Anspruchsvolle Meeresbewohner Vollblüter aus dem Ozean: Seepferdchen brauchen viel Pflege

München (dpa/tmn) - Karibikseepferdchen, Hängebauchseepferdchen oder Zebraschnauzenseepferdchen: Derzeit gibt es weltweit 54 entdeckte Arten, die alle ähnlich klangvolle Namen haben. In der Regel sind Seepferdchen nicht im normalen Handel zu kaufen.

Foto: dpa

Seit 2004 stehen sie unter Artenschutz und sind meldepflichtig. Nachzuchten sind kaum erhältlich. Hier und da lassen sich aber spezialisierte Einrichtungen finden, die Seepferdchen halten und züchten, wie zum Beispiel im Karlsruher Naturkundemuseum.

Um den anspruchsvollen Bedürfnissen der Tiere zu Hause im Aquarium gerecht zu werden, müssen Halter einiges beachten. Annette Metzner, Vorsitzende des Aquarienvereins Elodea Bergstraße, sagt: „Wer Seepferdchen halten möchte, muss definitiv Ahnung von Seewasserchemie haben.“ Ein Salzgehalt von 38 Gramm pro Liter ist für viele Seepferdchenarten ideal. Den Salzgehalt kann man mit einem speziellen Salz-Messgerät überprüfen.

Um die Wassertemperatur zu regulieren, können ein Lüfter und eine spezielle Beleuchtung helfen. Da Seepferdchen scheue Tiere sind, brauchen sie Pflanzen und Steine, in denen sie sich verstecken können. Am besten sind hierfür Korallen geeignet. Damit etwas Bewegung ins Wasser kommt, sollten Besitzer eine Strömungspumpe in das Aquarium einbauen. Hier muss man jedoch aufpassen: Seepferdchen sind keine aktiven Schwimmer, sie bleiben meist in Bodennähe und halten sich mit ihrem Schwanz an am Boden verwurzelten Strukturen fest.

Ist die Strömung zu stark, verkrampft der Schwanz, und das Tier bewegt sich nicht mehr frei im Becken. Ab 150 Euro gibt es ein Seepferdchenpaar zu kaufen, die Preise können aber auch bis zu 500 Euro betragen. Da Seepferdchen sehr gesellig sind, sollten man sie nur in Gesellschaft halten.

Elena Theys ist Inhaberin eines Aquaristik-Geschäfts und hat schon hunderte Seepferdchen großgezogen. „Wenn man sich vor dem Kauf ausreichend informiert, ist die Haltung von ausgewachsenen Tieren kein Problem. Bei Jungtieren wird es schon schwieriger“, sagt sie.

Ein großer Unterschied zwischen Seepferdchen und anderen Fischen ist die Futtermenge. „Aquarianer kennen die Grundregel: Das Futter, das die Fische innerhalb von fünf Minuten gefressen haben, ist ausreichend. Der Rest wird oft wieder herausgefischt, damit das Becken sauber bleibt“, sagt Theys.

Wendet man diese Regel jedoch bei einem Seepferdchen an, verhungert es. Denn Seepferdchen haben keinen Magen, sondern nur einen Darm. Sie fressen extrem langsam, aber viel. Ihre Nahrung saugen sie durch den Rüssel auf. Wegen ihres Außenskeletts sieht man ihnen nicht an, ob sie abgemagert sind. Deswegen sollten Halter immer darauf achten, dass die Tiere den Tag über mindestens eine Stunde lang fressen können. Zwei Fütterungen sollten hier genügen - es kommt eher auf die Menge an.

Theys empfiehlt sogenanntes Frostfutter. Das sind zum Beispiel gemahlene Mückenlarven oder Garnelen, die mit Trockeneis eingefroren wurden. Metzner ist allerdings keine große Befürworterin: „Seepferdchen brauchen Lebendfutter wie Salinenkrebschen. Das ist den meisten Haltern allerdings zu umständlich.“

Tiere, die bereit sind, Frostfutter zu essen, sind selbstverständlich pflegeleichter. Wer es also einfacher mag, lässt sich am besten beim Kauf direkt vor Ort vom Züchter zeigen, dass das Tier Frostfutter frisst.

Laut Theys ist es kein Problem, Seepferdchen mit anderen Fischen zusammen zu halten. „Man liest oft, dass Fische den Seepferdchen das Futter wegfressen. Aber dann ist der einfache Grund, dass zu wenig gefüttert wurde.“

Von den 54 bekannten Seepferdchenarten stehen 35 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion der vom Aussterben bedrohten Tiere. Nicht zuletzt aus diesem Grund müssen Halter verantwortungsvoll mit ihnen umgehen. „Es sind sehr heikle Tiere, deren Haltung schwierig ist und die hohe Sterblichkeitsraten aufweisen, wenn Fehler gemacht werden“, betont Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund Berlin.

Halter sollten sich also bewusstmachen, dass es sich bei Seepferdchen um eine äußerst anspruchsvolle Fischart handelt, die kosten- und zeitintensiv ist.