Ameropa: Es geht auch manchmal ohne Bahn
Ameropa wurde einst als Busreiseveranstalter gegründet. Heute baut die Bahn-Tochter ihre Angebote weiter aus.
„Wir geben uns seit vielen Jahren die allergrößte Mühe, nicht nur als Bahnreiseveranstalter gesehen zu werden“, sagt Kai de Graaff, Vorsitzender der Ameropa-Geschäftsführung. Vor 65 Jahren wurde das mittelständische Unternehmen sogar als Busreiseveranstalter gegründet: „Um amerikanischen Soldaten und ihren Familien Deutschland und Europa zu zeigen.“
Heute ist Ameropa eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn. Doch was viele nicht wissen: Man kann auch ohne Bahnticket verreisen. „Es war immer schon so, dass die Reisen auch ohne Bahnfahrt buchbar sind“, sagt de Graaff. Nur in der Außenwirkung scheint beides untrennbar miteinander verbunden zu sein. „Natürlich nutzen wir die Sparpreise der Bahn und haben Anfang dieses Jahres neue Pakete geschnürt, um Rabatte zu kombinieren“, erklärt de Graaff. Das ist beispielsweise bei Städtereisen in Deutschland oder dem Urlaub an Nord- und Ostsee möglich. „Das sind auch unsere Schwerpunkte“, räumt de Graaff ein.
Dennoch: Ameropa baut das Angebot weiter aus. Mittlerweile sind zwölf Kataloge und regelmäßige Last-Minute-Broschüren des Unternehmens auf dem Markt. Neben Städtereisen zum Beispiel auch Wellness mit Zielen in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien, Kunst und Kultur, Reisen in Europa, beispielsweise mit Kombinationen aus Schiffstour und Fahrradurlaub oder Hausbootferien, sowie der Katalog Wein und Genuss mit Angeboten in Frankreich oder am Gardasee. Bei den Bahn-Erlebnisreisen geht es um exotische Bahnreisen auf der ganzen Welt. „Dafür buchen wir unseren Gästen dann auch die entsprechenden Flugtickets“, sagt de Graaff.
Bei anderen Reisen ins Ausland ist das nicht der Fall. „Bei uns können Reisende das Hotel und die Leistungen vor Ort buchen. Um die Flugtickets kümmern sie sich selbst.“ Deshalb ziehe man sich aus Kroatien auch wieder zurück — ohne Flugangebote könne man in dieser Destination nicht mithalten. Etwa 520 000 Gäste zählt Ameropa pro Jahr, 80 Prozent davon reisen innerhalb Deutschlands, nach Österreich, in die Schweiz oder Beneluxstaaten. Liegt der Altersdurchschnitt heute bei 54 Jahren, waren die Urlauber vor einigen Jahren noch deutlich älter. „Wir wollen unsere Zielgruppe weiter verjüngen“, erklärt de Graaff und verweist auf die rund 30 000 Facebook-Fans des Veranstalters.
Die 1800 verfügbaren Hotels sind bereits auf 5000 ausgebaut worden, das Ziel der nächsten Jahre: auf das Doppelte erhöhen. Vor allem die Niederlande sind ein wachsender Markt sowie Kombinationen aus Städtereise und einem kulturellen Programm vor Ort wie Konzert- oder Musicalbesuch, Stadtführung oder Hafenrundfahrt. „Nach den Bahnstreiks im vergangenen Jahr, den Terroranschlägen in Paris und den durch die Flüchtlingsströme stark eingeschränkten Bahnverkehr blicken wir optimistisch in dieses Jahr“, sagt de Graaff. „Wir arbeiten an Sparpreisen für ganz Europa und testen derzeit auch die Einbindung von Fernbussen.“