Expertin: Den optimalen Winter gibt es für Tiere nicht
München (dpa) - Der Winter lässt weiter auf sich warten. Nicht weiter schlimm, wird sich manch ein Kälte-Muffel denken. Manchen Tieren machen die Temperaturen über dem Gefrierpunkt aber ziemlich zu schaffen: Vor allem Igel und Schmetterlinge haben zu kämpfen.
Kälte, Eis und Schnee sind in diesem Winter bisher selten - manchen Tieren machen die milden Temperaturen zu schaffen. Für Winterschläfer wie Igel sei das Wetter besonders problematisch, sagte Christine Margraf vom Bund Naturschutz im Interview. Auch Schmetterlingen macht das warme Wetter zu schaffen. Klirrende Kälte ist aber auch nicht unbedingt besser - den optimalen Winter gebe es für Tiere nicht.
Von Winter kann derzeit nicht so wirklich die Rede sein - wie wirkt sich das milde Wetter auf die Tierwelt aus?
Christine Margraf: Das hängt von der Überwinterungsstrategie ab. Für viele Vogelarten ist das Wetter gut: Sie finden leichter Nahrung. Tiere, die entweder in Winterschlaf, Winterruhe oder Winterstarre fallen, haben im Moment ein Problem: Sie wachen viel öfter und viel länger auf als der Igel. Das verbraucht enorm viel Energie. Igel finden aber draußen im Moment relativ wenig zu fressen. Einige Schmetterlingsarten fallen in Winterstarre. Wenn das Versteck nicht kühl genug ist, kann davon im Moment keine Rede sein. Sie finden aber im Winter gar nichts zu fressen, weil ja nichts blüht. Für sie sind warme Temperaturen über einen längeren Zeitraum im Winter tödlich.
Was wäre denn ein optimaler Winter für Igel und Schmetterling?
Margraf: Am besten wäre es zum Beispiel für den Igel, wenn nicht über einen längeren Zeitraum die Zehn-Grad-Grenze überschritten wird. Und zu viele Temperaturwechsel sollte es auch nicht geben. Einen optimalen Winter in dem Sinne gibt es aber nicht. Wenn der Winter sehr lang, kalt und schneereich ist, haben die Tiere, die Winterschlaf und Winterruhe halten, einen sehr viel höheren Energieverbrauch, um sich warm zu halten. Ein sehr harter Winter fordert im Tierreich natürlich auch Verluste. Es geht also nicht um den optimalen Winter, sondern um die optimale Vorbereitung der Winterschläfer: Sich im Herbst eine ausreichende Fettschicht anfuttern und ein frostsicheres Versteck suchen.
Wie würde es sich auf die Tiere auswirken, wenn es wie im vergangenen Jahr verspätet noch einmal knackig kalt werden würde?
Margraf: Also beim Igel hängt es davon ab, wie viel Energie er bis dahin verbraucht hat. Wenn er oft aufgewacht ist, wenig zu fressen gefunden hat und dementsprechend abgemagert ist, kann es natürlich kritisch werden. Bei den Schmetterlingen ist es so, dass diejenigen, die bis dahin überlebt haben, einfach weiter in der Winterstarre bleiben und dann aufwachen, wenn es wieder wärmer wird.