La Payunia: Die schwarze Wüste in Argentinien
Buenos Aires (dpa/tmn) - Auf den ersten Blick ist die Wüste La Payunia menschenfeindlich: schwarz, steinig, voller Vulkane. Auf den zweiten Blick aber finden sich am Westrand Argentiniens eine Oase, Flamingos und gastfreundliche Händler - und direkt daneben viel Wein.
Sie wird schwarze Wüste genannt und beherbergt einen der drei wichtigsten Vulkangürtel der Welt: In La Payunia, am Fuß der Anden in Argentinien, erheben sich Hunderte nicht mehr aktive Vulkane, dunkel und vom Wind umtost.
In dieser Ecke der Welt ist hauptsächlich Schwärze zu sehen, Trockenheit zu fühlen und Stille zu hören. Auf den rund 4500 Quadratkilometern der Payunia leben so gut wie keine Menschen. Nur einige Markthändler wohnen kilometerweit voneinander entfernt. Einmal im Jahr im September oder Oktober treffen sie sich zum Fest des Scherens der Guanakos, der wildlebenden Urform der Lamas.
Trotzdem ist die schwarze Wüste kein unzugänglicher Ort. Mit einem Pferd oder einem Geländewagen kann sie durchquert werden. In den warmen Monaten zwischen September oder April werden auch Wanderungen durch die Anden angeboten, auf dem Weg nach Chile oder auf einer der vielen Weinrouten, die sich durch die Provinz Mendoza ziehen.
La Payunia habe durchschnittlich 10,6 Vulkane auf 100 Quadratkilometern, erklärt die Vulkanforscherin Corina Risso von der Universität Buenos Aires. Das macht sie zu einer der Gegenden mit der höchsten Konzentration von vulkanischer Aktivität in der Welt, gemeinsam mit der Halbinsel Kamtschatka in Russland und dem Gürtel von Michoacán und Guanajuato in Mexiko.
In der Wüste haben die Ströme der schwarzen Lava unregelmäßige Trassen zwischen den teils kegelförmigen, teils breiten und offenen Vulkanen gebildet. Der berühmteste Vulkan ist der Payún Matrú. Sein Name bedeutet in der Sprache der Ureinwohner „Ort, an dem es Kupfer gibt“. Wie Kanonenkugeln liegen riesige Vulkansteine auf einem großen Teil des Gebiets verstreut. Sie wurden vor rund 2,5 Millionen Jahren bei Explosionen herausgeschleudert.
Die Rundfahrten durch die Payunia beginnen in der Stadt Malargüe oder im benachbarten Dorf San Carlos. Reisende können auch mehrere Tage in der Wüste verbringen und sich im Haus eines Markthändlers einquartieren.
Herr Aldo war der Erste, der sein Haus Besuchern geöffnet hat. Zu seiner weitläufigen Ranch hat er zwei kleine Zimmer mit jeweils eigenem Bad hinzugefügt. Sein Heim nennt er la Agüita, das Wässerchen. Vielleicht spielt er damit auf den Wassermangel hier an. In einem großen Becken aus Stein versucht Aldo den spärlichen Regen aufzufangen. Seine Söhne arbeiten als Reisebegleiter für die Gäste, seine Frau kocht das Essen.
Das Besondere an der Übernachtung in seinem Haus ist die Möglichkeit, die Nacht in der schwarzen Wüste zu hören - und den beeindruckenden nächtlichen Himmel zu sehen. „Manchmal taucht auch ein Puma auf“, sagt Aldo, während er in der Tür des Hauses steht und nach dem Abendessen eine Zigarette raucht. Außer Pumas gibt es hier im Nationalpark Füchse und Guanakos, die Schutz am Fuß der Vulkane suchen, weit weg von den Menschen.
Wie jede Wüste hat auch La Payunia ihre Oase. Es ist die Laguna de Llancanelo, ein 65 000 Hektar großes Feuchtgebiet, in dem rund 155 Arten von Wasser- und Landvögeln leben. Weit weg vom Schwarz der Wüste dominiert hier das Rosa der Flamingos, die wie Statuen am Seeufer stehen.
Hinter Llancanelo sind es noch rund 70 Kilometer bis zu einem kleinen Ort namens Las Leñas, der im Winter Zentrum eines bekannten Skigebiets ist. In den warmen Monaten ist die Gegend ungewöhnlich ruhig und günstig für einfache Aufstiege hin zu Seen und verborgenen Höhlen zwischen ganzjährig eisbedeckten Flächen. Auf der anderen Seite der Bergkette erstreckt sich chilenisches Gebiet.
Die Gegend ist reich an schönen Landschaften, aber auch an Gerüchen und Geschmäckern. Die Provinz Mendoza vereint 70 Prozent der Trauben- und Weinproduktion Argentiniens. Es gibt zahlreiche Touren durch die Weingüter, bei denen die verschiedenen Tropfen probiert werden können. Die Tour, die am nächsten an der Wüste liegt, trägt den Namen „del Oasis Sur“, zu Deutsch „über die Oase des Südens“. Sie führt zu Weingütern aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und durch mehr als 16 000 Hektar Trauben.
Hier werden Weißweine wie Chenín, Semillón, Chardonnay und Sauvignon Blanc sowie Rotweine wie Malbec, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Merlot und Syrah angebaut. Suter, La Vendimia, Las Tinajas und Lavaque gehören zu den mehr als 80 Weingütern, die auf der Tour liegen.