Reisekatalog aus 26 Hallen - ITB lockt in die Ferne
Berlin (dpa) - „Wo alles beginnt“ - mit dem Slogan wirbt das Partnerland Ägypten in diesem Jahr auf der ITB. Dort, auf der weltgrößten Reisemesse, fängt mancher Urlaubsplan an.
Mehr als 11 000 Aussteller aus über 180 Ländern buhlen auf der Internationalen Tourismus-Börse ITB (7. bis 11. März) um die immer zahlungskräftige deutsche Kundschaft - sei es mit japanischen Trommlern, griechischen Dichtern oder mit einem fußballerischen Vorgeschmack auf die EM im Nachbarland Polen und der Ukraine.
Der Reisebranche in Deutschland geht es blendend - auch wenn ihr wichtigstes Forum bei Ausstellern und Besuchern zuletzt nicht mehr merklich zulegen konnte. „Unsere 26 Hallen sind sehr gut belegt“, sagt Messeleiter David Ruetz. Wo einzelne Regionen schwächelten - etwa die Balearen - hätten wieder einmal die aufstrebenden asiatischen Anbieter den freien Platz gern eingenommen.
Die Messe gilt als riesiger Reisekatalog: Von Ayurveda-Massagen im Spa-Bereich des Sri-Lanka-Stands ist es nicht weit zur Präsentation der südostchinesischen Provinz Zhejiang mit ihren Seiden-Lampions und zu nicht alltäglichen Zielen wie Island, Uruguay und Malaysia. Bei zahlreichen Gewinnspielen winken Reisen an die Sehnsuchtsorte als Preis.
Auf der 23 Fußballfelder großen Ausstellungsfläche gibt es zahlreiche Gelegenheiten, hinter den eigenen Horizont zu blicken. Das touristische Entwicklungsland Usbekistan serviert Reis-Spezialitäten, Myanmar seine vielen noch kaum bekannten Sehenswürdigkeiten. Und die Kirchen vergleichen unter der Überschrift „Reif fürs Paradies“ die Glücksverheißung in Kirche und Tourismus.
170 000 Gäste werden in den Hallen am Funkturm erwartet, darunter 110 000 Fachbesucher. Für die Branche ist die ITB Forum und Konjunkturbarometer. Schon im vergangenen Jahr zeigte es freundliche Werte an - trotz internationaler Krisen und Katastrophen, sei es in Ägypten, Tunesien oder Japan. Die gestiegenen weltweiten Tourismuszahlen für 2011 zeigen, dass der Optimismus berechtigt war.
Wer beruflich auf der Welle mitschwimmen will, findet im „ITB Careercenter“ vielleicht eine Hochschule oder gleich einen passenden Arbeitgeber. Großen Andrang versprechen sich die Veranstalter in der eTravel World, wo auch neue Anwendungen für internetfähige Handys zu erproben sind.
Die ITB ist vor allem eine Fachmesse. Vor dem Publikumswochenende herrscht an drei Tagen nüchterne Geschäftsatmosphäre. Bei Tagungen diskutieren währenddessen Fachleute Trends und Themen wie den Fachkräftemangel, Menschenrechts- und Umweltschutz auf Reisen und die Frage, ob dem arabischen Frühling eine touristische Eiszeit folgt.
Damit es nicht so kommt, versucht das von Unruhen erschütterte ITB-Partnerland Ägypten, ein zweites Krisenjahr im Tourismus abzuwenden. Das Land schickt das muslimisch-koptische Chor-Ensemble Samaa auf Werbetour im wichtigen Markt Deutschland, stellt mannsgroße Henkelkreuze der Pharaonen auf Berlins Straßen auf und lädt zu Basaren in Bahnhöfen und Einkaufszentren. Sorgen vor einer islamischen Regierung müsse sich kein Gast machen, versichert Tourismus-Staatssekretär Hisham Zaazou vorsorglich. „Sie können in Badeanzügen und auch in Bikinis an unsere Strände kommen. Es ist ein offenes Land.“