Chiemgau: Mit Evi auf die Bretter
Die erfolgreichen Langläufer Evi Sachenbacher-Stehle und Tobias Angerer schwärmen von ihren Lieblingsloipen.
Düsseldorf. Wo macht das Langlaufen am meisten Spaß? Evi Sachenbacher-Stehle muss nicht lange grübeln: „Für mich ist die Panoramaloipe oben auf der Hemmersuppenalm eine der attraktivsten Strecken überhaupt.“ Dort oben hat sie schon als Kind immer ihre Trainingsrunden gedreht. Und sie tut es noch heute gern: „Es ist schon ein großes Geschenk, dass ich meine Leidenschaft, meinen Sport direkt vor der Haustür so perfekt ausüben kann“, sagt die mehrfache Olympia-Goldmedaillengewinnerin.
Die deutsche Vorzeige-Langläuferin ist mit ihrer Überzeugung nicht allein. Im Chiemgau mit seinen weiten Höhenzügen können Freunde der langen Latten sicher sein, wintersportlich nicht die zweite Geige zu spielen. Die geografischen Bedingungen könnten kaum besser für Langläufer sein. Zahllose Gipfel zwischen 1500 und 2000 Metern Seehöhe bieten Skatern und Nordic-Fans ein Langlauf-Dorado mit unzähligen Möglichkeiten.
Auch das Drumherum stimmt. Kaum einer weiß das besser als Sachenbacher-Stehle: „Die Hemmersuppen-Runde laufe ich auch heute noch liebend gern, allerdings muss ich dabei ein wenig auf meinen Kalorienhaushalt achten“, ergänzt sie kokettierend. „Sissy Dirnhofer von der nahen Hindenburghütte kocht leckere Braten und backt auch fantastische Strudel. Wenn ich da einkehre, komme ich so schnell nicht mehr weg.“
Dem kann Tobias Angerer, Weltcup-Gesamtsieger, Silbermedaillengewinner und ein ebenso waschechtes Chiemgauer Kindl wie Evi, nur beipflichten: „Die Aussicht auf der Hemmersuppenalm ist wirklich umwerfend. Und was Sissy alles aus dem Holzofen zaubert, ist schon enorm. Wenn Hüttenwirt Günter Dirnhofer dann auch noch mit seinen Bergfex’n aufspielt, muss man aufpassen, dass sich das Training nicht zu sehr in die Länge zieht“, ergänzt er lachend.
Die Hemmersuppenalm ist zweifellos ein Traumziel auf den Bergrücken um Reit im Winkl. Doch daneben hat Tobias Angerer weitere Tipps parat: „Ich trainiere auch gern drüben auf der Winklmoos-Alm. Dann skate ich die steilen sechs Kilometer von Seegatterl aus hoch und kehre in der Traunsteiner Hütte ein. Da herrscht eine echt urige Atmosphäre. Und der Kaiserschmarrn von Hüttenwirtin Jeanette Lorenz schmeckt legendär.“
Das ist der große Vorteil des Chiemgaus für die Freunde des Nordischen Sports: Vom Novizen über den Fortgeschrittenen bis zum Profi kann sich dort jeder auf rund 500 Loipenkilometern austoben.
Herzstück der Region ist die Chiemgau-Marathon-Loipe. Sie führt auf 35 Kilometern von Inzell über Ruhpolding nach Reit im Winkl. Unzählige weitere Loipen bilden rings um Bernau, Grassau, Marquartstein, Schleching und Reit im Winkl ein dichtes Netz.
Der Spaß auf den zwei schmalen Brettern kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits 1964 wurde in Ruhpolding die erste Skiwanderstrecke Deutschlands ausgeschildert. Schon ein Jahr später fand der erste Volkslauf statt. 1969 gründete die Firma Plenk die erste Langlaufschule Deutschlands und galt auch lange Zeit als einer der weltweit besten Skiproduzenten.
Heute ist Ruhpolding untrennbar mit Biathlon verbunden. Die Biathleten haben sogar ein eigenes Zunftzeichen auf dem Maibaum. Die nahe Chiemgau-Arena versetzte die Republik mit der Weltmeisterschaft der vergangenen Saison in einen wahren Freudentaumel. Magdalena Neuner räumte dabei noch mal einen kompletten Satz Edelmetall ab, bestieg damit endgültig den Thron im Olymp der Biathletinnen und hängte gleich darauf das Gewehr an den Nagel.
„Die Chiemgau-Marathonloipe ist ein Gedicht“, bestätigen auch Evi und Tobi. „Mir gefällt der Abschnitt zwischen dem Löden-, Mitter- und Weitsee, dem Drei-Seen-Land, besonders gut. Da fühlst Du Dich manchmal tatsächlich wie in Kanada oder Alaska“, erzählt Evi.
„Stimmt“, pflichtet Tobi Angerer bei. „Diese lange Tour kombiniert traumhafte Landschaften. Wann immer es mein Rennkalender zulässt, trainiere ich natürlich auch auf meiner Hausstrecke, der Tobias-Angerer-Loipe, am Hochberg. Die ist auch einfach sssssuper!“