Neuseeland: Maori tanzen im Auckland Museum
Auckland (dpa/tmn) - Die Maori waren die Ersten, die „das Land der langen weißen Wolke“ entdeckten: Neuseeland. Ihre Traditionen hat Auckland zum Herzstück seines War Memorial Museum gemacht. Zugleich erzählt es von Kriegen und der kolonialen Vergangenheit der Insel.
Rau und durchdringend fährt der sonore Ton des Muschelhorns in die Glieder. Ein paar Besucher in der Eingangshalle zucken zusammen. So soll das auch sein: Mit dem Putara, dem traditionellen Instrument der Maori, führten die Häuptlinge früher ihr Gefolge an. Jetzt geleiten tätowierte Männer und Frauen mit ihm eine Touristengruppe aus der imposanten Eingangshalle in einen kleinen dunklen Raum im Inneren des Museums. Die „Maori cultural performance“ ist das Aushängeschild des War Memorial Museum in Auckland, der größten Stadt Neuseelands.
Eine Stunde lang versetzen Gesänge und Tänze das Publikum zurück in die Stammesgeschichte der Maori, der ersten Siedler des pazifischen Inselreichs. Lange Holzstäbe sausen schnell und präzise durch die Luft. Es wird geschrien, gegurrt, gestampft, geklatscht. Männer strecken angriffslustig die Zunge raus und brüllen „Ha!“. Frauen sind fürs Feine zuständig: Barfüßig und in Federschmuck gehüllt, führen sie den rituellen Tanz mit Poi (Maori für „Ball“) auf: Locker aus dem Handgelenk lassen sie die weißen Kugeln an Schnüren durch die Luft rotieren. Die Übung war ursprünglich dazu gedacht, Kraft und Flexibilität der Arme zu trainieren.
Die Sprache ist fremd, die Riten bleiben rätselhaft: Die Aufführung entlässt den Besucher dennoch mit dem Gefühl, einen kurzen Blick hinter die Kulissen der Maori-Kultur erhascht zu haben. Fast ehrfürchtig nutzen einige Urlauber im Anschluss die Chance, sich mit den Mitgliedern der Gruppe fotografieren zu lassen.
Das gesamte Erdgeschoss zeigt Gegenstände und Kunstwerke der Maori sowie von Völkern der Nachbarinseln Fidschi und Samoa. In den Vitrinen liegen geschnitzte Werkzeuge aus Stein und Holz, gewebte Teppiche und Schmuck aus grüner Jade. In einer großen Halle, dem „Maori court“, sind mehr als 1000 Heiligtümer wie Kanus, riesige Masken, Waffen und die orange leuchtenden Versammlungshäuser aufgebaut.
Die Geschichte der Maori ist ein wichtiger, aber nicht der alleinige Schwerpunkt des Museums. Im ersten Stockwerk wird die geologische und biologische Vergangenheit der Inseln erklärt. Längst ausgestorbene Tiere und Pflanzen geben einen Eindruck von der früheren Landschaft, im Vulkanraum werden die Bewegungen der Erdplatten und der Mechanismus der lavaspuckenden Ungetüme erklärt, die über das ganze Land verteilt unter der Oberfläche schlummern. Die Simulation eines sich täuschend echt anfühlenden Vulkanausbruchs im Hafen Aucklands inklusive flackernder Lichter, Donnern und wackelndem Boden begeistert vor allem die Kinder.
Im zweiten Geschoss tritt der Besucher in die Historie des Landes ein. Hierher rührt der Namenszusatz des Museums, „war memorial“. Die Dauerausstellung „Scars on the heart“ zeigt die Verstrickungen Neuseelands während des Ersten und Zweiten Weltkriegs und der Kolonialkriege in Afrika sowie Konflikte der Europäer mit den Maori. Zwei Hallen mit marmornen Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen in der Provinz um Auckland.
Mindestens ebenso beeindruckend wie der Rundumschlag der Epochen im Inneren ist der Schritt aus dem Museum nach draußen. Das 1929 errichtete Gebäude aus hellem Sandstein, dem Parthenon-Tempel in Athen nachempfunden, thront auf einem Hügel mitten in der Stadt. Umgeben von ausuferndem Grün, dem Auckland Domain Park, gestattet es einen 360-Grad-Blick von der Skyline über den Hafen bis auf das entfernt glitzernde Meer.
Service:
Das Museum ist täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, außer am 25. Dezember und 25. April, dem Nationalfeiertag. Von Erwachsenen und Kindern ab 15 Jahren wird statt eines Eintrittsgelds eine Spende von 10 neuseeländischen Dollar erbeten (rund 6 Euro), die aber nicht verpflichtend ist. Für die „Maori Cultural performance“ sind 25 neuseeländische Dollar (etwa 14 Euro) zu bezahlen. Die strengen Einreisebestimmungen finden sich im Museum wieder: Speisen und Getränke dürfen aus Angst vor Insekten nicht mit hineingenommen werden.