Kinder forschen Der Kampf gegen das Bienensterben

Oldenburg (dpa) - Das Bienensterben beunruhigt seit mehr als zehn Jahren Wissenschaftler und Naturschützer. Denn Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern sind auch wichtig für die Bestäubung von Obstbäumen und damit für die Verbreitung vieler Pflanzen.

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Nach Angaben von Naturschutzverbänden hat die Zahl der kleinen Insekten in den letzten Jahren immer weiter abgenommen. Mit einem gemeinsamen Projekt wollen die Universität Oldenburg und die niederländische Stadt Leeuwarden dem Verschwinden der Bienen entgegensteuern.

Warum sterben so viele Bienen?

Eine abschließende Erklärung dafür haben Wissenschaftler noch nicht gefunden. Wahrscheinlich gibt es eine Vielzahl von Gründen. Seit den 90er Jahren beobachten Forscher ein verstärktes Insektensterben. Die sogenannte Insektenbiomasse ging in den vergangenen 15 Jahren um bis zu 80 Prozent zurück. Naturschutzverbände und Imker machen die industrielle Landwirtschaft mit Pestizideinsätzen und Monokulturen dafür verantwortlich. Kritik gibt es vor allem am Spritzen von Neonikotinoiden. Diese Schädlingsbekämpfungsmittel greifen die Nervenzellen der Bienen an. Weil Landwirte häufig nur eine Kulturpflanze anbauen, haben die Bienen außerdem Probleme, ausreichend Nahrung zu finden. In manchen Landschaften sind so wenige Blumen zu sehen, dass Jan-Willem van Kruyssen von der Stadt Leeuwarden von „grünen Wüsten“ spricht.

Warum ist es ein Problem, wenn es weniger Bienen gibt?

„70 Prozent der Ernährungspflanzen werden von Bienen und Insekten bestäubt“, sagt Dirk Albach, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Oldenburg. Besonders wichtig sind Bienen für die Apfelzucht, aber auch Raps ist auf Bienen angewiesen. „Wild- und Honigbienen leisten einen unersetzlichen Wert für die biologische Vielfalt“, erklärt Till-David Schade vom Naturschutzbund Nabu. Sie sind wichtig für die Entwicklung der Vegetation, aber auch als Nahrungsgrundlage für andere Tiere.

Wo setzt das deutsch-niederländische Projekt an?

„Das Projekt soll Möglichkeiten aufzeigen, was man für Bienen tun kann“, sagt Albach. Rund 30 Schulen in Oldenburg und Emden und 30 Schulen in Holland sollen intelligente Holzkisten mit Hummelvölkern bekommen. Mit Hilfe von Sensoren und einer App können die Schüler verfolgen, wie viele Hummeln hinein- und hinausfliegen oder wie viele Insekten sterben. Über einen Bildschirm können sich die Kinder in Deutschland und den Niederlanden darüber austauschen. Aber auch die Umgebung muss für die Hummeln stimmen. „Ein Insektenhotel allein reicht nicht“, sagt Albach. Daher sollen mit dem Ökowerk Emden und auf dem Campus der Universität Oldenburg blühende Landschaften für Bienen entstehen.

Was wird seitens der Politik getan?

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat im Juli 2016 den Handel und das Aussäen von Saatgut verboten, das mit bestimmten Neonikotinoiden behandelt wurde. Außerdem sollen Auswirkungen von Pflanzengiften auf Honigbienen, Wildbienen und Hummeln besser untersucht werden. Dafür wurde ein neues Institut für Bienenschutz am Julius Kühn-Institut in Braunschweig gegründet. Umweltverbänden geht das nicht weit genug. Sie fordern ein Verbot von bienengefährdenden Pestiziden wie Glyphosat. Das deutsch-niederländische Projekt soll auch dazu beitragen, dass die Politik auf das Bienensterben aufmerksam wird.

Was können Bürger tun?

Der Naturschutzbund Nabu empfiehlt, bienenfreundliche Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten zu züchten. Außerdem rät der Verband, biologische Lebensmittel zu kaufen und somit eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. Zur Unkrautbekämpfung sollte man keine Pestizide verwenden. Die Naturschutzorganisation BUND hat einen Ratgeber entwickelt, wie auch Kommunen etwa mit Abflamm- oder Infrarotgeräten Unkraut bekämpfen können. Über 50 Städte und Gemeinden nutzen diese Methoden bereits.