Gärtnern im Topf Was macht gutes Substrat aus?
Düsseldorf (dpa/tmn) - Letztlich brauchen die allermeisten Pflanzen vor allem eines, um wachsen zu können: Erde. Doch Boden ist nicht gleich Boden, vor allem ist er nicht immer von hoher Qualität. Was Hobbygärtner vor dem nächsten Einkauf wissen sollten:
Woran erkennt man gute Blumenerde?
Gute Erde lässt sich nicht an der Verpackung oder am Hersteller erkennen. Denn auch die Lagerung im Handel kann die Qualität beeinflussen. Einen schweren Sack, aus dem Wasser läuft, sollte man besser im Laden stehen lassen, erklärt Arne Hückstädt vom Industrieverband Garten. „Durch Wettereinflüsse können sich die physikalischen Eigenschaften der Erde verändert haben oder Nährstoffe ausgeschwemmt worden sein.“ Ansonsten zeigt sich erst im Gebrauch, ob eine Blumenerde taugt. „Vorher kann man nur schauen, ob die Erde locker und gleichmäßig vermischt ist und wenig Grobteile enthält“, rät Sven Görlitz, Gartenberater beim Verband Wohneigentum Baden-Württemberg. Und sie sollte nicht faulig oder muffig riechen.
Sind unterschiedliche Erden für verschiedene Pflanzen notwendig?
Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. „Die meisten Pflanzen sind nicht wählerisch. Außer für Moorbeetpflanzen wie Rhododendron und Hortensien, die sauren Boden mögen, braucht man keine speziellen Pflanzenerden“, sagt Gartenberater Görlitz. Hersteller-Vertreter Hückstädt hält dagegen: „Alle Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche. Blumenerde enthält Nährstoffe, damit sich viele Blüten bilden.“ Für Gemüse sei eine ausgewogene Mischung an Nährstoffen wichtig. Görlitz empfiehlt für Kräuter auch Spezialsubstrate: „Kräutererde sollte gut wasserdurchlässig sein und nicht so viel Dünger wie die Erden für Gemüse oder Blumen enthalten.“
Torf in der Erde: Ja oder nein?
Auch hier gibt es verschiedene Ansichten. „Torf hat viele Merkmale, die ihn zu einem optimalen Ausgangsstoff für Blumenerde machen“, sagt Hückstädt. „Als Rohstoff ist er nährstoffarm, hat einen sauren pH-Wert und gute physikalische Eigenschaften. Somit kann er gut auf die Bedürfnisse der Pflanze angepasst werden.“
Umweltschützer kritisieren aber die Torfgewinnung: „Moore speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und leisten so einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz“, erläutert Nicola Uhde vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Zudem werden durch den Torfabbau hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenwelten unwiederbringlich zerstört. Fast zwei Drittel der im Moor beheimateten Blütenpflanzen sind vom Aussterben bedroht oder gefährdet.“
Ein weiteres Problem: „Schon heute stammt ein großer Teil der hier verwendeten Torfe aus baltischen und russischen Hochmooren, weil die Nachfrage so groß ist“, sagt die Naturschützerin. Der Industrievertreter hält dagegen: „Der Abbau wird bereits seit Ende der 1980er Jahre nur noch auf landwirtschaftlich vorgenutzten Flächen genehmigt. Es werden keine lebenden Moore dafür ausgebeutet.“
Wer sich gegen Torf entscheidet, findet torffreie Erden im Handel. „Sie basieren auf Kompost, Rindenhumus und Holzfasern, denen Wasser speichernde Granulate beigemischt werden“, erklärt Uhde. Beim Kauf gelte es aber, genau hinzuschauen: „Nur Produkte, auf denen „torffrei“ oder „ohne Torf“ steht, enthalten auch tatsächlich keinen Torf.“
Was ist der Unterschied zwischen Bio- und Nicht-Bio-Erden?
Bei Erden ist der Begriff bio nicht geschützt, erklärt BUND-Expertin Uhde. „Einige Anbieter verkaufen nach wie vor unter dem Etikett bio auch torfhaltige Erden.“ Bio sagt aber etwas über Zusätze aus: „Bio-Erden werden organische Stoffe wie Horngrieß zugefügt. Bei Nicht-Bio-Erden kommen mineralische Dünger zum Einsatz“, sagt Hückstädt. Der Unterschied: Während bei Kunstdünger die Pflanze sofort die Nährstoffe aufnehmen kann, müssen Mikroorganismen den organischen Dünger erst umwandeln. Für die Pflanzen sei dies aber in der Regel kein Problem, so Görlitz.
Service:
Der BUND bietet einen kostenlosen Einkaufsführer für torffreie Erden unter www.bund.net/torffrei