Gotteshaus im XXL-Format: Die Sheik-Zayed-Moschee in Abu Dhabi
Abu Dhabi (dpa/tmn) — Größer, prunkvoller, teurer: An Rekorden mangelt es in Abu Dhabi nicht. Die gigantische Sheik-Zayed-Moschee ist nicht mal ein Superlativ, sondern nur die drittgrößte Moschee der Welt.
Dafür bekommen Besucher darin dann doch einen Superlativ sehen.
Ist das Indien? Nein, immer noch Abu Dhabi. Doch als die Sheik-Zayed-Moschee im Morgengrauen am Horizont auftaucht, ist der Gedanke an das Taj Mahal nicht fern: weißer Marmor so weit das Auge reicht, 80 Kuppeln, vier Minarette.
Es ist ein Gotteshaus im XXL-Format: 107 Meter hoch sind die Minarette, 1038 Säulen stützen das Gebäude, in dem 40 000 Gläubige Platz finden. Nur zwei Moscheen, in Mekka und Casablanca, in der Welt sind größer. Doch während Nicht-Muslimen in vielen Moscheen der Zutritt verwehrt wird, sind Besucher in der Sheik-Zayed-Moschee ausdrücklich erwünscht. 2012 kamen 4,7 Millionen.
Sie müssen sich jedoch an ein paar Kleidervorschriften halten. Das Sicherheitspersonal am Eingang ist streng — vor allem bei den Frauen. Ihr Kopf muss komplett verhüllt sein, wer zu enge Kleider trägt oder auch nur einen kleinen Spalt Haut freilässt, darf nicht rein. Reiseleitern, in deren Gruppen sich Frauen nicht korrekt kleiden, droht eine Geldstrafe und im Wiederholungsfall der Entzug ihrer Lizenz. So ist auch Ahmed peinlich darauf bedacht, dass keine Frau den Bus ohne Kopftuch verlässt. Doch immer noch haben die Wächter etwas zu mäkeln. Die in ihren Augen nicht korrekt Gekleideten müssen sich in schwarze Mäntel hüllen. Bei Männern sind die Regeln weniger streng.
Schuhe ausziehen müssen natürlich alle — das ist hier nicht anders als in allen Moscheen der Welt. Die islamischen Gesetze regeln das. Doch in der Sheik-Zayed-Moschee hat das Ritual auch einen ganz profanen Grund: Es schont den Teppichboden in der Haupthalle. Denn der ist eine Attraktion für sich. Mit 5728 Quadratmetern ist er der größte Teppich der Welt. Geknüpft haben ihn 1200 Iranerinnen in Handarbeit. Da er natürlich nie am Stück hätte transportiert werden können, lud Sheik Zayed die Frauen nach Abu Dhabi ein. Jede brachte im Flugzeug ihr Stück Teppich mit. Vor Ort wurden alle Teile zusammengefügt. 45 Tonnen wiegt das Kunstwerk.
Sein Gegenstück findet der Teppich an der Decke. Dort sind die verschlungenen Muster nicht geknüpft, sondern gemalt. An die Decke richtet sich der Blick jedoch vor allem wegen der imposanten Leuchter. Bis zu zwölf Meter sind diese hoch, bestückt mit edelsten Kristallen. Dank moderner Technik muss nicht einmal mehr eine Putzkraft auf die Leiter steigen — die Leuchter reinigen sich automatisch. Wie die Leuchter sind auch die Wände mit Halbedelsteinen besetzt.
Die Moschee war der Traum eines Mannes: 1998 ließ Sheik Zayed mit dem Bau beginnen. Erst neun Jahre später wurde das Gotteshaus fertiggestellt.
Was das alles gekostet hat? Niemand weiß das so genau. In Abu Dhabi kursieren nur Gerüchte. Von bis zu 350 Millionen US-Dollar (263 Millionen Euro) ist die Rede. Diejenigen, die es wissen müssen, wollen oder können sich nicht mehr äußern. Im Jahr 2004 starb Zayed, sein Sohn und Nachfolger Sheikh Khalifa bin-Zayed al-Nahyan, schweigt eisern über die Baukosten der Moschee. Doch in einem Land, in dem selbst Autobahnausfahrten mit Gold gepflastert sind, spielt Geld ohnehin keine Rolle.