Neue Welterbestätten erwarten Besuch aus aller Welt
Hamburg (dpa/tmn) - Bei Unesco-Welterbe denkt man an die Pyramiden von Gizeh oder Angkor Wat. Doch auch Deutschland hat seine Natur- und Kulturschätze. In den vergangenen Tagen sind vier neue zur Unesco-Liste hinzugekommen.
Nun bereitet man sich auf Besucher aus aller Welt vor.
Zum Welterbe geadelt zu werden, ist für eine Stadt oder Region ein touristischer Lottogewinn. Wer kannte vor einer Woche schon den Buchenwald Grumsin oder die prähistorischen Pfahlbauten in Süddeutschland? Nun gehören sie zum Erbe der Menschheit, offiziell mit Unesco-Siegel, und stehen auf einer Stufe mit Machu Picchu oder dem Grand Canyon. Und so bereiten sich die frisch gekürten Welterbestätten in Deutschland jetzt auf den Ansturm der Gäste vor.
Im Grumsiner Forst in Brandenburg, der gemeinsam mit vier anderen Buchenwäldern zum zweiten Weltnaturerbe in Deutschland erhoben wurde, spürt man schon jetzt das gestiegene Interesse. „Der Besucherdruck hat seit dem Wochenende zugenommen“, sagte ein Sprecher des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin am Montag. „Jetzt müssen wir schnell reagieren.“ Neue Wege sollen ausgeschildert, Parkplätze angelegt und die Ausstellung an den neuen Status angepasst werden.
Vor allem aus dem Ausland dürften nun mehr Besucher in den Serrahner Buchenwald kommen, erwartet Hendrik Fulda, Sprecher des Müritz-Nationalparks. Schließlich gebe es Touristen, die systematisch zu Welterbestätten fahren. Der Nationalpark wird für sie mehrsprachige Schilder aufstellen. Sie sollen anzeigen, wo der Welterbe-Teil des Nationalparks beginnt, und erklären, warum der Wald dort so besonders ist. Die Führung soll inhaltlich an den neuen Status angepasst werden. Neue Wege würden aber nicht angelegt, sagt Fulda: „Wir wollen natürlich keinen Massentourismus.“ Der Wald soll auch weiter geschützt werden.
Im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen soll das Wegenetz deshalb langfristig sogar ausgedünnt werden. Diese Maßnahme ist laut dem Landesbetrieb Hessen Forst aber lange beschlossen und hat nichts mit der Auszeichnung der Unesco zu tun. Für die Besucher soll es mehr Führungen und Vorträge zum Thema Weltnaturerbe geben. Die Ausstellung „Weltnaturerbe Buchenwälder“ soll überarbeitet werden.
Im Nationalpark Hainich plant die Parkverwaltung besondere Eingangsbereiche an der Grenze zum Welterbegebiet. Außerdem soll es auch hier Infotafeln und Faltblätter in englischer Sprache geben. Am Parkplatz Hainich an der Autobahn A4 entsteht ein Infopavillon zum Nationalpark und zum Welterbe. Die Parkführer würden derzeit fortgebildet, erklärte Nationalparkleiter Manfred Großmann. „Wir haben einiges überlegt, aber die Umsetzung wird noch dauern.“
Auch die von Walter Gropius entworfene Schuhleistenfabrik im niedersächsischen Alfeld will sich besser auf internationale Gäste einstellen. Es werde schon lange überlegt, einen Fagus-Unesco-Informationspunkt und ein Unesco-Zentrum in einem denkmalgeschützten Gebäudeteil neben dem Fagus-Werk einzurichten, erklärt Ausstellungssprecher Karl Schünemann. Nun hätten die konkreten Planungen begonnen. Das bisherige Angebot soll um mehrsprachige Infotafeln und Audio-Guide-Führungen sowie um Kopien von Zeichnungen des Künstlers erweitert werden.
Zusätzliche Führungen in mehreren Sprachen kann sich auch Klaus Janke von der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt vorstellen. Er rechnet mit deutlich steigenden Gästezahlen. Vor allem ab dem Beginn der kommenden Saison im April 2012 werden nach seiner Erwartung Welterbe-Touristen aus dem Ausland durchs Hamburgische Wattenmeer staksen. Der Nationalpark trägt seit Montag den Welterbe-Titel und ergänzt damit das seit 2009 bestehende Weltnaturerbe Wattenmeer.
Auf die Liste des Weltkulturerbes hat die Unesco außerdem prähistorische Pfahlbauten in Baden-Württemberg und Bayern gesetzt. Im Pfahlbau-Museum in Unteruhldingen am Bodensee zum Beispiel können Besucher den Sommer über beim Bau eines neuen Hauses zuschauen, sagt Peter Walter, Archäologe im Museum. Der neue Bau sei ein Gemeinschaftsprojekt mit der Unesco. Außerdem werde die Ausstellung zur Feier des neuen Titels um einige originale Stücke aus den Fundstellen am Bodensee erweitert.
Die Pfahlbauten am Federsee in Oberschwaben werden über einen archäologischen Wanderweg neu erschlossen. Außerdem sollen Besucher am Wochenende und in den Ferien den Archäologen vor Ort über die Schulter schauen können.