Naschen erlaubt: Das Einmaleins der Leckerlis

Hamburg (dpa/tmn) - Endlich darf sie wieder zum Tierarzt. Jagdterrier-Mix-Hündin Olivia läuft das Wasser im Maul zusammen. Sie weiß, was sie erwartet: Leberwurst-Pastete!

„Die Ärztin meiner Hündinnen darf sie mit diesem Leckerli verwöhnen“, sagt Frauchen Martina Hasselberg. So hat sie den Tieren beigebracht, etwas Positives mit dem oft unangenehmen Besuch zu verbinden.

Tierpsychologin Tina Messjetz hat grundsätzlich nichts gegen Leckerlis. „Man kann mit Leckerlis die Erziehung unterstützen“, erklärt sie. So lernt ein junger Hund leichter, bei Ruf zurückzukommen, wenn eine schmackhafte Belohnung wartet.

Auch Katzen lassen sich mit Hilfe der Leckerchen erziehen. „Sie lassen sich zwar selten so bestechen wie Hunde“, meint Tierpsychologin Messjetz. Doch als Ritual genutzt, können sie ein gewünschtes Verhalten des Tiers etablieren. Wer die Naschereien als positive Verstärker nutzen will, muss auf den richtigen Zeitpunkt achten. „Wichtig ist, dass die Belohnung sofort kommt, wenn das Tier das gewünschte Verhalten zeigt“, sagt Marius Tünte, Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes in Berlin. Nur dann verknüpft das Haustier beide Ereignisse.

Hin und wieder dürften Tierhalter die leckeren Happen auch als Beschäftigung oder zur Zahnpflege anbieten, sagt Tünte. Das können beispielsweise Kauknochen sein. Wichtig ist, darauf zu achten, die Leckerbissen von der täglichen Futterration abzuziehen. „Geschieht dies nicht, kommt es zu einer Gewichtszunahme“, warnt der Tierschutzbund-Sprecher. Übergewicht belastet den Bewegungsapparat und kann auch beim Tier zu Diabetes oder einem kürzeren Leben führen.

Schweineohren, Milchcremes und Knuspersnacks: Die Leckerli-Auswahl ist groß. „Da es auch bei Tieren unterschiedliche Geschmäcker gibt, hängt die Wahl von den Vorlieben des Vierbeiners ab“, meint Tünte. Wichtig sei, gesundheitliche Probleme zu beachten: So eignen sich weiche Leckerlis bei Zahnproblemen besser als harte. Hasselberg, die beim Verein Vier Pfoten aktiv ist, macht die Leckerlis für ihre Hündin am liebsten selbst: gekochtes Putenfleisch, Rinderherz, Rinderfleisch oder Hackbällchen - Hauptsache alles ungewürzt.

Auch Messjetz empfiehlt, Leckerlis selber zu machen. Das sei einfach und preiswert - etwa mit getrocknetem Hähnchenfleisch. Dazu nimmt sie Hähnchenfleisch, schneidet es in Stücke und trocknet es im Backofen über Nacht bei 50 Grad. „Das schmeckt Hunden und Katzen gleichermaßen“, sagt sie.

Auch für getreidefreie Hundekekse gibt es viele Rezepte. „Hier hat der Tierhalter den Vorteil, dass er auf die Vorlieben des Tieres und etwaige Unverträglichkeiten eingehen kann“, sagt Tünte.

Für Hunde, die keine Probleme haben, können Halter als Superleckerli auch mal Fleischwurst oder Käse füttern, schlägt Messjetz vor. Katzen sind empfindlicher, was Gewürze angeht. Daher rät sie hier eher zum Joghurtbecher. „Aber wie bei allem macht die Menge das Gift“, sagt sie: Wenn ab und an ein Stückchen Wurst fällt, sei das schon in Ordnung.

Wer seine Vierbeiner vom eigenen Teller und mit Küchenresten füttert, muss einiges beachten, sagt Hasselberg. So muss Schweinefleisch immer gut durchgebraten sein. Reste von Fleisch mit Knochen, wie Brathähnchen, können Splitter enthalten. An ihnen können sich die Tiere schwer verletzen. „Und Wurst, Schinken, Fleisch, Käse, Joghurt und so weiter immer nur in Maßen, weil die Produkte oft zu fett und zu stark gewürzt sind“, rät sie.

Gar nicht gut sind „echte“ Süßigkeiten. Chips und Schokolade haben nichts im Tiermagen zu suchen, sagt Hasselberg. Auch Produkte mit künstlichen Aromen, Zucker, Konservierungs- und Farbstoffen sollten Tiere nicht bekommen.

Prinzipiell sollte das Leckerli von der Menge und an die Größe des Tieres angepasst sein, sagt Tünte. Und: „Hunde, die viel Energie verbrauchen, dürfen ein Leckerli mehr haben als gemütliche Couchpotatoes“, ergänzt Hasselberg.