Insel mit betörendem Duft
Nach der spannenden Erkundungstour lockt der leckere Wildschweinschinken.
Korsika. An den Berghängen zwischen Obst- und Olivenhainen macht sich ein Buschgemisch aus Lorbeer, Myrte, Ginster und wildem Erdbeerbaum breit. Angenehm herb steigt der Geruch der Macchia in die Nase. Es raschelt, brummt und zirpt: Unzählige Insekten summen ihre Liebeslieder. Das Mittelmeer leuchtet türkis. Die malerischen Orte laden zum Bummeln.
Der Frühling ist die schönste Zeit, den wunderschönen Süden Korsikas zu erkunden.
Saftiger Wildschweinschinken und schmale Salamirollen neben verführerisch duftendem, mit Rosmarin bestreutem Brot - herrlich. Daneben lagert in Reih’ und Glied dunkelroter korsischer Wein - lecker.
Ja, die Schaufenster der Alimentari in Zonza, dem kleinen Bergdorf zu Füßen des Col de Bavella, sind verlockend. Hier sollte man sich mit Proviant eindecken. Schließlich ist man unterwegs ins Bavella-Massiv. Und schon der Gedanke daran macht hungrig.
Die Straße schlängelt sich die Hänge des Massif de L’Ospedale mit seinen Korkeichen, Schwarzkiefern und Granitfelsen entlang. Immer wieder geben sie den Blick frei auf das Meer bis nach Sardinien. Nur einige Serpentinen hinter Zonza, und die Passhöhe Col de Bavella ist erreicht: Die Luft auf 1218 Metern Höhe ist klar. Laricio-Kiefern umrahmen die hoch aufragenden Felsnadeln, blumengesprenkelte Hochwiesen sind ideale Picknick-Plätze.
Hinweistafeln informieren über die Wandermöglichkeiten. Manche Wanderer steuern die spektakuläre Felsformation "Trou de la bombe", das Bombenloch, an. Kletterer nehmen zielstrebig den Pfad zu den Haken in den Aiguilles de Bavella, den markanten Kletternadeln. Es gibt für jeden Typ etwas - man muss kein absoluter Crack sein, um oben wunderbare Bergstunden zu erleben.
Nach einem Tag im alpinen Gelände warten die legendären Gumpen Korsikas. Über Bocca di Larone geht es in Serpentinen durch dichten Kiefernwald, in dem wie von Riesenhand verstreut Granitfelsen liegen, den Flusslauf des Solenzara entlang. Dort finden erhitzte Körper in den tiefen Naturbadewannen wohltuende Abkühlung.
Jetzt wird die Straße gerader, langsam rückt das Meer wieder näher, bis man schließlich in Solenzara, einem beliebten Bade-Ort, wieder aufs Meer trifft. Schon im Frühling locken Sonne und Meer zum Baden. Das Wasser ist mit seinen 18 Grad noch frisch, dafür klettert die Lufttemperatur auf deutlich über 20 Grad. Spektakuläre Felsenformationen und dichter Kiefernwald Etwas nördlich von Bonifacio Richtung Porto Vecchio - etwa auf der Halbinsel La Chiappa - reihen sich Korsikas berühmteste Stranddiven aneinander. Ein Muss ist die berühmte Doppelbucht Plage de Palombaggia, die in der Vorsaison noch wunderbar leer ist. Traumbucht Nummer zwei: die sechs Kilometer südlich gelegene Bucht von Santa Giulia.
Nach Sonne und Meer steht ein Bummel durch Bonifacio an: Eigenwillig thront Korsikas südlichste Stadt auf einem hohen Kalksteinplateau - so, als bewache sie die Meerenge, die die Insel vom nur 20Kilometer entfernten Sardinien trennt. 1500 Meter lang, 200 Meter breit ist das Plateau, auf dem Bonifacio II. aus Lucca im neunten Jahrhundert die Zitadelle errichtete. Viele Jahrhunderte war die stolze Schönheit umkämpft, mal von den Pisanern, mal von den Spaniern, mal von den Genuesen belagert. Seit 1768 gehört sie - wie ganz Korsika - zu Frankreich.
Auch heute noch ist im Gassengewirr der Ville Haute mit seinen hohen Häusern, den vielen Brunnen unverkennbar der ligurische Dialekt zu hören. In der Boulangerie mit den in Orangenwasser getränkten Kuchen, in den schicken Boutiquen und in den gemütlichen Straßencafés.
Kaum zu glauben, dass man in diesen engen Gassen, die ins Mittelalter versetzen, auf aktuelle Mode stößt. Schnell ist frau verleitet, Designer-Stücke zu erstehen, während "mann" auf der Straßenkarte das nächste Ziel ausfindig macht. Es gibt schließlich wichtigere Dinge als Shoppen - feines Essen: Das bietet Familie Milanini in ihrer Ferme Auberge Pozzi di Mastri zwischen Porto Vecchio und Figari.
Kerzenlicht beleuchtet die langen Holztische. Ein sanfter Pfirsichwein stimmt auf das Mahl ein. Auf die silbernen Platten kommt alles, was das Land hergibt: Lamm, Schaf, Schwein, Kräuter und Gemüse. Und der korsische Schafskäse mit Feigenmarmelade als krönender Abschluss duftet fast so gut wie die Macchia beim Wandern.