Auf Ngamba Island werden Affen gepflegt
Entebbe (dpa/tmn) - Mitten im Viktoriasee liegt ein kleines Schimpansen-Paradies. Auf Ngamba Island in Uganda können Touristen den Menschenaffen nahe kommen - und dabei sich selbst erkennen.
Afrika, Baluku, Mawa, Yoyo und all die anderen sind gerade aus dem Wald gestürmt, um sich mit Tropenfrüchten füttern zu lassen. Wild und fröhlich toben die Schimpansen herum. Die Fütterung ist das große Spektakel auf Ngamba Island, der Insel der Affen im ugandischen Teil des Viktoriasees. Es wird jeden Tag dreimal aufgeführt. Einige Primaten sitzen in Grüppchen zusammen, andere liegen Bananen kauend im Gras, wieder andere rennen laut kreischend über die Wiesen.
Kaum zu glauben, dass die 44 Menschenaffen, die auf der kleinen Insel Zuflucht gefunden haben, fast alle eine traumatische Vergangenheit haben. „Die meisten Schimpansen sehen schlimm aus, wenn sie hier ankommen“, sagt Steny Nyendwi, einer der Manager des 40 Hektar großen Schutzgebietes. Sie lebten jahrelang in Gefangenschaft, in viel zu kleinen Käfigen, hungrig, traurig, hoffnungslos. Manche können ihre Gliedmaßen kaum noch bewegen, wenn sie von Tierschützern gerettet werden.
Andere wie Birri verlieren durch Stress und falsche Nahrung ihr gesamtes Fell. „Sie war völlig kahl, es sah aus, als hätte sie Menschenhaut, und sie war überall von Würmern befallen“, erzählt Nyendwi. „Es dauerte ein ganzes Jahr, bis sie wieder normal aussah.“ Heute ist die zehnjährige Birri eine schwarzhaarige, hübsche Schimpansendame. „Sieht sie nicht toll aus?“, fragt Nyendwi und blickt liebevoll von der Aussichtplattform zu Birri hinab, die vergnügt im Wald spielt.
Ngamba Island ist ein kleines Stück Paradies für Tierliebhaber und Touristen, die einmal einen anderen Teil Ugandas erleben möchten - fernab der Berggorillas und der Mondberge des Ruwenzori-Gebirges. Nur knapp eine Stunde Bootsfahrt von der Stadt Entebbe entfernt, wo der größte Flughafen des Landes liegt, bieten sich hier herrliche Ausblicke auf den Viktoriasee.
Die Insel wurde 1998 durch den Chimpanzee Sanctuary & Wildlife Conservation Trust (CSWCT) als Schutzgebiet für Schimpansen eröffnet. Heute sind es überwiegend Touristen, die durch Eintrittsgelder und Übernachtungskosten den fast ausnahmslos elternlosen Menschenaffen das Überleben sichern. Ein Besuch ist sowohl als Tagesausflug als auch mit einer oder mehreren Übernachtungen möglich.
Um wirklich etwas über Schimpansen zu lernen, ihr Verhalten und die Bedrohungen, denen sie in Afrika ausgesetzt sind, sollte man mindestens eine Nacht bleiben. Bei einer Wanderung durch den Wald am frühen Morgen haben Besucher die Möglichkeit, den Primaten nahe zu kommen.
Dafür sind jedoch einige Impfungen nötig, etwa gegen Masern, Tuberkulose und Hepatitis. So sollen die Besucher vor Ansteckungen geschützt werden - und die Affen. „Aber das war es allemal wert, es war eine fantastische Erfahrung, den Tieren so nah zu sein“, sagt Jante Link aus Texas. „Wenn man in die Augen eines Schimpansen blickt, scheint man direkt in seine Seele zu schauen“, fügt ihre Schwester Beth Malloy hinzu - „und irgendwie sieht man auch etwas von sich selbst.“
Maximal zehn Urlauber dürfen gleichzeitig auf der Insel schlafen, untergebracht sind sie in Luxus-Zelten. „Seit die politische Lage in Uganda sich stabilisiert hat, kommen Jahr für Jahr mehr Touristen“, sagt Camp-Manager Patrick Rugasira, der abends im Open-Air-Restaurant das Essen serviert.
Und dann, wenn Millionen Sterne den afrikanischen Himmel erleuchten, wird ein Lagerfeuer entzündet, an dem die Besucher bei einem Glas Whisky ihre Erlebnisse austauschen. Es ist Ruhe eingekehrt auf Ngamba Island. Die Schimpansen sind schlafen gegangen.