Schneeglöckchen: Vorboten des Frühlings
Münster (dpa/tmn) - Wenn das Schneeglöckchen blüht, zieht der Winter langsam ab. Doch das Pflänzchen ist mehr als nur ein Vorbote des Frühlings. Es ist äußert robust und anpassungsfähig - und es hat einen Wirkstoff, der Alzheimer verlangsamen soll.
Als eine der ersten Pflanzen schiebt das Schneeglöckchen mutig seine Blätter durch die letzte frostige Schneedecke. Auch wenn das noch nicht das Ende des Winters bedeutet, so stimmen doch die zarten und eleganten Blüten Gartenfreunde auf den Vorfrühling ein. Auch für Insekten ist es eine wertvolle Nahrungsquelle.
„Schneeglöckchen sind im Grunde unproblematische Zwiebelpflanzen. Alle bekannten Arten sind winterhart“, erläutert Günter Waldorf, Veranstalter der Schneeglöckchentage in Nettetal. Obwohl die Ansprüche an Standort und Bodenverhältnisse in den natürlichen Verbreitungsgebieten variieren, sind besonders die gezüchteten Sorten recht anpassungsfähig.
Schneeglöckchen bevorzugen lockere, feuchte und humusreiche Böden unter laubabwerfenden Gehölzen und Sträuchern. „Staunässe sollte dabei unbedingt vermieden werden“, sagt Melanie Wiethölter vom Botanischen Garten in Münster. „Das mögen sie genauso wenig wie zu trockene Böden oder tierischen Dünger.“ Auch unter Nadelgehölzen sind die Böden durch die herabfallenden Nadeln zu sauer.
Man verpflanze sie am besten und erfolgreichsten nach der Blüte, erklärt Wiethölter. Auf diese Weise schützt der Liebhaber die empfindliche Zwiebel vor Verletzungen und Austrocknung.
Wer dennoch lieber Zwiebeln setzen möchte, für den ist Ende September die richtige Zeit. Die von der Pflanze gebildeten Brutzwiebeln werden dann etwa zwei- bis dreimal so tief gepflanzt, wie das Zwiebelchen selbst groß ist. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Zwiebeln noch frisch wirken und prall sind. Dennoch können längere Lagerungszeiten zu Ausfällen führen. „Die besten Pflanzen gibt es bei kleinen regionalen Gärtnereien. Hier werden sie von Beginn an an das lokale Klima gewöhnt“, sagt Wiethölter.
Besonders schön wirken Schneeglöckchen unter Haselnusssträuchern ('Coryllus') oder der Zaubernuss ('Hamamelis'). In Kombination mit Blau- und Weißsternen ('Scilla'), Krokussen oder Winterlingen ('Eranthis') ergibt sich ein stimmungsvolles Bild des Vorfrühlings.
In der Natur stehen Schneeglöckchen unter strengem Naturschutz und dürfen weder gepflückt noch ausgegraben werden. Es gibt etwa 20 reine Galanthus-Arten, von denen das sogenannte Kleine Schneeglöckchen 'Galanthus nivalis' in heimischen Auen, Waldwiesen und an Wegesrändern zu finden ist. Die Zahl der gezüchteten Sorten ist inzwischen sehr groß und wächst mit zunehmender Beliebtheit an.
Das Schneeglöckchen, das ursprünglich aus Südosteuropa und dem Kaukasus kommt, gehört zu den Amaryllisgewächsen und wird im Deutschen auch Milchblume, Lichtmess-Glöckchen oder Weiße Jungfrau genannt. „Der botanische Name 'Galanthus' wird von den griechischen Wörtern gála für Milch und ánthos für Blüte abgeleitet“, erläutert Wiethölter. Ihr grüner Fleck ist ein sogenanntes Saftmal, das den Insekten zur Orientierung dient.
„Bis vor wenigen Jahren lag das geballte Wissen zu den Schneeglöckchen fest in englischen Händen“, sagt Waldorf. Das Sammeln und Kultivieren der Schneeglöckchen hat im gartenverrückten England eine lange Tradition. Seit einigen Jahren hat die als „Galanthophilie“ bezeichnete Begeisterung für die kleine Pflanze nun auch Deutschland, die Niederlande und Belgien erreicht. Waldorf besitzt zum Beispiel eine Sammlung von knapp 400 Schneeglöckchensorten.
„Bei aller Beliebtheit“, warnt Wiethölter aber, „alle Teile des Schneeglöckchens sind giftig.“ Insbesondere die Zwiebel enthält giftige Alkaloide. Dagegen wird dem in Schneeglöckchen vorkommenden Wirkstoff Galathamin die Fähigkeit zugeschrieben, das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit zu verlangsamen.