Umzug im Winter: Kakteen auf die Blüte vorbereiten
Erfurt (dpa/tmn) - Einmal im Jahr ziehen Kakteen um: Weg von der Fensterbank. Ins Treppenhaus etwa. Dort lässt man sie den Winter über einfach links liegen, gießt sie nicht einmal. Kehren sie im Frühjahr dann an das sonnige Fenster zurück, erlebt man eine Überraschung.
Kakteen wirken wie kleine Skulpturen auf der Fensterbank: Ihre fleischigen Körper haben teils skurril geformte Arme, dicke Stacheln ragen heraus. Dabei bleibt manchen ihre eigentliche jährliche Zierde verwehrt: Die von Nord- bis Südamerika heimischen Sukkulenten können im Frühjahr spektakuläre und intensiv gefärbte Blüten entwickeln. Aber dafür müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Die wichtigste: „Ohne Ruhephase gibt es bei Kakteen keine Blüte“, erklärt Ulrich Haage, Kaktusgärtner aus Erfurt.
Währenddessen stehen die Pflanzen am besten an einem hellen, kühlen und trockenen Ort. „Das kann ein Treppenhaus oder ein Schlafzimmer sein“, sagt Christine Böhm, Leiterin der Kakteenfreunde Friedrich Ritter Nordhessen-Kassel. Auch der Keller bietet sich an. „Dann benötigen sie allerdings eine zusätzliche Pflanzenleuchte.“ Von Oktober bis März wird nicht gegossen, 10 und 15 Grad sind gut.
Im Frühjahr ziehen die Kakteen an einen sonnigeren Standort um. Böhm rät, die Töpfe an Süd- oder Südwestfenster zu stellen. Und das Gießen beginnt wieder. „Die Wassergabe ist wie ein Weckruf für die Kakteen“, sagt Böhm. Beim ersten Gießen verwendet der Hobbygärtner warmes Wasser, dann lässt er die Kakteen wieder austrocknen.
Die Pflanzen haben ein weitläufiges Wurzelsystem, erklärt Böhm. Daher ist es wichtig, dass man solange Wasser gibt, bis es unten aus dem Topf wieder hinausläuft. „Das überschüssige Wasser gießt man dann ab.“ Der größte Fehler ist nach Aussage von Haage zu viel Wasser. Da man die Feuchtigkeit des sandigen Substrates in der Tiefe des Topfes nicht so leicht testen kann, empfiehlt es sich Schaschlikspieße mehrere Zentimeter tief in die Erde zu stecken. Zieht man sie heraus, kann man an der leichten Verfärbung des Holzes sehen und mit den Fingern fühlen, ob das Substrat auch dort wieder abgetrocknet ist.
Im Sommer verdunstet das Wasser schneller und die Pflanzen haben einen höheren Bedarf, so dass der Gärtner dann durchaus richtig viel gießen muss. Nach Aussagen von Böhm sogar schon mal jede Woche.
Kakteen sollten in einem sehr durchlässigen Substrat stehen. Dazu mischt Böhm Gartenerde, Bims und Lavalit zu gleichen Teilen. Bei Bims und Lavalit handelt es sich um Gesteine vulkanischen Ursprungs, beide haben viele Poren und garantieren so eine gute Durchlüftung. Zugleich können sie aber auch Wasser speichern und langsam wieder abgeben, so dass die Wurzeln optimal versorgt werden. „Man kann auch ein fertiges Spezialsubstrat verwenden“, sagt Böhm. Sie strecke dieses zusätzlich mit Quarzsand, um die Wasser- und Luftführung zu optimieren.
Da Kakteen eher zögerlich wachsen und wegen der spitzen Dornen nicht so gut anzufassen sind, lässt man sie gerne über viele Jahre im gleichen Topf. Aber: „Nach fünf Jahren ist ein Substrat verbraucht, und dann sollte man Kakteen unbedingt umtopfen“, betont die Expertin. Das müsse auch geschehen, wenn die Wurzeln über den Rand hinauswachsen oder das Verhältnis von Topf und Pflanze unausgewogen ist. „Wichtig ist, dass man das alte Substrat komplett entfernt“, sagt Böhm. Sonst bilden sich Klumpen, die kein Wasser aufnehmen.
Zum Anfassen verwendet man am besten dicke Handschuhe und Stofflumpen, eine Zange, oder man steckt Styropor auf die Stacheln. Nach dem Umtopfen empfiehlt Böhm, die Pflanzen 14 Tage lang nicht zu gießen. So können sich dabei beschädigte Wurzeln regenerieren.
Auch wenn Kakteen perfekte Überlebenskünstler sind, die mit äußerst wenig auskommen, müssen sie auf der Fensterbank mit Nährstoffen versorgt werden. Die Expertin rät, flüssige Fertigprodukte zu verwenden, die man entsprechend der Dosierungsempfehlung dem Gießwasser beimischt. Vor allem im Mai und Juni sollte gedüngt werden, um die Kakteen in der Wachstumsphase optimal zu unterstützen.