Wenn es draußen friert: Winternest für Samen und Pflanzen
Fulda (dpa/tmn) - Wenn die Tage kurz sind und nicht nur die Nächte kalt, brauchen einige Pflanzen ein Winterquartier im Haus, Keller oder in der Garage. Denn Pflanzenzellen enthalten Wasser. Gefriert dieses, bedeutet das großen Schaden bis hin zum Tod.
Aber nicht alle Pflanzen stört die Kälte. Laubbäume und Sträucher können ihre Blätter abwerfen und dadurch den Wassertransport einstellen. Die Stechpalme zum Beispiel schützt ihre Blätter durch eine dicke Wachsschicht. Und andere Pflanzen überwintern nur einen kleinen Teil, der möglichst wenig Wasser enthält: die Samen. Auch sie müssen aber dann im Haus lagern.
Saatgut: „Samen sollten trocken, dunkel und kühl gelagert werden“, erklärt Susanne Gura vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt in Fulda. Je trockener das Saatgut, desto länger behält es seine Keimkraft. Vor der Lagerung sollten die Samen von Pflanzenresten befreit werden. Sie dürfen dann auf keinen Fall in Plastiktüten oder Schachteln liegen, denn diese bieten keinen Schutz vor Feuchtigkeit. Besser sind luftdicht verschließbare Gefäße wie Einweggläser. Wichtig ist hier: Sind die Samen nicht komplett trocken, verfaulen sie in den Gläsern. Die optimale Lagertemperatur liegt zwischen null und zehn Grad, und sollte nicht schwanken.
„Die maximale Keimzeit der verschiedenen Sorten variiert“, erklärt Gura. Manche Samen halten nur ein Jahr durch, andere sind zehn Jahre und länger keimfähig. Wer seine Lieblingstomate nicht nur im kommenden Jahr säen möchte, sondern über Jahre davon profitieren will, kann die Samen auch tiefgekühlt lagern. So bleibt die Keimfähigkeit viel länger erhalten. Einmal aufgetaut müssen die Samen aber sofort in die Erde kommen.
Zwiebel und Knollen: Die ersten Fröste können sie noch im Garten überstehen, vor allem wenn sie komplett mit Erde bedeckt sind. Aber dann müssen sie aus der Erde raus. Eine dunkle, kühle und frostfreie Kammer ist der beste Lagerort für Blumenzwiebeln und Knollen, wo sie in Zeitungspapier eingewickelt sind, erklärt Frank Teuber vom Blumenbüro Holland. Hier muss der Hobbygärtner beachten: Alles, was nicht gesund ist, wird vorher aussortiert. Sonst infizieren sich auch die anderen Knollen und Zwiebeln. Und die Kammer sollte der Hobbygärtner den Winter über regelmäßig lüften.
Grundsätzlich sind Blumenzwiebeln immer dann reif für das Winterquartier, wenn das oberflächliche Grün abgestorben ist. Eine Ausnahme bilden dabei Gladiolen: Sie müssen aus dem Boden, bevor der grüne Teil der Pflanze braun ist. Denn ihre Zwiebeln sind sehr anfällig für Krankheitserreger, erklärt Thomas Wagner vom Bund deutscher Gartenfreunde in Berlin. Für Knollen- und Zwiebelgemüse ist der Herbst die Haupterntezeit. Zwiebel, Knoblauch und Co. müssen aus dem Boden, sobald sich die ersten Fröste ankündigen. Schwarzwurzel, Haferwurz und Kerbelrübe vertragen Minustemperaturen und können deshalb länger in den Beeten bleiben.
Topfpflanzen: „Exotische Kübelpflanzen verbringen die kalte Jahreszeit am liebsten im frostfreien Wintergarten oder Gewächshaus“, erklärt Teuber. Die meisten Pflanzen geben sich mit 5 bis 10 Grad zufrieden, nur Zitrusbäumchen und Palmen fühlen sich bei 15 Grad am wohlsten. Laubabwerfende Kübelpflanzen wie die Engelstrompete und Fuchsie können auch im Dunkeln lagern - wobei gilt, je kühler die Temperatur im Raum, desto dunkler darf er sein. „Überwintern in geheizten Räumen tut den Pflanzen meist nicht gut, weil sie an Kraft verlieren, wenn sie keine Ruheperiode haben“, erklärt Teuber.
Vor dem Umzug sollte der Hobbygärtner beschädigte Pflanzenteile entfernen, und zu groß gewordene Exemplare kann er vor der Winterpause etwas zurückschneiden. Der große Rückschnitt sollte allerdings im Frühjahr stattfinden. „Pflege brauchen die Pflanzen im Winterquartier kaum, weil sie ihren Stoffwechsel auf die kühlen Temperaturen einstellen“, erläutert Teuber. Das Düngen sollte der Gärtner bereits Ende September eingestellt haben.
Zu tun hat der Gärtner sonst eigentlich wenig: Einmal pro Woche ein wenig gießen reicht völlig. Und dabei auch prüfen, ob sich Schädlinge breitgemacht haben, sowie abgestorbene Blätter entfernen. „Ist eine Pflanze krank, sollte sie unbedingt von den anderen separiert werden“, betont Teuber. Ansonsten können die Schädlinge auf andere Pflanzen übergehen.