Vorsicht Spucke: Lamas eignen nicht zum Kuscheln
Frankfurt (dpa/tmn) - Unglaublich, aber wahr: Lamas sind in Deutschland auch als Haustiere beliebt. Etwa 10 000 Stück leben hier. Bekannt sind sie vor allem für ihre wirkungsvollen Spuck-Attacken. Die Devise lautet deshalb: Abstand halten.
Wer einmal in der Schusslinie von zwei rivalisierenden Lamas stand, vergisst das nicht. „Ich habe vor Jahren was von der Spucke abbekommen, und es stank wie die Hölle“, erzählt der Tierarzt Tilman Richter aus Usingen in Hessen. Seit fast 20 Jahren besitzt er Lamas. Wenn ihnen etwas nicht passt, bespucken sie sich gegenseitig mit Speichel, Nasenschleim und Essensresten. Normalerweise wird nur innerhalb der Herde gespuckt. Wenn ein Mensch etwas abbekommt, dann meist nur versehentlich - es sei denn, er ist Tierarzt und nähert sich mit der Spritze.
Auch, wenn sie spucken: Die etwa 1,20 Meter großen Tiere mit dem weißen, schwarzen oder rotbraunen Fell sind mittlerweile in Deutschland sehr beliebt. „Der Boom kam in den 90er Jahren“, erinnert sich Ursula Brinkmann vom Verein der Halter, Züchter und Freunde von Neuweltkameliden im bayerischen Kaufbeuren. Sie schätzt, dass etwa 10 000 Lamas in Deutschland leben.
Lamas sind sehr eigenwillige Tiere. Sie lassen sich nicht von jedem anfassen, sondern nur von ausgewählten Menschen. Zwar beschnüffeln sie jeden Fremden sofort eingehend und befühlen ihn mit ihren Lippen. Aber bei Annäherungsversuchen der fremden Menschen treten sie sofort den Rückzug an. Auch untereinander verhalten sie sich eher distanziert, kuscheln ist nicht ihre Sache.
Lamas werden auch in Therapien eingesetzt. „Sie eignen sich zum Beispiel für autistische Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben. „Ein Lama hält erst einmal Abstand und überrumpelt nicht“, sagt Brinkmann. Auch bei Tilman Richter müssen die Lamas arbeiten. Er bietet unter anderem Trekkingtouren mit ihnen an.
Dabei sind Lamas keine komplexen Lebewesen - das meint zumindest der Biologie Stefan Stadler vom Zoo in Frankfurt am Main. „Wie alle Huftiere haben sie nicht die intellektuellen Fähigkeiten wie etwa Affen, Hunde oder auch Erdmännchen, die in sehr komplexen sozialen Systemen leben“, sagt er. „Lamas sind eher einfach gestrickt.“
Einig sind sich die Experten, dass Lamas relativ einfach zu halten sind. Sie brauchen eine Wiese mit Unterstand, Heu, Mineralfutter und Gesellschaft von Artgenossen. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden. Dieses Alter erreichen sie in ihrer ursprünglichen Heimat, den Anden, nur selten. Dort werden sie unter anderem als Transportmittel in den unwegsamen Bergregionen eingesetzt, aber auch als Fleisch- und Wolllieferant geschätzt.
Doch auch, wenn sie nur auf der Weide stehen: Auf jeden Fall müssen Lamas erzogen sein. Sie müssen sich ein Halfter auf- und abziehen sowie sich am Strick führen und anbinden lassen. Ein regelmäßiges Bürsten des Fells sorgt nicht nur für ein gepflegtes Aussehen. Die Tiere gewöhnen sich so daran, dass sie von Menschen angefasst werden - und das macht sich spätestens bei einem Tierarztbesuch bezahlt.
Außerdem müssen sie lernen, die Füße zu heben. Denn ihre Zehennägel reiben sich nicht ab, sondern müssen regelmäßig geschnitten werden. „Dazu kann man eine Gartenschere nehmen“, sagt Brinkmann. Außerdem sollten die Tiere entwurmt und gegen Tollwut geimpft werden.