht, sich ungünstig auf das Raumklima auszuwirken. „Durch die Luftdurchleitung können gleichzeitig Schimmelpilze aus dem Boden in den Raum getragen werden.“

Unbestritten ist aber, dass Zimmerpflanzen Schadstoffe aus der Raumluft filtern können. Besonders Efeutute, Einblatt und Grünlilie tun sich hier hervor. „Allerdings kann man die vorhandenen Studien nicht eins zu eins auf Wohnräume übertragen, weil die Standortbedingungen, das Substrat, die Pflege und so weiter nie völlig übereinstimmen werden“, sagt Tomas Kilousek von der Verbraucher Initiative. So befanden sich die Pflanzen der NASA-Studie in einer dicht verschlossenen Kammer. Auch Christian Engelke vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur warnt davor, die Filterwirkung zu überschätzen. „Wir dürfen den Leuten nicht versprechen, dass durch ihre Zimmerpflanzen die Raumluft in messbarem Maße weniger Schadstoffe enthält als ohne Zimmerpflanzen.“

Sie fangen Staub: Weniger spektakulär, aber nicht zu vernachlässigen ist die Wirkung von Pflanzen als Staubfänger. Am Staub in der Raumluft werden gasförmige Schadstoffe und Feuchtigkeit gebunden. „Überschreitet die Raumfeuchte 35 bis 40 Prozent, dann wird der Staub so schwer, dass er sinkt und unter anderem auf den Pflanzen und deren Blättern liegen bleibt“, erklärt Radtke. Davon kann der Staub samt der gebundenen Stoffe einfach entfernt werden. „Pflanzen, die viele kleine Blätter haben wie ein Asparagus, werden am besten regelmäßig mit lauwarmem Wasser abgeduscht“, empfiehlt Kilousek. Große Blätter werden mit einem Tuch aus Baumwolle entstaubt.

Sie produzieren Sauerstoff: Die Zimmerpflanzen abzustauben ist auch gesund für sie. Denn bei der Nahrungsaufnahme der Pflanzen spielen die Spaltöffnungen auf den Blättern eine Rolle. Durch sie wird Kohlendioxid aus der Luft gezogen. Dabei geben die Pflanzen Feuchtigkeit und Sauerstoff an die Luft ab. „Sind die Spaltöffnungen beispielsweise durch Staub blockiert, funktioniert dieser Prozess deutlich schlechter“, erklärt Kilousek.

Sie sorgen für angenehme Luft: „Abhängig von der Raumtemperatur fühlt sich der Mensch bei einer Luftfeuchte zwischen 35 und 50 Prozent wohl“, erläutert Engelke. Wo diese Werte unterschritten werden, können die Pflanzen helfen. „Optimistisch betrachtet, können zwei bis drei schöne Zimmerpflanzen in Hydrokultur bei einer Temperatur zwischen 16 und 20 Grad die relative Luftfeuchte in einem Raum um 5 bis 10 Prozent erhöhen.“ Bei Erdpflanzen falle dieser Wert deutlich geringer aus. Bei sehr trockener Luft macht es Sinn, die Physiologie der Pflanzen bei der Auswahl zu bedenken. „Pflanzen mit vielen Spaltöffnungen - beispielsweise Zyperngras, Zimmerlinde, Banane oder Hibiskus - produzieren viel Feuchte“, sagt Radtke. Ficus, Schefflera und Drachenbäume seien hingegen schlechte Luftbefeuchter.

Sie dämpfen Schall: In Büroräumen werden Zimmerpflanzen mittlerweile als Schalldämpfer eingesetzt. „Je größer die Blattoberfläche, je dichter die Pflanze und je mehr Pflanzen im Raum stehen, desto mehr Schall wird gedämpft“, erklärt Gartenbauingenieur Engelke. Aber auch hier sind die Effekte nicht mit Zahlen belegbar.