Ab in die Therme!
Bad Hofgastein lockt in seinen Badesee, aus dem man sogar trinken kann.
Österreichs Kaiser Franz Josef und der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck wussten es schon immer: Bad Gastein, am Fuß der Hohen Tauern gelegen, ist ein idealer Kur- und Erholungsort. Warmes Thermalwasser, frische Bergluft, mondäne Hotels — man sprach bis in die 1930er-Jahre vom „Monte Carlo der Alpen“.
Das änderte sich schlagartig im Winter 1958. Bad Gastein wurde Austragungsort der Alpinen Ski-Weltmeisterschaften, und das junge Medium Fernsehen übertrug live die sensationellen Erfolge des Österreichers Toni Sailer: Drei Mal Gold, ein Mal Silber für den „Schwarzen Blitz aus Kitz(bühel)“. Aus dem Gasteiner Tal war auf einen Schlag ein Zwei-Saisons-Urlaubsziel geworden — Sommerfrische und Wintersport.
Inzwischen umfasst der Sammelbegriff „Gasteiner Tal“ drei, wenn man will sogar vier Örtlichkeiten: Das immer noch malerisch am Graukogel aufragende Bad Gastein, das quirlige Bad Hofgastein mit seinen ausgedehnten Spazierwegen und dem Kurpark, das bodenständige, familiäre Dorfgastein, und das 1980 etablierte Winter-Ziel Sportgastein.
Seit diesem Sommer besitzt das Gasteiner Tal einen neuen Hotspot: Auf dem Gelände der Alpentherme in Bad Hofgastein, wurde im Juni ein großer künstlich angelegter Badesee in Betrieb genommen: 1400 Quadratmeter Oberfläche, mit 50-Meter-Bahnen für Schwimmer und Stand-Up-Paddler, ringsum eingerahmt vom atemberaubenden Panorama der Gasteiner Berge: Graukogel (2492 Meter), Stubnerkogel (2246 Meter), Hirschinger (2119 Meter) und Gamskarkogel (2467 Meter).
Das Einmalige: Der große See ist mit reinem, warmem Thermalwasser gefüllt. Mit Wasser, dem kein Gramm Chlor zugeführt wird. Es wird vielmehr in einer biologischen Filteranlage permanent sauber gehalten. Und jeden Tag mit 150 Kubikmetern frischem Thermalwasser nachgefüllt. „Das Wasser aus dem Bad sickert durch feines Natur-Granulat. Wir können nachweisen, dass keine Mikroorganismen im See sind“, versichert der Geschäftsführer der Alpentherme, Klaus Lemmerer.
„Eigentlich“, sagt Lemmerer, „ist laut Badehygieneverordnung das Heizen von Natur-Badeteichen nicht erlaubt.“ In Hofgastein werden nun in einem Pilotprojekt Daten gesammelt mit dem Ziel, das neuartige Filtersystem landesweit zuzulassen. Klaus Lemmerer ist überzeugt von der Qualität seines Wassers: „Ich trinke es ohne Bedenken.“
Das Wasser kommt, wie auch das Thermalwasser in öffentlichen Indoor-Badebecken, in Therapiezentren und Hotel-Pools, aus dem Graukogel, dem Hausberg des Gasteiner Tals. Mit 48 Grad Celsius tritt das edle Nass aus 17 Quellen aus — edel, weil es sanft dosiertes Radongas enthält. Unter ärztlicher Aufsicht werden in Gastein mit Radon-Anwendungen Beschwerden des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut gelindert.
Das Wasser im Badesse ist ent-radonisiert und auf jene 25 Grad herabgekühlt, die ein Freiluft-Schwimmen von Anfang Mai bis Ende Oktober ermöglichen. Der Clou: Beim Abkühlvorgang verwandeln Wärmetauscher die entzogenen Celsius-Grade in elektrische Energie um. Die wird in einer solchen Badanlage (rund 1200 Ruheliegen) zur Genüge benötigt. Rund 5,2 Millionen Euro sind in den Ausbau der Alpentherme geflossen. Innen wie außen sind Bäder, Liegewiesen, ein wettkampf-geeignetes 25-Meter-Sportbad und diverse Relax-, Aufwärm- und Spaßbecken entstanden. Die werden zwar auch mit Thermalwasser gefüllt (34 bis 37 Grad warm), allerdings nach herkömmlicher Methode mit Hilfe von Chlor gereinigt.
Besondere Attraktionen der Alpentherme sind drei Wasser-Rutschbahnen: eine 30 Meter lange Vier-Bahnen-Wellenrutsche für kleine Bad-Besucher, und zwei 110 Meter lange Tunnel-Röhren für mutige Jung-Erwachsene. Die eine ist im Innern völlig dunkel und mit wechselnden Licht- und Ton-Effekten ausgestattet. Die andere fordert zum sportlichen Wettbewerb heraus: Mit bis zu 75 Kilometern pro Stunde rauscht der Rafter durch die Röhren ins Freie — eine Zeitmessanlage wie bei Ski-Events misst seine Rutschpartie auf die Sekunde genau.