Acht Beine, pure Panik: Was Tierphobiker tun können
Berlin (dpa/tmn) - Arachnophobie, Herpetophobie, Ailurophobie: Hinter diesen Fachbegriffen versteckt sich blanke Panik - vor Spinnen, Schlangen oder Katzen. Doch mit der richtigen Methode lassen sich die meisten Tierphobien in den Griff kriegen.
Haarige Beine und dicke Körper bringen Mikaela Gannon um den Verstand. Trifft die Berlinerin auf ein gut gebautes achtbeiniges Monster, wird ihr sofort schlecht. „Ich fühle mich dann gelähmt und habe das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen“, erklärt sie. Gannon hat eine Spinnenphobie.
Am häufigsten sind Phobien vor Tieren, die der menschlichen Silhouette am wenigsten ähneln, erklärt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BVDN) und Fachärztin für Psychotherapie aus Andernach. Das ist bei Spinnen der Fall. Sie gehören zu den meistgefürchtetsten Tieren der Deutschen.
Natürlich gibt es auch Angst vor Hunden, Ekel vor Katzen oder Panik vor Kriechtieren. Doch warum gerade Spinnen so extreme Reaktionen hervorrufen, kann auch Holger Kirk nicht erklären. Der Hamburger gibt Seminare, in denen Menschen ihre Spinnenphobie überwinden. „Fest steht, dass Phobiker keineswegs Angst vor einem Spinnenbiss haben, sondern vor dem Bewegungsmuster der Tiere“, sagt er.
Die Ursachen für eine Phobie sind vielfältig. „Grundsätzlich ist Angst eine entwicklungsgeschichtlich wichtige Emotion, die davor schützt, Gefahren einzugehen“, erklärt Roth-Sackenheim.
Als Phobie bezeichnet man jede Form einer gerichteten Angst. „Pathologisch ist es dann, wenn es die Lebensqualität einschränkt“, sagt Roth-Sackenheim. Eine Tierphobie ist mehr als nur eine Abneigung, ergänzt Kirk. Ein weiteres Kennzeichen sei die Angst vor der Angst: Menschen, die eine Phobie haben, meiden Situationen, in denen sie ausgelöst werden kann. Doch durch diese Vermeidung werde die Phobie nur stärker.
Wer betroffen ist, hat verschiedene Möglichkeiten, seine Angst in den Griff zu bekommen. Selbsthilfegruppen sind hilfreich, um Erfahrungen auszutauschen. Wenn die Angst extrem ist, mit massivem Herzrasen, Schweißausbrüchen und stundenlanger Unruhe einhergeht, sollte man eine Verhaltenstherapie machen, empfiehlt Roth-Sackenheim: „Hier lernt man, die Angst abzubauen.“
Für Gannon klingt das schrecklich. Um sich zu kurieren, hat sie einmal versucht, sich eine Tarantula in einem Glaskasten anzuschauen. „Ich konnte kaum den Raum betreten“, sagt sie. Nach einigen Anläufen schaffte sie es kurz. „Es war schrecklich und hat mir gar nicht geholfen.“
Sind Ängste so stark ausgeprägt, dass es der Betroffene nicht mehr aus dem Haus schafft, können Medikamente helfen. „Sie versetzen denjenigen überhaupt erst in die Lage, einen Therapeuten aufsuchen zu können“, erklärt Roth-Sackenheim.