Stattlicher Baum, stachelige Früchte: Die Edelkastanie
Osnabrück (dpa/tmn) - Herbst ist, wenn es auf dem Markt dampfende Kessel voller Esskastanien gibt. Wenn die Früchte ab September vom Baum fallen, tragen sie noch ein goldbraunes, stacheliges Kleid und wirken wie winzige zusammengerollte Igel.
Auch der Baum selbst, die Ess- oder Edelkastanie, ist einen Blick wert:
Was bietet mir der Baum für den Garten?
Die Edelkastanie ist ein markantes Gehölz mit meist kurzem Stamm und einer breit geöffneten Krone. Sie ist als Solitär ein wunderbarer Blickfang im Garten. Auch das Setzen in kleinen Gruppen hat Tradition. „Die Edelkastanie wurde früher häufig als Alleebaum gepflanzt“, erklärt Christoph Abs von der DBU Naturerbe, einer Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Im Herbst färben sich die Blätter dunkelgelb ein.
Übrigens: „Vor der Einführung der Kartoffel haben die Kastanien eine bedeutende Rolle in unseren Breiten gespielt“, sagt Abs. Im Mittelalter entstanden etwa Fruchthaine zum Anbau der Esskastanien, die ein Grundnahrungsmittel darstellten. „Karl der Große baute Edelkastanien auf seinem Landgut an.“
Wo wächst der Baum am besten?
„Sie zählen zu den Lichtbaumarten“, erklärt Christoph Abs von der DBU Naturerbe, einer Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Das bedeutet, sie benötigen einen besonders sonnigen Standort. „Edelkastanien vertragen sommerliche Trockenheit erstaunlich gut.“ Aber in der Wachstumsphase im Frühling ist es wichtig, dass es genügend Niederschläge gibt.
Ein wichtiger Hinweis auf ihre Vorlieben zeigt auch ihre Herkunft an: „Man geht davon aus, dass die Römer die Pflanze zusammen mit dem Wein bei uns eingeführt haben“, erklärt Abs. Und immer dort, wo Wein angebaut wird, wachsen auch Edelkastanien gut. Und ein warmer Standort, etwa eben in Weinbaugebieten, hilft der Pflanze, da sie in der Jugend sehr gefährdet bei Spätfrost ist. Grundsätzlich brauchen die Bäume guten Zugang zu Wasser, daher sollte der Boden tiefgründig sein. Und er sollte reichlich Nährstoffe bieten und eher sauer sein.
Braucht er viel Platz?
Allerdings. „Man sollte sich klarmachen, dass die Edelkastanie ein traditioneller Hofbaum ist“, sagt Abs. Wer über einen größeren Garten verfügt, kann diesen Baum natürlich als Solitär verwenden.
Wann kann ich die Esskastanien ernten?
Sind die Bäume aus Samen gewachsen, kann es bis zu 30 Jahre dauern, bis die ersten Früchte geerntet werden. Wer gleich auf eine reiche Ernte setzt, sollte eine veredelte Pflanze kaufen. Dann ist weniger Geduld nötig, sie trägt oft schon innerhalb der ersten zehn Standjahre. Solche Exemplare findet man im Handel etwa mit der Bezeichnung 'Großfrüchte von Lyon' oder 'Marsol'.
Wichtig ist aber auch: „Edelkastanien müssen fremdbestäubt werden“, erklärt Wolfgang Stein, Direktor des Botanischen Gartens der Universität des Saarlandes. Man benötigt also ein anderes Exemplar der Edelkastanie und bei veredelten Formen sogar eine andere Sorte in der Nähe, damit sich Früchte bilden können. Und man muss darauf achten, dass die Edelkastanien überhaupt funktionsfähige Pollen haben - was bei aus Samen gezogenen Gewächsen der Fall ist.