Tierisch verschnupft: Wenn Hunde Heuschnupfen haben

Berlin (dpa/tmn) - Für Millionen von Menschen bringt der Frühling juckende Augen, eine laufende Nase und einen kratzenden Hals mit sich. Aber auch Hunde haben mit Heuschnupfen zu kämpfen. Es gibt einige Maßnahmen, um ihnen zu helfen.

Foto: dpa

Bei den Vierbeinern hätten Allergien in den vergangenen 30 bis 40 Jahren deutlich zugenommen, sagt Prof. Ralf Müller vom Zentrum für klinische Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die genauen Ursachen sind bislang nicht erforscht. Manche Wissenschaftler vermuten, dass die veränderte Tierhaltung eine wichtige Rolle spielen könnte.

Früher lebten Hunde auf dem Hof, inzwischen sind sie in Großstädten und schicken Wohnungen zu finden. „Das Verhältnis zu den Keimen hat sich geändert. Hunde werden shampooniert, damit sie im Bett nicht stinken“, sagt Müller. Haustiere lebten zu sauber, was dazu führe, dass ihr Immunsystem zu inaktiv sei und sie auf Pollen überreagieren.

Im Umkehrschluss könne eine unhygienische Tierhaltung Allergien aber nicht vorbeugen, warnt die Tierärztin Monika Linek, die Spezialistin für Tierdermatologie ist. „Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass Hunde im Dreck spielen sollen. Das ist nicht die Lösung des Problems.“ Bei Hunden wie beim Menschen sind Allergien genetisch bedingt und können weitervererbt werden. Daher zeigen bestimmte Rassen auch eine gewisse Veranlagung für Allergien, etwa die französische Bulldogge, der Labrador, Golden Retriever, Boxer oder Terrierarten.

Oft stellen Hundehalter eine Reaktion nach Spaziergängen fest. „Der Hund kratzt sich, der Hund scheuert sich die Haut auf. Meist sind Gesicht, Bauch und Pfoten betroffen“, erläutert Mueller. Während Menschen eher von tränenden Augen und Niesen heimgesucht werden, reagiere der Hund immer an der Haut, erklärt Linek.

Ähnlich wie bei Neurodermitis geraten die Betroffenen durch den Juckreiz in einen Teufelskreis: Das permanente Kratzen zerstört das Fell, darunter entzündet sich die Haut. Diese Stellen seien für bakterielle Entzündungen dann noch anfälliger, sagt Müller.

Die Beschwerden hängen von den Blütezeiten der allergieauslösenden Pflanzen ab. „Meist bemerken Hundebesitzer die ersten Anzeichen schon relativ früh in den ersten Lebensjahren“, sagt Verena Mißler, Fachreferentin für Heimtiere an der Akademie für Tierschutz. Umweltallergene wie Hausstaubmilben, Pflanzenpollen oder Schimmelpilzsporen könnten bei Hunden eine sogenannte atopische Dermatitis auslösen - das ist eine Hauterkrankung mit Juckreiz.

Aber was macht Hunden besonders zu schaffen? Tierärzte können dies durch Tests herausfinden - auch um mögliche Risiken nahe des Wohnorts ausfindig zu machen. Könnten die Bäume vor der Tür ein Auslöser sein? Oder sind es die Weiden im Park? Die besten Resultate erzielen Hauttests wissenschaftlichen Studien zufolge rund 60 Tage nach Ende der Allergiesaison. Ganz günstig ist diese Gewissheit beim Tierarzt aber nicht zu haben: Die Kosten liegen zwischen 150 und 250 Euro.

Ohnehin lässt sich die häufigste Allergiequelle kaum vermeiden: Pollen von Gräsern, die der Wind von weither trägt und durch die Luft wirbelt. „Da der Hund durch das Gras läuft, setzen sich die Pollen direkt am Fell fest. Die Pollenallergene können so leicht in die Haut dringen“, sagt Müller. Er empfiehlt deshalb nach dem Spaziergang eine kalte Dusche, um Pfoten und Bauch zu reinigen. Besonders empfindliche Tiere sollten Besitzer zweimal wöchentlich mit einem antiallergenen Shampoo waschen, um Spaziergänge so etwas erträglicher zu machen.

Auch Cortisonsprays verschaffen Linderung. Bei Medikamenten, die unters Futter gemischt werden, müssten Tierhalter aber vorsichtig sein. Medikamente wie Cortisontabletten könnten Nebenwirkungen auslösen, gibt Müller zu bedenken.

Manche Halter greifen auch zu Hausmitteln - nicht immer mit positiver Wirkung, erklärt Mißler. Sie warnt davor, gerötete Hundeaugen mit Kamillentee zu beträufeln. Denn statt sie zu beruhigen, trockne der Tee sie nur aus. Besser sei es, die Augen vorsichtig und nach Absprache mit dem Tierarzt mit lauwarmem Wasser auszuspülen.

Auf lange Sicht helfe eine Immuntherapie, erläutert Mißler. Dabei werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen kleine Allergendosen gespritzt - bis der Körper sich immer mehr den Belastungen anpasst und ein natürliches Schutzschild aufbaut. „Manche sind nach zwei bis drei Jahren geheilt, andere brauchen die Therapie ein Leben lang.“