Chamäleons und Nasenbären: das größte Zoogeschäft der Welt
Duisburg (dpa) - Ein blaues T-Shirt mit bunten Papageien spannt sich über den Bauch von Norbert Zajac. Modisch gewöhnungsbedürftig, doch es passt zu ihm. Vögel, Affen, Schlangen, Käfer, Kaninchen: Sie sind Zajacs Leben.
„Ich stehe auf alle Tiere, ich habe kein Lieblingstier“, sagt der Zoohändler.
Zajac besitzt das größte Zoofachgeschäft der Welt - so steht es im Guinness-Buch und an der Fassade von seinem Lebenswerk im Duisburger Stadtteil Neumühl. Der Zoohändler ist schon von Weitem zu hören. Mit durchdringender Stimme spricht er in sein Handy, während er auf seinem Elektroroller durch den Laden kurvt. „Ich fahre im Jahr 4000 Kilometer“, erzählt der schwere Mann auf dem leichten Fahrzeug. „Wir haben schon mehrfach die Reifen gewechselt. Die sind so klein und ich bin ja nicht der Leichteste.“ Zajac lacht. Das macht er häufig.
Rund 3000 Tierarten leben in seinem Geschäft. Das ist mehr als 12 000 Quadratmeter groß und wirkt ein bisschen wie eine Fabrikhalle. Verblichene Farbe an den Wänden, lange Reihen von Leuchtstoffröhren mit weißem Licht an der Decke. Dazwischen hängen dicke Taue und Körbe. Hier lebt Frieda, das Faultier. „Frieda ist unser Highlight“, sagt Zajac und gibt dem Tier eine Banane.
Als Vierjähriger bekam Zajac einen Hamster und eine Eidechse. „Mit Fünf habe ich meine ersten Meerschweinchen gezüchtet.“ Dann kamen Feuersalamander, Blindschleichen und eine Schildkröte dazu. Später 200 Wellensittiche. „Mit 13 habe ich eine Zuchtgenehmigung für Wellensittiche und Papageien beantragt“, erzählt er.
Hundeleinen, Fischfutter und kleine Bettchen für Katzen gibt es in seinem Geschäft. Aber auch Goliathkäfer, Nasenbären und Baby-Chamäleons. Das Normale neben dem Außergewöhnlichen, für jeden soll etwas dabei sein. Eine junge Familie ist aus Osnabrück gekommen. „Nur zum Gucken“, sagt sie. Zajac nennt diese Gäste „Besucher“, andere sind „Kunden“. Die Hälfte der Leute kämen als Zoobesucher, sagt Zajac. Eintritt müssen sie bei ihm nicht zahlen. Insgesamt seien im Jahr rund eine Million Menschen in seinem Geschäft - so viele wie im Duisburger Zoo.
Der ist nur gut acht Kilometer entfernt. Sind Zoo und Zoogeschäft also Konkurrenten? „Nein“, sagt Zoodirektor Achim Winkler. „Wenn man Elefanten, Giraffen, Koalas oder Delfine sehen will, muss man zu uns kommen“, meint er. „Wir ergänzen uns.“ Das sieht auch Zajac so. „Die Leute können sich bei mir Appetit holen und gehen dann in den Zoo.“
Dass es nicht nur im Zoo, sondern auch im Zoogeschäft viele exotische Tiere gibt, gefällt nicht jedem. „Man nimmt Herrn Zajac schon ab, dass er seine Tiere liebt“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. „Wir haben aber ein Problem mit seinem Konzept.“ Zajac gebe einigen Menschen das Gefühl, außergewöhnliche Tiere einfach im Wohnzimmer halten zu können. „Das ist fatal, weil es sehr schwierig ist, bestimmte Tiere zu halten.“
Unfälle gab es auch schon in Zajacs Laden. Bei dem Zoohändler selbst war es einmal richtig knapp. Ein Rotfeuerfisch mit giftigen Stacheln hatte Zajac in den Daumen gestochen. „Der Fisch war nur zehn Zentimeter groß. Den habe ich als Zweieinhalb-Zentner-Mann nicht für voll genommen.“ Zuerst spürte er nur ein leichtes Brennen, dann wurde er ohnmächtig, später musste er wiederbelebt werden. „Dreimal in einer Nacht.“ Am Abend danach war er wieder bei der Weihnachtsfeier in seinem Zoogeschäft. „Da hatte ich dann eine tolle Geschichte zu erzählen.“ Zajac lacht. Wie so oft.
Weiter, immer weiter. Ans Aufhören denkt der 61-Jährige nicht. Auch im Rentenalter will er noch im Laden stehen. „Das ist mein Leben, das ist meine Baustelle.“