Mit der Baobab-Eisenbahn durch Mosambik
Cuamba (dpa/tmn) - Mosambik ist nicht gerade das El-Dorado für Zugreisen. Es gibt nur eine Strecke, auf der Touristen fahren können: zwischen Cuamba und Nampula, 350 Kilometer, zwölf Stunden. Doch die Schönheit vor dem Zugfenster entschädigt für alles.
Das Land der Frühaufsteher ist nicht Sachsen-Anhalt, sondern Mosambik. Nord-Mosambik, um genau zu sein. Wohin man hier auch will, immer geht es mitten in der Nacht los. Also stolpert der Besucher um 4.30 Uhr durch die stockdunklen Gassen von Cuamba, einem staubigen Kaff zwischen Indischem Ozean und Malawisee. Vor dem Eingang des weiß-blau gestrichenen Bahnhofs wartet schon eine lange Schlange von Mosambikanern. Aber die beiden niederländischen Rucksack-Touristinnen und der Deutsche werden sofort durchgewunken.
Es gibt nicht viele Individualreisende, die trotz der Warnungen in den Reiseführern die Nordhälfte dieses riesigen ostafrikanischen Landes mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereisen. Das Büchlein sagte schlechte Straßen, Stromausfälle und bescheidene Unterkünfte voraus. Stimmt so weit alles.
Auch das Zugabteil wirkt schäbig, der Kunstlederbezug der Bänke ist abgeschabt und aufgerissen. Aber man sitzt weich. Um 5.30 Uhr gellt ein Pfiff, erstaunlich pünktlich, und der Zug fährt an. „Er kann ja nicht wie die Minibusse hier mehrere Runden durch die Stadt drehen und weitere Passagiere einsammeln“, scherzt Alicia aus Utrecht.
Es dämmert, Nebelschwaden fliegen am offenen Fenster vorbei. Und dann bricht die Sonne durch die Bäume und lässt einen Tafelberg in der Ferne rosa leuchten. Ach, Afrika.
Der Zug bremst an ein paar Lehmhütten unter einem riesigen Baobab-Baum. Es ist der erste von ungezählten Stopps in den folgenden zwölf Stunden. Jedes Mal wiederholt sich die gleiche Szene und wird den europäischen Reisenden in all ihrer Exotik doch nie langweilig: Sofort rennen Händler herbei, sie balancieren Schüsseln mit Bergen von Mangos, Tomaten oder Bananen auf ihren Köpfen und halten lebende Hühner zum Fenster hoch. Im Lauf der Fahrt wird die gesamte Frischwaren-Abteilung eines Supermarkts am Fenster vorbeigetragen.
Der Zug zuckelt weiter, und es gäbe jetzt nichts Schöneres, als aus dem Fenster zu gaffen. Goldene Gräser, Maisfelder, mehr Baobabs, strohgedeckte Lehmhütten unter Mangobäumen und am Horizont eine Kette von blassblauen Felskuppen.
Abstecher in den Speisewagen. Hier trinken die Männer um 9.00 Uhr morgens schon tüchtig Bier. Afrikanische Popmusik scheppert aus dem Lautsprecher neben der vergitterten Bar.
Hinter dem Speisewagen beginnt die 3. Klasse. Die Passagiere sitzen hier dicht gedrängt, der Mittelgang ist voller stehender Menschen. Mosambik ist noch immer ein armes Land, auch wenn die Wirtschaft boomt und jedes Jahr Tausende Portugiesen in die alte Kolonie kommen auf der Suche nach Arbeit. Der Norden des Landes ist noch weit rückständiger als der Süden, wo Südafrikaner ihren Badeurlaub am Tropenstrand verbringen. Weil die nördlichen Provinzen die Opposition der Renamo unterstützen, investiert die sozialistische Frelimo-Regierung wenig. Der Frieden in Mosambik ist auch 21 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs noch zerbrechlich.
Am späten Nachmittag fährt der Zug in Nampula ein, das Wirtschaftszentrum des Nordens. Hier gibt es ein hübsches ethnografisches Museum und eine Kathedrale, die wegen ihrer Kuppeln „Gina Lollobrigida“ genannt wird. Die meisten Reisenden nehmen allerdings schnellstmöglich den Bus, um zu den Stränden des Südens zu fahren oder zur Ilha de Mocambique, über Jahrhunderte Hauptstadt von Portugiesisch-Ostafrika und seit 1991 Weltkulturerbe. Doch wohin die Reise auch geht — am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen.
Informationen:
Mosambikanisches Fremdenverkehrsbüro, Tel.: 06031/910 62, E-Mail: info@mosambiktourismus.de