Richtiges Training Loben, üben, positiv verknüpfen: So kommen Hunde auf Zuruf
Berlin (dpa/tmn) - Viele Hundebesitzer kennen die Situation: Man ist mit dem Vierbeiner im Park unterwegs und ruft ihn zu sich. Aber das Tier ist abgelenkt und denkt gar nicht daran, zu Herrchen oder Frauchen zu rennen.
Wie lässt sich das in den Griff bekommen?
„Das Herkommen ist im Zusammenleben sicherlich mit das wichtigste Verhalten, das ein Hund auf Signal können sollte“, sagt Ariane Ullrich vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater. Ob das klappt, ist vor allem eine Frage der Übung.
Das Tier darf möglichst selten die Erfahrung machen, dass es das Rufen ignorieren kann, rät Petra Führmann, die in Aschaffenburg eine Hundeschule leitet. Zu Beginn des Trainings sollten Halter ihren Hund zu sich locken und ihn immer belohnen, wenn er zu ihnen kommt. So lernen die Vierbeiner am besten und nachhaltigsten. Loben sollte man das Tier schon, wenn es sich auf den Weg zu einem macht, sagt Führmann.
Die eigentliche Belohnung kann dann ein Spielzeug, besonderes Futter, Streicheln oder eine Spielaufforderung sein. Die Belohnung müsse aber auch richtig ausgewählt sein, sagt Ullrich. „Wenn der Hund nicht hungrig ist, ist das Futter keine Belohnung“, erklärt sie. Es hänge auch von den Vorlieben des Tieres ab, erläutert Hundeerzieher René Groth von der Hundeschule Team in Ingersheim.
Wenn dieser Schritt geschafft ist, geht es darum, ein Signal festzulegen, an dem der Vierbeiner erkennt, dass er nun schleunigst zum Herrchen kommen sollte. Dieses gibt man kurz bevor man die schon bekannte Lockbewegung macht. „Das Signal kündigt dem Hund also an, dass jetzt etwas Tolles passiert, wenn er herkommt“, so Ullrich. Es müsse klar und eindeutig sein, rät Groth. Lob oder eine Belohnung sollten die Tiere immer bekommen, wenn sie auf Zuruf kommen.
Wichtig sind auch die Körpersprache und die Stimmlage des Halters beim Rufen. „Hunde reagieren auf Nuancen in der Stimme und unsere Körpersprache sehr stark“ sagt Ullrich, die auch selbst eine Hundeschule betreibt. Ein häufiger Fehler ist es, sich frontal vor den Vierbeiner aufzustellen und sich nach vorne zu beugen. Das Tier kann dies als abwehrend und bedrohlich empfinden. Besser sei es, sich seitlich wegzudrehen, etwas kleiner zu machen und so körpersprachlich zum Folgen einzuladen, so Ullrich. Auch ein ärgerlicher oder wütender Tonfall sei kontraproduktiv, erläutert René Groth.
Das bereits erlernte Verhalten muss in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden. Vor allen Dingen sollte das Kommen auf Zuruf auch gezielt in ablenkungsreichen Situationen trainiert werden, rät Ullrich. Die wiederholten Übungen sind allein deshalb wichtig, weil die Möglichkeiten von Herrchen und Frauchen begrenzt sind, wenn der Vierbeiner wirklich einmal nicht hört. Bestrafen sei in solchen Situationen nicht sinnvoll, da der Hund oft nicht verstehe, wofür er bestraft wird, sagt Groth. Außerdem könnte das Tier die Strafe mit dem Zurückkommen verknüpfen. Im Zweifelsfall müsse man warten, bis der Hund nicht mehr abgelenkt ist oder ihn abholen.
Der Einsatz einer Schleppleine, die in der Regel zwischen 10 und 15 Meter lang ist, kann Abhilfe schaffen. So wird verhindert, dass der Hund weiter wegläuft, sagt Groth. Man sollte ihn aber nur festhalten und auf keinen Fall ranziehen. Ansonsten lernt er, dass er nur angeleint hören muss, erklärt Ullrich. Der Halter kann sich auch umdrehen und mit der Schleppleine in der Hand weitergehen. So kann der Vierbeiner animiert werden nachzukommen.
Macht er sich auf den Weg, sollte man sich wieder umdrehen und ihn loben, empfiehlt Petra Führmann, die mehrere Bücher über Hundeerziehung mitverfasst hat. Auch der Einsatz einer Hundepfeife kann hilfreich sein, da sie sich deutlich von anderen Geräuschen abhebt und über große Entfernungen zu hören ist.
Hundebesitzer, deren Tiere nicht auf Zurufe reagieren, sollten nicht verzagen. Die Experten sind sich einig, dass alle Hunderassen das Kommen auf Zuruf erlernen können. „Es gibt natürlich Rassen, die von vornherein mehr oder weniger kooperativ sind. Lernen können es aber alle“, beruhigt Petra Führmann. Das gilt auch für alte Hunde. Zwar kann einiges im hohen Alter etwas länger dauern, aber solange Geist und Körper noch gesund sind, steht dem Lernen nichts im Wege.