Ohne Netz geht nichts - Balkonien für die Katze

Tübingen (dpa/tmn) - Wer nur die eigenen vier Wände sieht, dem fällt die Decke auf den Kopf. Was für Menschen gilt, gilt auch für Wohnungskatzen: Sie haben einen Drang nach draußen. Den können Besitzer befriedigen, indem sie der Katze einen Platz auf dem Balkon einrichten.

Wenn Gwynn nach Hause kommt, öffnet sie die Tür nur vorsichtig. Mit dem Fuß versucht sie, Katze Indi den Weg nach draußen zu versperren. Denn Indi wartet schon laut miauend hinter der Tür. Sobald sie die kleinste Chance bekommt, schlängelt sie sich an Gwynn vorbei und huscht nach draußen. Indi will an die frische Luft. Gwynn will sie aber nicht auf die Straße lassen, aus Angst vor dem Verkehr. Die Lösung könnte der Balkon sein: Dort wäre Indi draußen und gleichzeitig sicher vor den Autos.

„Die Wohnung ist für die Katze immer nur Plan B“, sagt Thomas Steidl von der Bundestierärztekammer. Denn Katzen haben einen Drang nach draußen. Wer keinen Garten hat, kann der Katze auf dem Balkon etwas Auslauf geben. Schon wenige Quadratmeter im Freien seien für die Katze eine Bereicherung, sagt Tina Hölscher, Veterinärin bei Aktion Tier. Auch Gwynn erzählt: „Wir lassen Indi jetzt raus auf den Balkon. Sie hockt dann auf dem Geländer und guckt runter.“

„Wichtig ist, dass der Balkon ausbruchsicher vernetzt sein muss“, sagt Hölscher. „Katzen können sich durch die kleinsten Schlitze durchquetschen“, erklärt Steidl. Ein Netz kann den Balkon katzensicher machen, die Maschen sollten nicht größer als fünf Zentimeter sein. Statt des Netzes können auch Drahtgestelle zum Einsatz kommen.

Bevor Netz oder Drahtgestell den Balkon sichern, sollten sich Mieter aber erst die Einverständnis ihres Vermieters einholen, ob sie diese Dinge anbringen dürfen. Grundsätzlich seien zwei Fragen entscheidend, erklärt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Frage eins: Ist ein Eingriff in die Bausubstanz nötig, zum Beispiel um das Netz zu befestigen? Und Frage zwei: Stellt das Netz oder Drahtgestell eine optische Beeinträchtigung dar? Das bedeutet im Klartext: „Es sieht alles top aus, und dann komme ich mit meinem Katzengitter.“

Dann steht dem Projekt Katze auf dem Balkon aber nichts mehr im Wege. Um ihr ein schönes Plätzchen zu schaffen, ist zum Beispiel ein Kratzbaum hilfreich. Außerdem mögen es Katzen, wenn sie von einem leicht erhöhten Platz beobachten können, was unten auf der Straße geschieht. Dafür können Besitzer Bretter anbringen oder eine Hängematte aufhängen.

„Unbedingt wichtig ist ein Schattenplatz“, rät Hölscher. Sonst läuft die Katze Gefahr, einen Sonnenbrand zu bekommen. „Der Schattenplatz sollte die Größe eines normalen Katzenschlafplatzes haben.“ Auch Wasser und etwas zu fressen können auf dem Balkon Platz finden. Trockenfutter eigne sich besser als Feuchtfutter, weil es in der Sonne nicht so schnell schlecht wird, sagt Steidl.

Halter müssen ausserdem beachten, dass Balkonpflanzen gefährlich für die Katze sein können. Steidl drückt es so aus: „In einen Katzenhaushalt gehören keine Pflanzen.“ Mit einer Ausnahme: Katzengras. „Das essen sie ganz gerne.“ Außerdem helfe es Katzen, Haarballen loszuwerden. Viele andere Pflanzen sind tabu, denn die Tiere laufen Gefahr, sich damit zu vergiften. „Katzen haben in dem Punkt keinen Instinkt“, erklärt Steidl.

So schön das neu eingerichtete Plätzchen für die Katze auf dem Balkon auch sein mag - aussperren darf der Besitzer sie dort nicht. Die Katze könne zum Beispiel überhitzen, warnt Hölscher. Soll sie jederzeit die Möglichkeit haben, nach draußen oder drinnen zu gehen, auch wenn der Besitzer nicht zu Hause ist, kann er eine Katzenklappe einbauen.

Gwynn versucht es erst einmal ohne Klappe. Wenn sie oder ihre Mitbewohnerin zu Hause sind, lassen sie meist die Balkontür offen stehen. Indi hat auf dem Balkon schon ihre Lieblingsbeschäftigung entdeckt: Sie beobachtet eine Katze mit orangenem Fell, die frei durch die Nachbarschaft streunt.