Marmelade: Die neue Lust am Einkochen
Marmelade selbst herzustellen, wird immer beliebter — vor allem bei jungen Familien steigt die Nachfrage.
Düsseldorf. Einmachgläser mit selbstgekochter Marmelade, die fand man früher vor allem bei der Großmutter im Vorratsregal. „Mittlerweile entdecken auch immer mehr junge Familien das Einkochen für sich“, sagt Nadine Mertens (40, Foto) vom Willicher Obsthof Mertens. In den drei Hofläden, die sie mit ihrem Mann Frank in Willich, Meerbusch und Düsseldorf betreibt, „fragen in letzter Zeit vermehrt Frauen um die 30 nach Obst für Konfitüre“.
Dass eine neue Generation das Einkochen für sich entdeckt hat, liege vor allem an der einfachen Zubereitung. „Heute gibt es in jedem Supermarkt Gelierzucker. Die Werbung zeigt, wie schnell eine selbst gemachte Marmelade fertig ist.“ Nämlich in höchstens zehn Minuten. Früchte schneiden, Gelierzucker dazu, vier Minuten kochen lassen und am besten noch heiß in Gläser abfüllen — fertig.
Entscheidend sei, dass die Gläser einen Vakuum-Schraubdeckel haben, sagt die Expertin. Einkochgläser mit Gummiringen sind nur für Schnellesser geeignet. Es entsteht kein ausreichender Unterdruck, um die Marmeladen und Konfitüren dauerhaft zu verschließen. „Im richtigen Glas liegt die Haltbarkeit bei bis zu einem Jahr“, sagt Mertens. Ein Tipp: Gefäße vor dem Befüllen auskochen und mit den Deckeln auf einem sauberen Küchentuch abtropfen lassen.
Ob man lieber Marmelade mit Stückchen oder ein glattes Gelee abfüllt, bleibt dem individuellen Geschmack überlassen. Für ein Gelee müssen die Früchte durch ein Sieb passiert werden. Der Saft wird dann mit dem Gelierzucker aufgekocht.
Und auch für das Verhältnis von Früchten und Zucker hat jeder sein eigenes Rezept. „Ich bevorzuge die Mischung eins zu eins. Dann bleibt die Farbe schön frisch und die Masse fest.“
Der Trend bei der Obstwahl gehe vor allem zu alten Sorten wie Stachelbeere und schwarze Johannisbeere. „Vor drei, vier Jahren wollte von diesen Früchten keiner etwas wissen“, sagt Mertens. Doch jetzt wollen die Kunden Abwechslung und Konfitüren, die sie nicht im Supermarkt kaufen können. Das Schöne sei eben, dass man auch Exotisches ausprobieren könnte.
„Das mögen vor allem meine beiden Söhne gerne. Wenn ich mal Banane oder etwas anderes Außergewöhnliches daruntermische.“ Ansonsten sei das Einkochen in der Familie „Frauensache“.
Nadine Mertens selbst hat die Herstellung von ihrer Schwiegermutter gelernt. „Ich bin ein Stadtkind und stamme aus Berlin. Da hat meine Mutter höchstens ein Pflaumenmus gekocht.“ Seit mehr als 20 Jahren lebt sie jetzt schon am Niederrhein. Und mittlerweile kommt ihr kein fertiges Marmeladen-Glas mehr ins Haus. Ihre Lieblingskonfitüre hat sie auch selbst erfunden: Erdbeer-Campari-Orange (Rezept siehe Kasten).