Zähe Blutsauger: Zecken sind nicht totzukriegen

Berlin/Jena (dpa/tmn) - Zecken sind hart im Nehmen: Sie überleben die Waschmaschine, die Tiefkühltruhe und auch einen Spülgang in der Toilette. Nur die Fortpflanzung gibt ihnen den Rest: Kurz nach dem Sex sterben die Parasiten.

Zecken - Sie haben die Dinosaurier überlebt, sind wahre Hungerkünstler und haben nur Sex, wenn das Weibchen gerade Blut trinkt. Dreimal im Jahr möchten sie Nahrung zu sich nehmen, zur Not können sie aber auch zwei Jahre lang auf die nächste Mahlzeit warten. Doch diese Nahrungsaufnahmen haben es in sich, denn die Zecke kann dabei eine Vielzahl von Krankheitserregern auf ihr Opfer übertragen. Die bekanntesten unter ihnen sind FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose.

Dann macht sich die Zecke, die nur wenige natürliche Feinde hat, auf die Suche nach einem Wirt: Das können Rehe und Wildschweine sein, Hunde und Katzen oder eben auch ein Mensch. „Sie halten sich meist in Knie- oder Hüfthöhe auf, höher als 1,50 Meter krabbeln sie nicht“, erklärt der Biologe Olaf Kahl aus Berlin. Weltweit gibt es über 900 Zeckenarten, in Deutschland ist der Gemeine Holzbock am meisten verbreitet.

In höheren Gräsern, im Park, Garten und Wald wartet er, bis endlich jemand vorbei kommt. Das ist ein riskanter und doch bewährter Lebensstil. Ihm reicht es, wenn er drei Mal im Jahr Nahrung bekommt. Zur Not hält er es auch ein bis zwei Jahre aus. Sehen kann er nichts, doch er hat eine Art Nase auf seinen Vorderbeinen. „Mit diesem Hallerschen Organ nimmt er Stoffe wahr, die seine potenziellen Opfer absondern, etwa Schweiß oder Kohlendioxid“, erklärt der Biologe Martin Komorek aus Heidelberg.

Streift den Holzbock ein Mensch oder ein Tier, ist seine große Stunde gekommen. Er krallt sich in Bruchteilen von Sekunden mit seinen Vorderbeinen an sein Opfer. Dann sucht er sich eine geeignete Stelle zum Trinken, sie sollte möglichst dünnhäutig und gerne auch etwas feucht sein. Zu den Lieblingsstellen beim Menschen gehören daher Kniekehlen, Augenlider, Armbeugen, der Schritt und die Stelle hinter den Ohren. Männchen sind nicht so gefräßig. „Sie saugen immer nur kurz, und leben eigentlich von Luft und Liebe“, sagt Komorek. Denn das Männchen sucht auf seinem Wirt im Prinzip nur nach Sex. Dazu braucht er ein Weibchen, das gerade saugt - anders funktioniert die Fortpflanzung in der Welt der Zecken nicht.

Das Männchen stirbt kurz nach der Fortpflanzung. Doch auch das Weibchen überlebt ihn nicht sehr lange. Es saugt sich noch einmal richtig voll, lässt sich dann fallen und legt ihre etwa 3000 bis 5000 Eier.

Um möglichst unbemerkt ihre Nahrungsquelle anzustechen, injiziert die Zecke ihrem Opfer mit dem Rüssel einen raffinierten Cocktail. Er sorgt dafür, dass der Stich nicht bemerkt wird, das Blut trotz der Wunde nicht verdickt und das Immunsystem keine Antistoffe bildet. Der Stechrüssel - häufig irrtümlich als Kopf der Zecke bezeichnet - bleibt während des Saugens stecken.

Damit er trotz der gewaltigen Gewichtszunahme nicht herausfällt, hat er Widerhaken. Manche Zecken bilden außerdem noch eine Art Zement. Das ist auch nötig, denn Weibchen können beim Saugen ihr Gewicht um das Zweihundertfache vergrößern. Dafür saugen sie etwa eine Woche lang. Um Luft zu kriegen, atmen sie durch ihr Hinterteil.

Das alles wäre für das Zeckenopfer nicht so schlimm, wenn der Blutsauger nicht auch gefährliche Krankheiten übertragen könnte. „Sie haben ein ganzes Arsenal von Bakterien und Viren in sich“, sagt Jochen Süss vom Friedrich-Loeffler-Institut in Jena. Außer FMSE und Borreliose können sie andere Krankheitserreger übertragen, die beim Menschen etwa für Geschwüre und Fieber sorgen. Auch Hundemalaria kann übertragen werden - und für den betroffenen Hund den Tod bedeuten.

Wer an sich selbst oder an seinem Tier eine Zecke entdeckt, sollte sie am besten mit einer Zeckenzange herausdrehen.