Wenn Pferde zum Zahnarzt müssen

Berlin (dpa/tmn) - Auf den Zahnarztstuhl legen können sich Pferde zwar nicht. Aber auch ihnen bleibt der Besuch beim Zahnarzt nicht erspart. Doch wie läuft die Behandlung bei diesen großen Tieren ab?

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Berlin (dpa/tmn) - Auf den Zahnarztstuhl legen können sich Pferde zwar nicht. Aber auch ihnen bleibt der Besuch beim Zahnarzt nicht erspart. Doch wie läuft die Behandlung bei diesen großen Tieren ab?

„Erst einmal werden die Tiere sediert, um Verletzungen im Maulbereich zu verhindern“, erklärt Kai Kreling vom Ausschuss für Pferde der Bundestierärztekammer. Gearbeitet wird nämlich mit elektrischen Zahnraspeln, da die manuellen zu unpräzise sind. Um das Maul für die Behandlung zu öffnen, nutzen die Pferdezahnärzte Maulgatter. Diese werden wie ein Trensengebiss ans Maul herangeführt, um es dann offen zu halten.

Diese Methode ist heute üblich. Vor einigen Jahren sah das noch ganz anders aus. Da übernahmen traditionell Hufschmiede die Aufgabe des Raspelns - dazu nutzten sie einfach die Raspel, die sie auch zum Kürzen der Hufe nehmen. Die heutige Pferdezahnmedizin ist aber ziemlich fortschrittlich. „Mittlerweile können Zähne auch im Stall gezogen werden, so dass die Tiere nicht extra in die Klinik gebracht werden müssen“, sagt Dieter Campe von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Auch Implantate sind keine Seltenheit mehr.

Für Menschen gehört der Zahnarztbesuch zur Routine, aber dass auch Pferdezähne regelmäßig kontrolliert werden müssen, ist für viele Halter neu. Dabei wird der Besuch beim Pferdezahnarzt immer wichtiger: „Das heutige Heu ist für die Pferde eigentlich zu weich“, sagt Tierärztin Nina Röding. „Das Gebiss wurde zur Zerkleinerung von Steppengras rund um die Uhr genutzt, heute fressen viele Pferde nur stundenweise Raufutter.“ Daher nutzen sich die Zähne unregelmäßig ab und es bilden sich Haken, die abgeschliffen werden müssen.

Der Kontrollbesuch umfasst aber noch weitere Aufgaben. „Bei jungen Pferden muss kontrolliert werden, ob der Milchzahnwechsel gut funktioniert hat“, sagt Dieter Campe. Sinnvoll sei dies bei Pferden ab drei Jahren. Aber auch ältere Pferde brauchen die regelmäßige Kontrolle. „Da kann es schon mal öfter vorkommen, dass ein Zahn gezogen werden muss oder die Zähne ausfallen“, erklärt Röding.

Pferdehalter können das frühzeitig nur schwer erkennen, allerdings gibt es einige Anzeichen. „Frisst das Pferd nicht mehr gerne oder bildet es kleine Röllchen aus dem Heu, sollte ein Tierarzt einen Blick ins Maul werfen“, rät Kai Kreling. Auch Halter können einen Teil des Mauls kontrollieren: die Schneidezähne. Schiebt man die Lippen beiseite, zeigt ein Kontrollblick, ob die Schneidezähne gleichmäßig abgenutzt werden oder sich Verfärbungen andeuten.

Normal ist, wenn Pferde unauffällig fressen und der Kiefer eine regelmäßige Mahlbewegung zeigt. Um dies zu unterstützen, sollten Halter das Heu möglichst über einen langen Zeitraum zur Verfügung stellen. So können sie beispielsweise Heunetze aufhängen, aus denen die Tiere immer nur eine geringe Menge fressen, und so ihre Zähne kontinuierlicher abnutzen.

Die Zahnkontrolle wird bei Pferden in der Regel einmal jährlich mit der Impfung zusammen erledigt. Falls nichts gemacht werden muss und der Tierarzt nur kontrolliert, zahlt der Halter durchschnittlich 25 Euro. Für eine Behandlung inklusive Abschleifen fallen rund 100 Euro an. Die Kosten steigen dann je nachdem, was gemacht werden muss. Falls ein Zahn gezogen werden muss, liegen Halter mit den Kosten schnell im 1000-Euro-Bereich.

Die Operation dauert meist nicht länger als eine halbe Stunde. Danach muss das Pferd aber noch beaufsichtigt werden und darf erst einmal nichts fressen, da es sich erst vollständig von der Narkose erholen muss.

Die Suche nach dem geeigneten Pferdezahnarzt ist für Halter nicht ganz einfach. Bei den behandelnden Tierärzten müsse man zwischen zwei Arten von Zahnärzten unterscheiden. Auf der einen Seite gebe es Fachtierärzte für Zahnheilkunde und auf der anderen Seite sogenannte Pferdedentisten. „Nicht jeder, der in der Branche arbeitet, hat auch eine Hochschulausbildung oder ist staatlich geprüft“, warnt Dieter Campe. Die meisten, die keine spezielle Ausbildung haben, bezeichnen sich oft Pferdedentisten.

Fachtierärzte für Zahnheilkunde haben dagegen studiert und seien staatlich anerkannt, erklärt Kai Kreling. Deshalb dürfen sie Pferde bei der Behandlung auch betäuben. Pferdedentisten müssen hingegen mit einem Tierarzt kooperieren, da sie selbst keine Spritzen setzen dürfen.