In Schwaben gibt es ein Schwimmbad nur für Hunde
Ebersbach (dpa/lsw) - Fipsi will noch nicht so recht. Hin und her gerissen folgt er den Leckerli auf die Rampe, nur um dann wieder ein paar Meter wegzurennen. Der kleine Jack-Russel-Terrier zerrt an der Leine.
Sein Hinterlauf zittert.
Fipsi ist schon zum dritten Mal zu Besuch im Hundeschwimmbad, aber ans kalte Nass muss er sich immer wieder aufs Neue gewöhnen. Kurzentschlossen hebt ihn sein Frauchen Sabrina Stahl ins Wasser. Platsch. Fipsi strampelt los, zieht zügig die Bahn über zehn Meter. Nur noch das Schwänzchen wedelt über der Wasseroberfläche, ein bisschen wie das Rohr eines U-Boots.
Sabine Bendig steht zufrieden neben dem Becken. „Wir haben bisher alle zum Schwimmen gebracht“, sagt die Hundeerzieherin. Vor kurzem eröffnete die 29-Jährige ein Hundeschwimmbad mit zwei Bahnen in einer großen Halle im schwäbischen Ebersbach im Kreis Göppingen. Bendig hat selbst mehrere Labradore. „Alles Wasserratten“, sagt sie. Aber man dürfe ja nirgends mehr mit Hunden im See schwimmen, wegen der Angler, der Modellbootfahrer, erzählt sie.
Deshalb hat sie 30 000 Euro in zwei Schwimmbahnen investiert. Ein Becken ist 45 Zentimeter tief, das andere 85 Zentimeter. Sie werden mit UV-Lampen gefiltert, nicht mit Chlor. Bendig lacht. „Die Hunde trinken das Wasser ja auch.“ Über ein rutschfeste Einstiegsrampe geht es für die Vierbeiner ins Wasser. „Der Hund tritt in keine Scherben, riecht nicht nach Moder“, sagt Bendig. Im Winter wird das Wasser sogar beheizt. Zudem gibt es zwei Wasch- und Trockenstationen.
Und die Vierbeiner rennen ihr sprichwörtlich die Tür ein. 60 bis 80 Hunde drehen mittlerweile pro Woche die Bahnen bei Bendig. „Der Tiermarkt wächst extrem“, sagt sie. 13 Euro verlangt sie die Stunde, mit Betreuung 25 Euro für die halbe Stunde. Maximal vier pro Stunde dürfen gleichzeitig an die Becken. „Ziel ist es, fremde Hunde zusammenzuwürfeln“, sagt die Hundeerzieherin.
Eine Idee für wohlhabende Tiernarren? Eine Freizeitbeschäftigung für gelangweilte Frauchen? Die eher exotische Idee werde häufig belächelt, sagt Bendig. Sie hat dafür wenig Verständnis. „Der Hund trägt ja keinen Badeanzug“, sagt sie. „Wir tun ihm ja was Gutes.“ Denn es gehe nicht nur um munteres Planschen. Die wenigsten Frauchen kämen zum Spaß, sagt sie. „Die meisten nehmen einen Nutzen mit.“
„Das ist grundsätzlich eine geeignete Therapieform für Hunde etwa mit Hüftdysplasie oder Adipositas“, sagt Nadine Walther vom Tierphysiotherapie Verband Deutschland. „Und wenn sich ein junger Hund auslassen will, kann er das auch gelenkschonend tun.“ Es gebe zwar einige Hundeschwimmbäder in Deutschland, aber sie habe keine genauen Zahlen.
Das Hundeschwimmen soll dem Kreislauf dienen, die Kondition fördern, den Stoffwechsel anregen, Muskeln aufbauen oder als Rehamaßnahme entlasten. „Was ich mit dem Schwimmen hinkriege, kriege ich mit Spazieren nicht hin“, sagt Bendig. Schwimmen sei wesentlich anstrengender für die Vierpfoter.
Neben der gesundheitlichen Therapie geht es auch um die Angst vor dem Wasser. Neue Hunde werden mit Wasser vertraut gemacht, leicht bespritzt, dann hält Bendig bei den kleinen Vierbeinern den Bauch, wenn sie schwimmen. „Hunde, die nie im Wasser waren, können es antrainieren“, sagt Bendig. Die Schwimmtechnik müssen sie erst lernen. „Am Anfang spritzt es, das ist normal“, sagt Bendig.
Der kleine Rüde Fipsi darf sich nach vier Bahnen nun kurz ausruhen in der Halle. Er war mit der Familie schon häufig an der Nordsee. „Wir gehen oft ans Meer, an der Nordsee, in Kroatien“, sagt das 27-jährige Frauchen. Künftig soll Fipsi im Urlaub mitschwimmen. Die Badbesuche in der Heimat sollen ihm ein wenig die Angst davor nehmen.