Getrübter Badespaß an Europas Seen
Brüssel (dpa) - Der Sommer naht und damit auch der nächste Badeurlaub. Doch ein neuer EU-Bericht über die Sauberkeit europäischer Strände und Badeseen trübt die Vorfreude: Die Wasserqualität hat nachgelassen.
Der Sommer bringt dieses Jahr getrübten Badespaß an Europas Meeren, Seen und Flüssen. Zwar ist die Wasserqualität generell hoch - zuletzt hat sie aber deutlich nachgelassen. Das geht aus dem am Donnerstag (16. Juni) in Brüssel vorgestellten Jahresbericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) hervor. Auch in Deutschland hat das Wasser etwas an Qualität eingebüßt - aber nicht ganz so drastisch wie im EU-Schnitt.
Mit guten bis sehr guten Noten glänzte die deutsche Nord- und Ostseeküste. Nachgelassen hat dagegen die Qualität der Seen und Flüsse in Deutschland - 27 von ihnen mussten vorübergehend gesperrt werden, im Jahr davor waren es weniger. Die Zahl der Binnengewässer, in denen ein erhöhter Wert des Bakteriums Escherichia coli nachgewiesen wurde, verdoppelte sich nahezu auf 17. Ein Ostseestrand wies auch erhöhte Werte auf, musste aber nicht geschlossen werden.
„Diese E.coli-Werte sind nicht bedenklich“, sagte die Leiterin der Umweltagentur, Jacqueline McGlade. Stürme und Fluten hätten im vergangen Jahr verstärkt verschmutzte Erde in die Gewässer getragen. Das sei ein „natürlicher Prozess“, die Werte gingen von alleine wieder zurück. „Deutschland ist ein sicherer Badeort.“
Für den Bericht wurde die Qualität an mehr als 21 000 Badeorten in der EU getestet - 2285 davon in Deutschland. Zwar stammen die Daten aus der Saison 2010, doch zeigen sie einen verlässlichen Trend auch für dieses Jahr auf, heißt es in dem Bericht. Das Wasser wurde auf chemische, biologische und bakterielle Verschmutzung untersucht, darunter Säuren, Fäkalbakterien und Reinigungsmittelschaum.
Die saubersten Meeresstrände konnten Touristen in Zypern, Kroatien und Malta genießen. EU-weit wurde die Bestnote für Strände aber viel seltener als noch im Vorjahr verteilt, ihr Anteil ging um knapp zehn Prozent zurück. Vergleicht man nur die Qualität der Badeorte am Meer, landet Deutschland in der EU-Rangliste auf Platz zwölf. Die hinteren Ränge belegen unter anderem Belgien und Polen. Bei der Qualität der Seen und Flüsse steht Deutschland auf Platz neun.
Für Italiens Küsten gab es in der vergangenen Saison seltener gute und sehr gute Noten als im Vorjahr. Badegäste konnten aber auch hier die überwiegend hohe Wasserqualität genießen. Deutlich weniger Strände mussten geschlossen werden: Während in der Badesaison 2009 noch an über 300 Stränden Verbotschilder hingen, fiel die Zahl 2010 auf rund 30 zurück.
An Spaniens Küsten verschlechterte sich die Wasserqualität leicht. „Touristen können dort aber ohne Bedenken baden“, sagte die EU-Expertin.
Insgesamt erfüllten in der EU neun von zehn Gewässern die Mindeststandards. Besonders problematisch war aber die Qualität europäischer Flüsse: Nur ein Viertel erreichte die Bestnote.
Auf einer neuen Internetseite können Wasserraten vor dem nächsten Badeurlaub nachsehen, wie hoch die Wasserqualität an ihrem Urlaubsort ist (www.eea.europa.eu). Über das Wasserinformationssystem für Europa (WISE) lassen sich Daten zu einzelnen EU-Gewässern leicht abrufen.
Von 2012 an sollen an jedem Badeort in Europa Schilder Badegäste darauf hinweisen, wie gut die Wasserqualität ist - und ob das Schwimmen dort bedenklich oder gar verboten ist. Einheitlich Symbole sollen die Gewässer dann in vier Stufen einteilen.