Digital detox: Urlaub ohne Handy und Kamera
„Digital detox“ heißt ein neues Angebot des Veranstalters Intrepid Travel. Ein Experiment, bei dem es ausschließlich um das eigene Reiseerlebnis geht.
„Wir waren eine Woche segeln auf dem Mittelmeer und hatten weder Handynetz noch Internet. Es war großartig“, schwärmt die Wuppertalerin Petra Motte. „Einfach mal nicht erreichbar zu sein und sich um nichts zu kümmern, außer um sich selbst— ein echter Luxus.“ Und etwas ganz Neues für die Selbstständige. Wie für die meisten Menschen heutzutage. Denn High-Speed-Internet mitten im Indischen Ozean oder an Bord eines Flugzeugs sowie Telefonnetz rund um den Globus sind heute selbstverständlich und werden permanent genutzt.
Einfach mal abschalten? Fast unmöglich. Schnell mal ein Urlaubsfoto über die sozialen Netzwerke verschicken, Grüße gibt es per SMS oder WhatsApp, Mails zu lesen steht auch in den Ferien bei vielen auf der Tagesordnung. „Digital detox“, digitales Entgiften, heißt ein neues Angebot des australischen Veranstalters Intrepid Travel, dessen Europageschäft von der Deutschland-Vertretung in Holzkirchen geführt wird. „Es ist ein Experiment“, sagt Geschäftsführerin Barbara Glanz. „Wir bieten ab Herbst verschiedene Reisen an, bei denen Smartphones und Laptops zuhause bleiben.“ Und als ob das nicht schon genug wäre, fügt Glanz hinzu: „ Auch digitale Kameras dürfen nicht mitgenommen werden.“
Keine Suche nach W-LAN, keine Suche nach Handynetz — tolle Motive werden einfach nur betrachtet, statt fotografiert. Keine Bilder für zu Hause. Alles nur im eigenen Kopf. „Die Erlebnisse werden dadurch intensiver“, sagt Glanz. „Wir wissen, dass es schwer sein wird. Aber wir probieren es aus.“
Ausgesucht hat der Reiseveranstalter dafür Touren, die sowieso gut gebucht sind. „Wir wollen niemandem die Möglichkeit nehmen, im Urlaub zu fotografieren und zu filmen. Deswegen ist das ein Zusatzangebot für alle, die mal etwas anderes ausprobieren wollen“, sagt Glanz. So führen die Digital-detox-Reisen beispielsweise im Oktober nach Ecuador, im November nach Thailand, im Dezember nach Indien und im Januar nach Marokko. „Das Reiseprogramm unterscheidet sich dabei nicht von unseren anderen Touren“, erklärt Glanz. Ein intensiver Kontakt mit Einheimischen gehöre ebenso dazu wie authentische Reiseerlebnisse.
Etwa 1000 Mitarbeiter kümmern sich bei Intrepid Travel um die Reisen und Wünsche der Kunden. Gegründet in Australien, hat der Veranstalter mittlerweile Büros in Neuseeland, Deutschland, England, Kanada, den USA und Südafrika. Dazu kommen die „Destination Companys“, also die Agenturen vor Ort. Es gibt Reisen nach Asien, Süd- und Nordamerika, Afrika, Australien sowie Ziele in Europa. „Wir bieten zirka 100 Reiseländer an“, sagt Glanz. Der Schwerpunkt liege dabei auf Südostasien und Australien, der deutsche Markt buche vor allem Vietnam, Indien, Kambodscha und Afrika. „Durch Europa reisen hauptsächlich Kunden aus den USA und Australien.“
Gereist wird in kleinen Gruppen, je nach Kategorie findet die Rundreise mit öffentlichen Transportmitteln oder Minibussen statt. „Manchmal müssen unsere Gäste auch auf Eseln von A nach B reiten“, erzählt Glanz lachend. Denn Umweltschutz und möglichst klimaneutrales Reisen stehen für den Veranstalter an erster Stelle.
„Unsere Gäste bekommen zu Beginn des Urlaubs eine Stofftasche, die sie für alle Einkäufe nutzen können. Das vermeidet die vielen Plastiktüten, die es beispielsweise auf Märkten gibt. Damit unterstützen wir ein Projekt für Frauen in Thailand, die diese Taschen für uns nähen.“ Das Unternehmen hat eine eigene Stiftung, die solche Projekte in vielen Ländern fördert (www.theintrepidfoundation.org).
Seit 2008 gibt es den Intrepid-Standort Deutschland, an dem Barbara Glanz ihre Ideen einbringt. Für Umweltschutzprojekte — auch innerhalb der Firma — und neue Reiseerlebnisse. „Unsere Digital-detox-Touren führen wir ab vier Teilnehmern durch“, verspricht sie. „Eine Reiseleitung ist wie sonst auch immer dabei. Und hat selbstverständlich ein Handy für Notfälle.“ Eine Reise ohne digitale Ablenkung — ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit. Wer sich daran kaum noch erinnern kann, sollte es einfach einmal ausprobieren.