Kampf ums Überleben Gewinner und Verlierer in der Tierwelt 2017

Berlin (dpa) - Grillenzirpen, Glühwürmchen und Sommer, in denen man vor lauter toten Insekten kaum mehr durch die Windschutzscheibe sehen konnte: Bald nur noch Erinnerungen von früher? Neue Daten zum Schwund von Insekten haben Naturfreunde 2017 erschüttert.

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Auch im Ausland häufen sich die Negativ-Nachrichten. Die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sei nun so lang wie nie zuvor - mit 25 800 bedrohten Tier- und Pflanzenarten, bilanzierte die Umweltstiftung WWF. Der Mensch verursache damit das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Andererseits geht es dem WWF zufolge bei manchen bereits dezimierten Arten aber auch wieder bergauf. Wer zählt zu den Gewinnern, wer zu den Verlierern?

FISCHOTTER: Früher ging es ihm in Deutschland an den Pelz, das Aussterben stand bevor. Inzwischen sieht der WWF ein „Comeback“ der guten Schwimmer, auch wenn die Zerschneidung der Landschaft noch immer eine Bedrohung darstelle. Nach Daten des Deutschen Jagdverbands sind Fischotter insbesondere im Nordosten Deutschlands wieder vielerorts heimisch. Als Gründe werden Renaturierungsmaßnahmen und Nutzungsbeschränkungen vieler Gewässer genannt. Gewinner!

GEPARDEN: Prekärer als bisher in der Roten Liste dargestellt steht es einem Forscherteam zufolge um Geparden im südlichen Afrika. Nur knapp ein Fünftel dieser Tiere lebe in anerkannten Schutzgebieten. Die Mehrheit komme Farmern in die Quere, die gegen die schnellen Raubkatzen vorgehen. Die Autoren, darunter Wissenschaftler vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), empfahlen kürzlich anhand ihrer Bestandserhebungen, den Status von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ hochzusetzen. Verlierer!

SCHUPPENTIERE wie der Pangolin: Nie gehört? In Asien ist das anders, dort gilt das Fleisch als Delikatesse, die Schuppen werden gemahlen als Heilmittel genutzt. Laut WWF sind Schuppentiere die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Trotz eines Handelsverbots seit Januar 2017 würden Behörden in Afrika und Asien tonnenweise Schuppen und hunderte ganzer Pangoline beschlagnahmen. Verlierer!

MEERESSCHILDKRÖTEN: Die Tiere mit Panzer und Paddeln werden in vielen Gebieten wieder zahlreicher, wie der WWF berichtet. Sie seien allerdings nach wie vor gefährdet, als Beifang im Netz von Fischern zu landen. Dennoch: Gewinner!

KOALAS: Zu den als behäbig geltenden Eukalyptus-Fans hat der WWF keine schönen Zahlen: Sage und schreibe 80 Prozent der Koalas seien in einigen Regionen Australiens seit den 90er Jahren verschwunden - weil Straßen und Siedlungen gebaut sowie Wälder gerodet worden seien. Hinzu komme der Klimawandel. Verlierer!

SEEPFERDCHEN: Auch diese kleinen Meerestierchen landen laut WWF öfters dort, wo sie nicht hingehören: im Beifang. Zudem zerstörten zu große Düngermengen, der Klimawandel und Grundschleppnetze die Lebensräume. Die Bestände der beiden einzigen Seepferdchenarten Europas seien im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Verlierer!

MEKONG-IRAWADI-DELFINE: Nur noch 80 dieser Tiere leben isoliert im Mekong, sie sind vom Aussterben bedroht. Doch 2017 seien in Kambodscha neun Delfinkälber beobachtet worden, so der WWF. Die Sterberate sinke, der Bestand erhole sich langsam. Gewinner!

FLIEGENDE INSEKTEN: Um mehr als drei Viertel nahm deren Gesamtmasse in den vergangenen 27 Jahren ab, wie Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden in diesem Herbst im Fachmagazin „PLOS One“ berichteten. Dafür hatten sie in 63 Gebieten Daten gesammelt. Was die Ursache für den schon länger vermuteten Schwund bei Insekten sein könnte, muss noch untersucht werden. Naturschützer machen die intensive Landwirtschaft verantwortlich, aber auch das Klima kann Experten zufolge eine Rolle spielen. Verlierer!

AFRIKANISCHE ELEFANTEN: Die Dickhäuter stehen laut WWF unter Druck. Die Bestände schrumpften demnach in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 100 000 Tiere. Als „dramatisch“ bewertet die Stiftung die Lage zentralafrikanischer Waldelefanten und beruft sich auf den 2017 vorgelegten Wildtierzensus. Im Untersuchungsgebiet gingen die Bestände demnach zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10 000 Individuen zurück. Noch immer geht es Wilderern um das wertvolle Elfenbein. Verlierer!