Rum, Salsa und Son: Zu Gast in der „Casa de la Trova“ auf Kuba
Santiago de Cuba (dpa/tmn) - In der „Casa de la Trova“ in Santiago de Cuba spielen die Kubaner vor allem für die Touristen auf. Aber an den späten Nachmittagen des Wochenendes erobern sich die Einheimischen ihr weltberühmtes Gesangshaus zurück.
Der schlichte Raum hat große Fenster. Es gibt ein paar eng gestellte Tische, einen schmalen Tresen und nur eine kleine Holzbühne. Gerade so passt eine ganze Band hinauf. Die Tanzfläche davor ist nicht viel größer. Das ist es - die berühmte „Casa de la Trova“ im Herzen der Altstadt von Santiago de Cuba. Das berühmteste von Kubas Gesangshäusern, die dem Musikstil Son huldigen, den der Buena Vista Social Club weltberühmt gemacht hat.
Busweise werden Touristen in die Straße Calle Heredia geführt. Immer abends gibt es eine Show für sie mit Tamtam im ersten Stock, davor spielen an den Wochentagen noch Bands. Nur an den späten Nachmittagen und frühen Abenden am Wochenende gehört die unscheinbare Kneipe den Kubanern allein.
Die Santiagueros treffen sich dann nicht oben im Ballsaal, sondern unten in dem Raum mit der kleinen Bühne. Keiner macht sich besonders hübsch, die meisten Besucher tragen Jeans und T-Shirt. Einige wenige Alte haben ihren guten Anzug hervorgeholt. Es ist Open Stage - jeder, der will, darf etwas aufführen.
Zwei Jungs singen als blonde Popsängerinnen verkleidet Playback. Ein anderer johlt Geburtstagsgrüße durch das Mikrofon. Meistens wird das Publikum aber mit traditionellem Son beschallt. Rhythmische Salsaklänge animieren zum Tanzen. Die Refrains kann jeder im Raum mitsingen.
Es gibt einen Moderator, der die Beiträge ankündigt. Aber das Publikum im Raum - 100 Menschen vielleicht bei diesem Event, mehr stehen außen an den Fenstern und schauen herein - ruft dem Moderator in die Ansage hinein. Eine Hauptband begleitet die Sänger und untermalt die Einlagen. Dazwischen spielen sie immer wieder ein paar Stücke.
Nur dann verstummt das konstante Gemurmel im Saal. Die Stühle werden beiseite geschoben. Jeder versucht, zwischen den Stuhl- und Tischreihen zu tanzen - es gelingt nicht wirklich. Salsaschritte bekommt man hier - Po an Po, Arm an Arm - nicht hin. Aber alle haben Spaß.
Rumflaschen kreisen über die Tische. Eine besondere Sorte des Getränks gibt es bei einer Lotterie zu gewinnen. Vor der Verkündung des Tagessiegers peitscht sich die Menge hoch, der Moderator lässt Revue passieren, wer letztes Mal gewonnen hat. Und wehe, einer hat schon zweimal - er hebt drohend den Zeigefinger und lacht. Hier treffen sich die Bewohner von Santiagos Altstadt - und die weltberühmte „Casa de la Trova“, wo schon der Beatle Paul McCartney über mehrere Wochen jeden Tag an einem Tisch gesessen haben soll, wird zum Schauplatz eines Dorffestes.
Touristen verirren sich zu dieser Veranstaltung nur selten. Wenn, dann sind es welche, die zufällig vorbeikommen. Oder sie werden mitgebracht - wie von Maritza, die eine kleine Pension führt. Sie setzt ihre Gäste an einen der begehrten Holztische und fragt, ob sie nicht einen ausgeben wollen - für die Nachbarschaft.
Und die Aufführenden springen herbei und drängen die Fremden, ihre CDs zu kaufen. Damit finanzieren sie ihr Hobby oder ihr berufliches Dasein als Musiker. Und schließlich ist die „Casa de la Trova“ für sie heute ja auch umsonst - für die Touristenaufführungen im ersten Stock am Abend wird immer Eintritt fällig.