Champagner ans Bett - Zimmerservice noch kein Auslaufmodell
Berlin (dpa/tmn) - In den USA schaffen die ersten Hotels den Zimmerservice ab. In Deutschland bekommen Gäste noch immer Frühstück oder einen Mitternachtssnack aufs Zimmer - Kosten und Bedingungen unterscheiden sich jedoch teilweise erheblich.
Die Meldung lässt aufhorchen: Das „Hilton Midtown“ in New York schafft den Zimmerservice ab. Das kündigte die Hotelkette vor wenigen Wochen an. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Bestellungen kontinuierlich gesunken, begründete ein Sprecher den Schritt. Statt sich Essen aufs Zimmer zu bestellen, können Gäste ab sofort an einer Selbstbedienungstheke im Foyer einkaufen. Eine ähnliche Umstellung gab es bereits im vergangenen Jahr im „Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort“. Eine Entwicklung, der sich Hotels in Deutschland bald anschließen?
Von einem globalen Trend kann keine Rede sein - zumindest noch nicht. Nur die Maritim-Hotelgesellschaft verfolgt die Diskussion „mit großem Interesse“ und kann sich laut einer Sprecherin vorstellen, „dass sich hier schrittweise Änderungen ergeben“. Beim Hotelverband Deutschland (IHA) ist man skeptischer. Zwar gebe es mittlerweile Hotels, die einen kleinen Markt im Foyer eingerichtet haben. Dies sei aber nicht die Regel. „Ein Minimarkt im Foyer wird den Roomservice in Zukunft nicht ersetzen“, so eine Sprecherin. Gerade für kleinere Hotels sei ein individueller Roomservice praktischer und billiger.
Selbst bei Hilton bestehen derzeit laut einer Sprecherin keine Pläne, das neue Konzept aus New York auch in Deutschland umzusetzen. Offenbar laufen die Bestellungen noch gut. Bei Best Western heißt es, dass viele Gäste vor allem das Frühstück nach wie vor sehr gerne auf dem Zimmer einnehmen.
Den Luxus lassen sich die Kunden meist auch etwas kosten. Denn Zimmerservice ist nur selten kostenlos. Die Maritim-Hotels berechnen 3 Euro Aufschlag. Bei den Best-Western-Häusern legt jedes Hotel den Aufpreis individuell fest. Das „Taschenbergpalais Kempinski“ in Dresden verlangt 3,50 Euro pro Bestellung, die Kollegen vom Hotel „Gravenbruch“ in Frankfurt 4 Euro. Die Accor-Marke Pullman verlangt zwischen 2,50 und 3,50 Euro. Bei Mercure ist der Service dagegen - zumindest beim Frühstück - kostenlos. Genaue Zahlen, wie viel die Hotels im Durchschnitt verlangen, liegen dem IHA nicht vor.
Klare Vorgaben existieren dagegen bei der Frage, in welcher Sternekategorie Zimmerservice im Angebot sein muss. Bei fünf Sternen ist ein 24-Stunden-Zimmerservice für Getränke und Speisen Pflicht. Bei Vier-Sterne-Häusern müssen Getränke rund um die Uhr verfügbar sein. Allerdings kann in diesem Fall eine Minibar den Roomservice ersetzen. Speisen müssen im Zimmerservice bis 22.00 Uhr angeboten werden. Nach einer Statistik des IHA bieten 5262 der 8585 klassifizierten Hotels einen Roomservice an - auch viele Häuser mit weniger als vier Sternen haben also Zimmerservice.
Der Ablauf der Bestellung sei meist gleich, erläutert der IHA. Es gibt entweder eine spezielle Rufnummer, oder man meldet sich an der Rezeption. Viele Hotels bieten auch eine spezielle Karte für den Roomservice, der neben Getränken kleine Speisen umfasst. Das Berliner „Adlon“ testet derzeit iPads für den Service: Sie liegen in den Zimmern und Suiten und bieten eine Übersicht über sämtliche Leistungen des Hotels. Außerdem können Gäste direkt über die Tablet-PCs bestellen.
Wie lange am Tag der Zimmerservice verfügbar ist, hängt meist von der Sternekategorie des Hotels ab. In den Maritim-Häusern werden Speisen und Getränke normalerweise bis 23.00 Uhr geliefert. Best Western bietet Frühstück sowohl in den Plus- als auch in den Premier-Häusern täglich mindestens drei Stunden lang an. In der Premier-Kategorie wird auch das Abendessen ab 17.00 Uhr für mindestens fünf Stunden aufs Zimmer geliefert.
Gäste des „Mercure Helfmann“ in Frankfurt bekommen bis 23.00 Uhr warme Gerichte geliefert. Danach gibt es noch einige kleine Speisen, die sie dann an der Rezeption abholen müssen. Das Kempinski in Frankfurt macht ebenfalls eine kleine Einschränkung: Zwischen 23.30 und 6.00 Uhr gibt es nur Gerichte einer kleineren Nachtkarte.
Ein bisschen Vorlaufzeit müssen die Gäste den Bediensteten meist lassen. Im „Adlon“ lautet die Faustregel: Der Gast darf nicht länger als 30 Minuten warten. Eine Vorbestellung sei nicht nötig, werde jedoch vor allem beim Frühstück oft getätigt. Das „Taschenbergpalais“ Dresden rät, die Wünsche für das Frühstücksmenü möglichst vor 2.00 Uhr in der Nacht anzugeben. In den Maritim-Häusern dauert die Lieferung höchstens 20 Minuten. Im „Pullmann Berlin Schweizerhof“ werden die Gäste um 30 Minuten Geduld gebeten.