Resistente Keime sind auch für Tiere gefährlich

Berlin/Magdeburg (dpa/tmn) - MRSA steht für Bakterien, die resistent gegen mehrere Antibiotika sind. Bei Menschen sind sie als „Krankenhauskeime“ bekannt. Auch für Haustiere kann eine Infektion mit MRSA gefährlich werden.

Eine Hiobsbotschaft jagte im vergangenen Herbst bei Christina Gilly die nächste. Ihr Pferd Urmel bekam eine schwere Kolik und musste operiert werden. Das Tier überstand den schweren Eingriff, doch dann kam es zu Komplikationen. Die Wunde am Bauch heilte einfach nicht. „Er hatte MRSA, es gab nur noch ein Antibiotikum für ihn“, sagt Gilly. Doch dann ging es wieder aufwärts: Das Antibiotikum half, an die OP erinnert nur noch eine Narbe am Bauch und Urmel darf schon wieder geritten werden.

So glimpflich geht es nicht immer aus: MRSA, kurz für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme, sind Bakterien, die Mensch und Tier gefährlich werden können. Verschiedene Antibiotika wirken nicht, was zu einer lange andauernden Infektion führen kann. Beim Menschen sind MRSA als Krankenhauskeime bekannt, mittlerweile haben sie in der Nutztierhaltung ebenfalls für enorme Probleme gesorgt. Und auch Haustiere können davon betroffen sein. „Wir arbeiten schon seit dem Jahr 2002 dran. Das Problembewusstsein ist groß“, sagt Birgit Walther vom Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen an der Freien Universität Berlin.

In den Tierarztpraxen scheint MRSA dagegen noch kein großes Thema zu sein. Dies könnte daran liegen, dass dort in der Regel keine Intensivpatienten behandelt werden, sagt der Tierarzt Klaus Kutschmann aus Magdeburg. Das bestätigt auch die Tierärztin Maike Höch aus Frankfurt am Main, die allerdings schon vor vielen Jahren Bekanntschaft mit MRSA gemacht hat. Damals arbeitete sie in einer Pferdeklinik, als sich über längere Zeit die Wunden aller operierten Tiere infizierten.

Derzeit läuft eine bundesweite Studie, für die mehrere hundert Pferde, Hunde und Katzen untersucht werden - so sollen Risikofaktoren aufgedeckt werden. Sicher ist, dass Mensch und Tier die gleichen MRSA-Typen in sich tragen. „Wahrscheinlich stammen die meisten Stämme von Menschen und gingen auf die Tiere über“, sagt Walther. Die Tiere können MRSA allerdings auch wieder auf den Menschen rückübertragen. Das ist in der Regel kein Grund zur Sorge. „Ein Problem wäre das nur, wenn der Mensch zum Beispiel kurz vor einer Organtransplantation steht.“

Egal, ob Mensch oder Tier: Sind sie gesund, sind die MRSA-Bakterien für sie meist kein Problem. Gefährlich wird es aber, wenn das Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel nach einer Operation oder im Alter. Dann können die Bakterien lebensbedrohliche Krankheiten wie Wundinfektionen, Sepsis oder Lungenentzündungen verursachen. MRSA nisten sich in den Schleimhäuten ein und machen dabei keinen Unterschied zwischen Mensch, Meerschweinchen oder Pferd. Auch exotische Haustiere wie Schildkröten können betroffen sein.

Zur Wurzel des Übels gehört ausgerechnet das Antibiotikum selbst. Es vernichtet im Körper nicht nur Krankheitserreger, sondern alle Bakterien - wenn sie nicht resistent sind. Auch Bakterien wollen überleben, daher geben sie die Resistenz weiter. „Von einem Lebewesen zum anderen übertragen wird MRSA nicht zuletzt durch mangelhafte Hygiene“, sagt Walther.

Mittlerweile hat auch bei den Tierärzten ein Umdenken in Sachen Antibiotikagabe begonnen. Allerdings sehen sie sich Birgit Walther zufolge den Erwartungen einiger Tierbesitzer gegenüber, die nach dem Motto „Eine Spritze, und dann ist alles wieder gut“ nach Antibiotika verlangen. Dabei sei es manchmal sinnvoller, die Krankheit mit anderen Mitteln zu kurieren - auch wenn es etwas länger dauert als mit Antibiotika.